Vanity fair

Grad als ich dachte, ich hätte mich an meine neue Weltberühmtheit gewöhnt und könnte gelassen, ja, lässig mit der scheuen Bewunderung der Hamburger umgehen, geschieht das hier: Ich steige aus der S-Bahn und sehe vor mir das Campact-Plakat, auf dem ich so schöne rote Waschbäraugenringe habe.

Campact-Bahnhofsplakat_(c)_Martina_Sokolowsky

Ehrliches Gesicht, denke ich. Ein gerader Typ. Weiß, wovon er redet. Ernst, wo‘s sein muß, humorvoll, wenn‘s paßt. Keine falsche Bescheidenheit: Ich mach was her als Polit-Ikone!

Nun erst bemerke ich einen jungen Mann, der den Anschlag ebenso interessiert wie ich betrachtet. Ich stelle mich schräg hinter ihn und könnte wetten, daß er genau den Quadranten ins Auge faßt, auf dem ich abgebildet bin. Wenn er sich jetzt umdreht, kriegt er den Schreck seines Lebens, so viel ist mal sicher. Womöglich wird er vor Aufregung ohnmächtig.

Soll ich hier stehenbleiben und seine Reaktion abwarten? Darf ich das? MeinZartgefühl rät mir, mich davonzuschleichen. – Nein, für Star-Rummel und Fan-Hysterie bin ich einfach nicht geschaffen!

Außerdem habe ich die Autogrammkarten zu Hause vergessen.

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