Im zweiten Corona-November

Freitag, 12. November 2021 22:08


Irgendwann ist jeder tot
das läßt sich nicht vermeiden.
Coronazi, Covidiot –
ganz gleich, sie müssen scheiden.

Alle beißen mal ins Gras
das läßt sich nicht bestreiten.
Kuh Mensch Wurm Spatz oder Has –
begrenzte Haltbarkeiten.

Es bleibt der Tod ein Mordsskandal
der schlimmste Fall der Fälle.
Doch hast du leider keine Wahl
auf der finalen Schwelle.

Und wenn du dann hinüber bist
ist deine Welt zuende.
(Es wär ein ziemlich großer Mist
falls man noch was empfände.)

Irgendwann ist jeder tot
mancher geht schon morgen.
Mit dem Lebensabendrot
vergehen auch die Sorgen.

Und so mir einer unterstellt
ich wollt fürs Totsein werben
dem sag ich aus der Unterwelt:
Mein Todfeind ist das Sterben.

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Tadel und Lob

Freitag, 1. Oktober 2021 22:13


Zugegeben – ich hab’s vergeigt. Versemmelt, vergurkt, verdattelt. Erst die ganz dicke Hose markiert, nun sooo klein mit Hut. Wer sich lustig machen will über den Auguren Sokolowsky, der darf und soll es tun; ich habe Spott verdient.

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Alles für die Tonne

Donnerstag, 23. September 2021 23:48


Ob und wen alle diejenigen wählen, die im Prinzip
mit der geltenden Staatsordnung einverstanden sind,
scheint mir sehr wenig belangvoll.
Jedes Parlament, ob seine Mehrheit links oder rechts
vom Präsidenten sitzt, ist seiner Natur nach konservativ.
Denn es muß den bestehenden Staat wollen –
oder abtreten. Es kann nichts beschließen,
was den Bestand der heutigen Gesellschaft gefährdet,
also auch nichts, was denen, die unter der geltenden Ordnung leiden,
nützt. […] Überlege jeder, daß er mit jedem Schritte,
den er zum Wahllokal lenkt, sich öffentlich zur Erhaltung
des kapitalistischen Staatssystems bekennt.
Frage er sich vorher, ob er das tun will.
Erich Mühsam: Der Humbug der Wahlen (1912)

Wahlen im bourgeoisen Staat sind immer noch, wie zu Mühsams Zeiten vor mehr als einem Jahrhundert, ein „Humbug“. An solchen Wahlen teilzunehmen und der eigenen Stimme mehr als ein paar Nanogramm Gewicht beizumessen, ist ähnlich illusorisch wie die Hoffnung auf den Euro-Jackpot. Nein, illusorischer. Daher stehe ich nicht an, kurz vor der Demokratiesimulation am kommenden Sonntag einen Rat zu erteilen, welches unter den Übeln, die da gewählt werden wollen, das kleinste sei. Ich sage nur, wovon ich in jedem Fall abrate.

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Neue Hamburger Ötikette

Donnerstag, 26. August 2021 21:18


1

Schöne Lödy, trönk möt mör
bötte Sökt odör oin Bör!
Öch lög dön Ömpfpoß hör vor dör
ond dazo das Hörz von mör.

2
Öch hötte löber koinen Froind
als oinen, dör gemoin vernoint
geömpft zo soin. Dör öst moin Foind
wör sogt ond tot, was ör och moint.

3
Sö möchten oinen Tösch zo fömpft?
Görn, dör Hörr! Sönd Sö geömpft?
Nöcht daß dö Behörde schömpft
ond oin Gost dö Nose römpft.

4
Von Pöseldorf bös Allermöh –
öndlich sönd wör froii! Zwoi-Gö
erlöst ons von dör Pandemö.
Bös Tschöntschör löspelt: „Öhm, och nö.“

Photo (Ausschnitt):
„Corona Distance at Kosaka Hospital (2)“,
by Mr.
ちゅらさん [CC BY-SA 4.0],
via Wikimedia Commons

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Die Strenge der Länge

Freitag, 20. August 2021 19:19


Es gab und es gibt viele Schlauberger, die es für einen der größten Fehlgriffe der Akademie zu Stockholm, wo nicht gar eine Albernheit halten, daß der Literaturnobelpreis im Jahr 1902 an den Historiker Theodor Mommsen
für sein Lebenswerk Römische Geschichte verliehen wurde. Dies sei, so die Klugschwätzer, doch gar keine schöne Literatur, sondern bloße Geschichtsschreibung und Mommsen mitnichten ein Poet, sondern, bestenfalls, ein Nacherzähler.

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Confessio cholerica

Freitag, 6. August 2021 15:22


Ich leide unter jähem Zorn
seit je, ja, seit ich zürnen kann.
Ich habe auch als alter Mann
den Hitzkopf leider nicht verlorn.

Verloren ging mir in der Zeit
bloß Gutes Jahr um Jahr. Und zwar
zum Beispiel auf dem Haupt das Haar
und in dem Kopf die Leichtigkeit.

Was habe ich kaputtgehaun
in meiner raschen rohen Wut !
Es reißt so leicht die Schnur vom Hut
sehr schwer ist das Zusammenbaun.

Mein Ärger gleicht dem frischen Pils
nein, seinem Hut aus hohem Schaum.
Er ist verzischt bevor ich kaum
vom Kelch genippt and felt the thrills.

Moral:
Der Rausch des wilden Augenblicks
tut mir nicht wohl und bringt auch nix.

Photo: „The Bitter Potion (SM 1076)“,
by Adriaen Brouwer (artist)/Horst Ziegenfusz
(photographer), [CC BY-SA 4.0],
via Wikimedia Commons

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Ich sing mir eins (Nachtrag)

Donnerstag, 29. Juli 2021 0:09

Das Schönste an einem Geburtstag ist auch für einen alten Zausel wie mich immer noch (bzw. immer mehr), Gaben zu empfangen, die von Herzen kommen und zu Herzen gehen. Deshalb muß ich Ihnen, liebe Leserin, werter Leser, unbedingt zeigen, was ich am Morgen des 24. Juli 2021 auspacken durfte – nämlich THE BEST BIRTHDAY CARD EVER (from the best Martina ever):

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Ich sing mir eins

Samstag, 24. Juli 2021 0:01


Mein Sternbild ist der Löwe
vorne heiß ich Kay.
Ich wär gern eine Möwe
nicht so gern ein Hai.

Doch von allen Wesen
bleibt ganz ohne Flachs
im Guten wie im Bösen
mein Totemtier der Dachs.

Ooch nach achtenfümpzich Jahren
kann ick dat getz glatt so saren.

Photo:
„North American badger (22840922527)“,

by Thomas Quine [CC BY 2.0],
via Wikimedia commons

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