Archiv für die Abteilung 'Aphone Aphorismen'

Schnipsel: Silvester 2019

Dienstag, 31. Dezember 2019 17:31


Gestern begriff ich, daß morgen ein neues Jahr beginnt.

Deshalb habe ich heute eine abgegrabbelte Kladde nach Texten durchgeflöht, die irgendwie zum Finis/Initium anni passen. Und, hallo!, ich fand einige Stückchen, die den Druck nicht verdient haben, aber hier, in dieser Art Notizbuch, eine passable Figur machen.

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Abteilung: Aphone Aphorismen, Aufgelesen, Bored beyond belief, Kaputtalismus, Lieder ohne Werte, Schnipsel, Selbstbespiegelung, Unerhört nichtig | Kommentare (7) | Autor:

Grüße von Amrum

Freitag, 9. August 2019 20:57

Lieber Orthwien,
jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Abend und meist auch in der Zeit dazwischen sitzt ein Austernfischer auf dem Dach unserer Pension oder dem First des Nachbarhauses und ruft: „Gehweg! Gehweg! Gehweg!“ Unermüdlich, ohne Rast, und nach vielen Stunden genauso lautstark wie zu Beginn. Gelegentlich jagt ein Trupp seiner Artgenossen knapp über die Dächer hin zum nahen Watt und schreit im Chor zurück: „Fick! Fick! Fick!“ Und so was steht unter Artenschutz.

PS. Wenn der Austernfischer doch mal eine Essenspause einlegt und zum Strand windsurft, stehen sogleich zwei Tauben auf seinem Stammplatz und – kein Witz! – turteln.

PPS. Ich bin mies in Nordfriesisch: Es mag also sein, daß die Austernfischergangs nicht „Fick! Fick! Fick!“ rufen, sondern „Fisch! Fisch! Fisch!“ (Könnten diese Krawallgeschwister aber gern leiser tun.)

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Abteilung: Aphone Aphorismen, Bored beyond belief, Selbstbespiegelung, Sommerfrische, Unerhört nichtig | Kommentare (2) | Autor:

Rück Ein Aus Blick

Samstag, 24. März 2018 1:18

Falls Sie, werte Leserin, lieber Leser, sich fragen, warum ich dieser Tage so wenig sage, obwohl weißgott sehr viel zu melden wäre …  Nun …

Vorhin stand ich in der Küche, schaute neben die Spüle und sah eine Reflexion der Welt, der Zeit, des Lebens, eine Metapher, die alles erklärt, bloß ohne Worte. Könnte ich malen, dies wär mein Motiv:

Ja!, so sieht es derzeit in meinem Hirnkastl aus. Sortiertes Chaos, forcierte Entropie. (Die Hoffnung, wenn eine ist, versteckt sich in den Details.)

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Abteilung: Aphone Aphorismen, Ich Ich Ich, Selbstbespiegelung | Kommentare (4) | Autor:

Aphone Aphorismen (10): Lüttje Lage

Dienstag, 23. Januar 2018 21:08


Dieser Satz ist kein Bonmot, keine Satire. Sondern eine empirisch überprüfbare These.

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Abteilung: Aphone Aphorismen, Die Spezies hat‘s verkackt, Kaputtalismus | Kommentare (2) | Autor:

Aphone Aphorismen (9): Pippilotta Cosplay

Samstag, 20. Mai 2017 1:58

Linie 21, 18.10 Uhr. Nah bei meinem alten Gymnasium besteigt ein Pärchen den Bus, das aus meinem Jahrgang sein könnte. Sie: die kupfernen Haare an den Schläfen zu Kleinemädchenantennen gezwirbelt, Klamotten am schlanken Leib wie für Hippies mit Bausparvertrag, vermutlich von Gudrun Sjödén in Taka-Tuka-Land fabriziert … Also, sie: die Augen geschminkt à la aufgerissen vor Lebenslust/Schalk/Neugier. Diese Frau ist Pippi Langstrumpf mit Mitte 50. trotz steigender Steifheit der Knochen immer noch raumgreifend beim Dauerquatschen und -kichern. Sie hat sogar – das stärkste Mädchen der Welt! – ihr treues Pferd auf dem Arm und trägt es rum, als wär es nicht mehr denn ein halber Dackel.

