Monster. Magie. Makel

Mittwoch, 18. Juni 2014 15:49

In der Juni-Ausgabe der Zeitschrift Konkret wird Kay Sokolowsky schwer nostalgisch bei der Beurteilung des „Godzilla“-Remakes (oder, besser, -Reloads) von Gareth Edwards.

Via Facebook teilt anschließend Leser Christian Bechmann dem Autor folgendes mit:

Bechmann_Facebook_(c)_Kay_Sokolowsky


Sokolowsky hat sich über dieses ungewöhnlich schöne Kompliment gefreut wie nicht gescheit.

Ein paar Minuten später allerdings hat er begonnen, sich Sorgen zu machen: Was, wenn Herr Bechmann diesen „Godzilla“-Quatsch für theuer Geld ansehen geht und hernach stinksauer das Kino verläßt? (Denn um den neuen Big G. mögen zu können, sollte man zunächst die uralten Monsterkisten lieben, was Herr Bechmann ja gar nicht tut.) Muß der Autor dann dem genasführten Leser die Ticketmaut erstatten?

Sokolowsky hat zweifellos noch zu lernen, mit großem Lob umzugehen.

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Ich bekenne Farben (2)

Montag, 16. Juni 2014 14:38

Fan-Set_02_Aufmacher_(c)_Kay_SokolowskySie, liebe Leserin, lieber Leser, wollen gewiß endlich erfahren, worum es sich bei dem seltsamen Gegenstand handelt, mit dem ich Sie im ersten Teil dieser sagenhaft spannenden Serie allein und ratlos ließ. Sie müssen sich noch etwas gedulden.

Wer den Kitzel seiner Nerven aber nicht länger erträgt, der wird wohl bereits am Scroll-Rad der Computermaus drehen. Diesen elenden Spickern sei mitgeteilt: Die Kommentarfunktion ist für euch gesperrt. Solltet ihr das Kommentieren dennoch versuchen, wird es Konsequenzen haben. Fürchterliche, nicht zu beschreibende, unabsehbare Folgen. Dann rappelt‘s im Karton!

À pro pos: Zuletzt wurden Sie Zeugen, wie ich aus dem „Mega Familien Fan-Set“ eine Plastiktüte zog, die eventuell alles enthält, was nötig ist, um aus einem Ignoranten wie mir ein vollwertiges Mitglied der Volksgemeinschaft zu machen. Dann packen wir doch mal aus:

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Ich bekenne Farben (1)

Sonntag, 15. Juni 2014 2:08

Fan-Set_Aufmacher_(c)_Kay_Sokolowsky

Anläßlich der Fußball-Europameisterschaft 2012 habe ich mich hie und da sowie dort nicht eben freundlich über das ultranationale Gebaren deutscher Fans und der Fan-Industrie geäußert.

Die exzessive Verwendung der deutschen Flagge und ihrer Farben wurde von mir mit Worten kommentiert, die an Freundlichkeit stark zu wünschen übrig ließen. Ich führte mich auf wie ein Pestwurz, ein Intimpilz, ein ekler Spielverderber.

Nun jedoch, mit der Copa do Brasil, soll damit Schluß sein. Ein Ende der dauernden Nörgelei, des Defätismus und der Vaterlandsfeindseligkeit! Ist ja nur ein Spiel – hat doch nichts mit „Poledik“ (Volker Kauder) zu tun! Und für irgendeine Mannschaft muß man schließlich sein, sonst macht so eine WM gar keinen Spaß! Also warum nicht ausnahmsweise das deutsche Team supporten? Sind zweifellos nette Jungs, Multikulti überdies, können fabelhaft kombinieren und abschließen – weshalb nicht die?

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Frank Schirrmacher: Das könnte bleiben

Donnerstag, 12. Juni 2014 23:44

Der Tod des FAZ-Feuilletonchefs und -Mitherausgebers Frank Schirrmacher ist bedauerlich wie jeder Tod, und auch sonst besteht gewiß kein Grund zur Freude, daß dieser umtriebige Mann uns plötzlich entrückt ist.

Er war ein Schmock in jeder Faser seines Wesens, ein Meinungs- und Deinungsmacher von Geburt, ein Mann, dem noch so viel Kritik begegnen mochte – er dachte gar nicht daran, daraus zu lernen. Irgendwie imponiert mir solch ignorantes Verhalten – so wie mir damals, mit zehn, im Freibad die etwas älteren Jungs Eindruck verschafften, die vom Fünferbrett Arschbomben vorführten.

Ich bedauere aufrichtig, diesen quirligen Herrn Schirrmacher niemals persönlich kennengelernt zu haben. Ich glaube, daß wir uns leibhaftig richtig interessant ins Gewölle gekommen wären. Und ich halte es für eine metaphysische Frechheit, daß der bestimmt nicht dumme Herr Schirrmacher in einem Alter abtreten mußte, das bei echten Blödbratzen (Leni Riefenstahl, Helmut Schmidt) erst ein Startsignal für die zweite Karriere war. Schade um den Kollegen. Beileid den Hinterbliebenen.

