Round midnight: Sie haben Pest
Es wird Ihnen gestern zweifellos nicht entgangen sein, daß die Überwachungsstaatsaffäre namens „BKA-Gesetz“ vom Bundesverfassungsgericht erheblich zurechtgestutzt wurde – und mit dem Gesetz sein glühendster Verfechter, Thomas de Maizière.
—Wie nun würden Sie, wären Sie Chefredakteur der ARD-Tagesthemen, die Aufmachermeldung über den erfreulichen Prozeßausgang illustrieren lassen? Mit der Sauertopfvisage des Ministers? Oder mit einem Photo der monströsen BKA-Zentrale in Wiesbaden? Vielleicht hätte es auch ein Cartoon getan: Verfassungsrichter haut dem Bundestrojanerpferd mit einem Paragraphensymbol den Kopf ab, oder so ähnlich dämlich. Aber lange nicht so seltsam wie das, was dem amtierenden Chef von ARD-Aktuell, Kai Gniffke, eingefallen bzw. bei der Abnahme nicht weiter aufgefallen ist. Schauen Sie selbst:

Tagesthemen, 20.4.2016 (Screenshot ARD-Mediathek)
Seit bald drei Stunden denke ich über die Graphik rechts von Frau Atalay nach. Und komme nicht drauf, was sie bedeuten soll (die Graphik, nicht Frau Atalay). Da hängt ein Brief-Icon an der Wand, unter dem „Mail“ und über dem die Zahl „86“ steht. Aber was hat das mit dem „BKA-Gesetz“ zu tun? Oder dem Verfassungsgericht? Bzw.: Läßt sich ein Spitzel- und Schnüffelgesetz noch harmloser illustrieren? Noch irreführender?
—Daß Kai Gniffke ein, „mal sagen“ (Dittsche), relaxtes Verhältnis zur Abbildung der Wirklichkeit in seinen Nachrichtensendungen hat, wußte ich schon. Aber mittlerweile interessieren ihn ja nicht mal mehr die Bilder an sich!
—Kann natürlich sein, daß ich einfach zu doof für die Tagesthemen und ihre, wie heißt das? Metaebenen? – nee: Gniffkeleien bin. Vielleicht, geschätzte Leserin, werter Leser, können Sie mir weiterhelfen?
—Alle eingesandten Interpretationen und Analysen werden in diesem Blogpost veröffentlicht und nicht in den leider etwas unbeachteten Kommentaren. (Und, bei der Gelegenheit: Die Kommentare zum „Heiteren Ratespiel“ von gestern können erst am Freitag veröffentlicht und belohnt werden. Denn: Wenn Sie sich das bereits jetzt auf den Kunstmärkten der Welt hoch gehandelte Meisterwerk „Fingerpimmel“ sichern wollen [autorisierter Reprint], bleibt Ihnen noch Gelegenheit bis zum 21. April, 23.59 Uhr. Toi, toi, toi!)