Der schreckliche Iwan (10): Wahnfried

Spiegel online schreibt heute über einen Fackelmarsch Kiewer Nazis zum Gedenken an den Hitlerfreund und Massenmörder Stepan Bandera: „Einige Tausend Anhänger rechter Parteien hatten am Donnerstag an dem umstrittenen Fackelzug in Kiew teilgenommen. Dabei war es auch zu einem Übergriff auf Journalisten des russischen Online-Senders Lifenews gekommen.“

Solche massenhaften Nazi-Kundgebungen mit anschließenden Hexenjagden sind in der Post-Maidan-Ukraine zwar seit Februar 2014 die Regel. Aber es ist eine große Ausnahme, wenn deutsche Massenmedien davon einmal Notiz nehmen. Damit das Ausscheren aus der Einheizfront nicht auffällt, biegt der zuständige Spon-Redaktör die Sache so hin, daß wir Lesertrottel sie nicht zu sehr, das heißt, auf die Art Ernst nehmen, wie sie es seiner Meinung nach verdient hat, und untertitelt: „Rußland wähnt Ukraine ‚auf den Spuren der Nazis‘“.

Denn bevor ein deutscher Qualitätsjournalist zugibt, daß in der Westukraine eine Gang aus korrupten Neoliberalen einen Haufen Nazibüttel den Staatsknüttel schwingen läßt, begreift er die eigene Sprache; also nie. „Wähnen“ nämlich bedeutet – laut Duden Herkunftswörterbuch – „irrigerweise annehmen“.

Es ist jedoch kein Irrtum, anzunehmen, daß ein Staat, der seinen Nazis so viele Freiheiten gewährt wie die Poroschenko-Ukraine ihren entmenschten Schlägertrupps, den Spuren folgt, die deren braune Stiefel treten. Aber ehe der Spon-Knecht sich darüber Gedanken macht, für die er nicht bezahlt wird, schmiert er lieber hin, der fackelnde Lynchmob sei eine „Steilvorlage für Moskau“. So kann man das auch sehen. Wenn man sein Gehirn gegen ein Smartphone und ein Spiegel-Abo eingetauscht hat, zum Beispiel.

„Die ukrainische Polizei nahm später einen Verdächtigen fest“, meldet Spon am Rande. Einen. Es handelt sich hier vermutlich um einen Putin-Versteher.

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