Mein Respekt vor dem Verblichenen soll Ausdruck finden durch die Wiederveröffentlichung einer Parodie, die ich 2006 für die „Wahrheit“-Seite der Taz verfaßte. Sie paßt gruselig gut zum wirklich nicht lustigen Anlaß. (Meine Richtschnur fürs Schreiben von Parodien besteht seit 30 Jahren darin, daß der Parodierte kein kompletter Idiot sein darf, daß er satisfaktionsfähig sein muß. Schirrmacher konnte sich brillant aus jeder Bredouille flunkern. Auch deshalb werde ich ihn vermissen.)
—-
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Kreatiphe Orthogravie (3): Franzl auf Luftreise

Montag, 9. Juni 2014 1:21

Lustzerrissen_Aufmacher_08-06-14_(c)_Kay_SokolowskyÜber Basics gleichwie Poetik der unbedingt löblichen, weil die Sprache ins Wackeln bringende Fehl- und Flasch-, pardon: Falschschreibung habe ich mich hie und da bereits geäußert.

Deshalb heute nur wenige Morde, pardon: Worte. Der nach Dr. Freud genante, pardon: benannte Lapsus linguae tritt selbstverständlich ebenso häufig beim Schreiben wie beim Sprechen auf, vielleicht sogar häufiger. Denn die Schrift erfordert komplexere Hirn- und Handoperationen als das Alltagsgelaber („Alles gut?“ – „Selba?“) mit seinen zweidreihundert Phrasen sowie vierfünf Standardgesten. Es passieren daher auch schneller und mehr Fehler beim Dreieinhalbfingersystemficken, pardon: -tippen als beim akustischen Kommunikationsversuch. 999 von 1.000 dieser Regelverstöße sind weiter nichts als Ausweise für Halbalphabetismus und Wurschtigkeit. Manchmal aber birgt die Auster kein Labberfleisch, sondern eine Perle.

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Kreatiphe Orthogravie (2): Kartenjammer

Sonntag, 1. Juni 2014 21:49

Abgekatert_Aufmacher_(c)_Kay_SokolowskySprachen, die von Laien gesprochen werden und nicht allein von Schriftgelehrten, heißen lebende Sprachen, und das mit Recht. Denn was lebt, das hat und begeht Fehler, aber diese Fehler erst gestalten das Leben; vom evolutionären Überbau usw. nicht zu reden.

Was immer an Regel-
werken hochgestapelt wird – ob in Grammatiken oder Wörterbüchern –, ist bloß ein Versuch, dem wüsten Treiben der lebenden Sprache ein Korsett zu verpassen, damit nicht binnen weniger Jahrzehnte 3.000 Regionaldialekte in Deutschland gleichberechtigt durcheinanderquatschen und die Ansagen im Interregio selbst für trainierte Reisende unverständlich werden.

Ältere und alt gewordene Sprecher einer lebenden Sprache neigen allerdings dazu, diese Regelwerke, den Duden zumal, wie Naturgesetzbücher zu benutzen. Sie wollen, mit diesen vermeintlich kanonischen Schriften wedelnd, abwehren, was sich so wenig aufhalten läßt wie irgendeine andere Neuerung, die das Leben nun mal mit sich bringt.

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Großstadtdschungel, c/o Geranienweg

Sonntag, 25. Mai 2014 23:52

Eine abenteuerliche Szene aus dem alten Osdorf

Baerenfamilie_Geranienweg_(c)_Kay_Sokolowsky

DRAMATIS PERSONAE

EIN MANN (mit Fahrrad)

PAH, Jungbärin

PUH, Jungbär

URSA, Mutti

(In einiger Entfernung hört man einen Mann laut schnaufen. Er nähert sich rasch, vermutlich sitzt er auf einem Fahrrad.)

PUH. Da kommt er wieder!
Wie gestern!

PAH. Ja! Er kommt! Wie
vorgestern!

URSA. Nur die Ruhe.
Der kommt jeden Tag.

PUH. Das sagst du jedesmal. Und dann …

PAH. … ist er schon wieder weg. Entzieht sich seiner Bestimmung –

PUH. – als Beute!

URSA. Diesmal nicht, Kinder. Und bitte kein Gemoser. Ich hör das.

PAH. Puh! Sie schon wieder!

PUH. Pah! Immer dieselbe Leier.

(Das Schnaufen ist ganz nah. Fahrradgeklapper. Jemand steigt mit schweren Beinen aus dem Sattel.)

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Arno Schmidt: Gedanken zur Europawahl …

Samstag, 24. Mai 2014 22:44

… und weshalb die AfD und die CDU nu ma gah nich wählbar sind:

„Christlich-Abendländische Kultur !?“ Wenns Denen nach gegangen wäre, hielten wir heute noch die Erde für ne Scheibe mit Rom oder Jerusalem in der Mitte: aus Kant und Schopenhauer hätten sie n Scheiterhaufen gemacht, dann tüchtig Goethe und Wieland druff, und mit Darwin und Nietzsche angezündet!

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Aufgeschrieben – das nenn ich einen zeitlosen Dichter! – bereits 1953 in dem sowieso großartigen Ziemlichkurzroman Die Umsiedler.

Photo: Wikimedia Commons/Bundesarchiv

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