Der AfD-DAX

Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen.
Max Horkheimer

Woher die Wähler der AfD kommen (Quelle: Statista)


Wer aber wissen will, wie das deutsche Kapital zum Einmarsch der Faschisten in den Reichstag steht, der sollte es in Welt.de
nachschlagen:

Nach der Wahl reagiert die Börse überraschend ruhig auf das gute Abschneiden der AfD. Knapp vier Prozent der Wirtschaftselite sympathisiert sogar mit den wirtschaftspolitischen Vorstellungen der AfD.

Die Börse reagierte nicht nur überraschend ruhig, sondern mit einem Lächeln:

Der Dax gehörte in Europa sogar zu den Aktienindizes, die mit leichten Kursgewinnen in die Woche gingen.

Denn was ab jetzt die Volksgenossen repräsentieren darf, repräsentiert vor allem die Wünsche der Expropriateure:

Das offenbart eine Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger im Rahmen der Initiative „Leaders‘ Parliament“ unter 132 Führungskräften aus Unternehmen in Deutschland. Danach halten es 56 Prozent der Befragten offensichtlich für unproblematisch, daß demnächst rechtspopulistische Töne im deutschen Parlament zu vernehmen sein werden.

Wichtiger ist diesen Führungskräften zweifellos, daß andere Töne nun erst recht nicht vernehmbar sind. Denn die einzige im Bundestag vertretene Partei, die sich in den vergangenen Jahren gegen die neoliberale Ausbeuterei ausgesprochen hat, stellt dank der AfD nur mehr die kleinste zweitkleinste Fraktion im Parlament. Und die einzige Partei, die in der Lage wäre, massenhaften Protest zu mobilisieren, bezieht die Schmollecke und zeigt sich sogar stolz darauf, gar keine Machtoption mehr zu suchen, nicht mal auf der Straße. Derweil können die Lieblingslakaien des nationalen Kapitals, FDP, Union und Grüne, das durchsetzen, was sie für eigene Ideen halten:

Zunächst werde sich Deutschland mit sich selbst beschäftigen müssen. „Später dann wird man für ein Europa nach französischen Vorstellungen weniger Geduld aufbringen als unter einer Merkel-geführten großen Koalition”, sagt [der Fondsmanager bei Aberdeen Asset Management Wolfgang] Kuhn. Das werde den Status deutscher Bundesanleihen als sicherer Hafen stärken und den der europäischen Peripherie schwächen.

Also alles schnafte. Für die Ausschaltung einer auch bloß den Worten nach sozialen Alternative zum waltenden Scheißdreck haben die Faschisten erfolgreich gesorgt, und die kommende Regierung wird die französische Wirtschaft, die letzte im Euroraum verbliebene Konkurrenz des hiesigen Kapitals, ruinieren, mit den wohlwollenden Stimmen der AfD als Zugabe. Es läuft so rund, wie ein DAX-Vorstand es sich nur wünschen kann:

Tatsächlich könnte Macron einer der größten Verlierer der Bundestagswahl sein.

Wer von den Interessen des deutschen Kapitals nicht reden will, sollte auch von der AfD schweigen. – Meine Güte, würde dieser einfache Gedanke mal gedacht – wie viele scheinschlaue Kommentare wären uns seit Schließung der Wahllokale in Presse, Funk und Fernsehen erspart geblieben! Außerdem hätte ich mir (und Ihnen) dieses Posting sparen können.

Doch die Frage nach den Eigentumsverhältnissen stellen Qualitätsjournalisten leider nur, wenn die Antwort die Grundlagen des Geschäfts bestimmt nicht gefährdet.


Dienstag, 26. September 2017 1:39
Abteilung: Kaputtalismus, Man schreit deutsh

3 Kommentare

  1. 1

    Kleine Anmerkung vom Lektorat: Die LINKE ist zweitkleinste Fraktion, wenigstens die Nulpen von den Grünen haben sie noch überholt und zwei Sitze mehr im Bundestag.

    Das kommt davon, wenn man nach der letzten Hochrechnung nicht mehr auf die Resultate gucken mag. Da hab ich Fake News verbreitet, pardon. Aber ich habe das Detail – wie heißt das? – transparent korrigiert. Danke ans Lektorat! KS

  2. 2

    Danke. Sehr schön auf den Punkt gebracht. Eine klitzekleine, auch nur wenig tröstliche Korrektur sei mir gestattet: Nicht die Linkspartei, sondern die Grünen stellen die kleinste Fraktion (Linke 69 Sitze, Grüne 67), da kann die Göring-Eckardt noch so großsprecherisch vom Wählerauftrag schwadronieren, den sie angeblich für eine Regierungsbildung erhalten hätte.

    Auch Ihnen vielen Dank für die Korrektur, lieber Peter Remane! Sie ist inzwischen umgesetzt und ich bleibe von mir selbst peinlich berührt. KS

  3. 3

    Eine kleine Anmerkung bzgl. der obigen Betonung „nationalen“ Kapitals: Die Deutschland AG ist inzwischen Geschichte, jede zweite Dax Aktie ist in ausländischem Besitz
    https://www.welt.de/print/die_welt/finanzen/article164013919/Die-Zeiten-der-Deutschland-AG-sind-vorbei.html
    P.S.: Ich bitte noch um eine Beschimpfung der 400.000 ehemaligen Links-Wähler, die jetzt das Blaue vom Himmel herunter gewählt haben …

    Lieber M. Lund – das paßt doch: die Hälfte der DAX-Werte gehört internationalen Investoren und etwas mehr als die Hälfte der „Führungskräfte“ findet nichts am Wahlergebnis der AfD.
    Den Gefallen, die 400.000 Ex-Linkswähler zu beschimpfen, kann ich Ihnen nicht tun. Ich bin vielmehr froh, daß diese Dumpfmeister jetzt eine Partei gefunden haben, mit der sie sich ohne Rest identifizieren können. Das wird den Stand solcher nationalen Sozialisten wie Lafontaine in der Linken ordentlich wackeln lassen.
    Und wie es wackelt, können Sie an Oskars üblem Nachkarten in den vergangenen Tagen beobachten. Die Linke hat mehr Stimmen eingefahren als 2013, und der Kerl pestet wg. angeblich falschen Umgangs mit der „Flüchtlingskrise“ rum! Pfuideibel. KS

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