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Abteilung: Aphone Aphorismen, Stadtstreicherei | Kommentare (1) | Autor:

Aphone Aphorismen (8): NS Agents

Dienstag, 6. Dezember 2016 21:23


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Neulich der Gefährtin gedankenfrei auf die Voice-box gesprochen: „Ruf mich bitte zurück, wenn du dies abgehört hast.“

Sie antwortete vorher. Verdächtig.

Photo unter Verwendung von.: „phone signal“
by Mwtoews (Own work) [CC BY-SA 3.0],

via Wikimedia Commons

Abteilung: Aphone Aphorismen, Die beste aller Welten, Schwammintelligenz | Kommentare (0) | Autor:

Aphone Aphorismen (7): Mein ganzes Herz

Montag, 3. Juni 2013 21:29

Das größte Mysterium des Frischverliebtseins ist die Begeisterung für Kitsch gleich welcher Art. Wiewohl die Liebenden, sofern sie halbwegs gebildet sind, die Plumpheit und Effekthascherei der Kitschobjekte durchaus durchschauen, erliegen sie dem Geplärr des Schlagers, den Saccharinfarben des Nippes, den Schmachtblicken der Schmierenschauspieler voll Seligkeit und Wonne. Zieht freilich der Rausch vorbei, bezahlt das Liebespaar fürs blendende Glück mit Schamgefühlen aller Art und gerät in die erste große Krise. Denn nun fragt sich auch, ob das Gefühl füreinander gleichfalls ein Riesenkitsch ist. Das läßt sich nicht ausschließen. Wer aber nie ein Rummelplatz-Souvenir für das Schönste hielt, was ihm je zu Gesicht kam, der hat niemals geliebt.

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Abteilung: Aphone Aphorismen, Selbstbespiegelung | Kommentare (0) | Autor:

Aphone Aphorismen (6): Jedes Los gewinnt

Sonntag, 2. Juni 2013 22:37

Gelegentlich hat es den Anschein, als gäbe es nur mehr zwei Sorten von Kindern: Solche, die in Not verwahrlosen, und jene, die in Liebe überwacht werden. Während die einen keine Regeln mehr lernen außer der obersten der Warenwelt – wer nichts hat, bekommt auch nichts –, ist im Leben der anderen alles geregelt. Keinen Schritt können sie tun, der nicht vorgeplant, kommentiert, photographiert würde. Beim Besuch eines Jahrmarkts im reichsten Bezirk der reichsten Stadt Europas wird das zuckerwattierte Elend der rundum behüteten Kinder offenbar. Am Autoscooter drängeln sich ihre Eltern und Großeltern, um nur ja keinen Juchz- oder Wehblök der goldenen Kälber zu verpassen. Daß der Rummelplatz für Kinder über zehn Jahre ein Reservat sein müßte, wo niemand ihnen reinquatscht, ignorieren die Alten komplett.

Das Taschengeld zweckfrei auf den Kopf hauen für Süßigkeiten, Schießstand, Losbude, Kettenkarussell und natürlich den chaotischen Autoscooter, bis es dem Kind selbst zuviel wird, bis es den Betrug erkennt, der hinter den Sensationen der Kirmes steckt, bis ihm buchstäblich schlecht wird … Es war für den Präpubertierenden einst das größte Glück und die bitterste Desillusionierung. Anfänglich das mühsam zusammengeklaubte Klimpergeld verwaltend wie ein Pfeffersack, zum Schluß wie ein Nabob verjubelnd, von fern den Lärm der Lautsprechermusik und der kreischenden Altersgenossen wie eine Verheißung erlauschend, mittendrin vor Krach komplett den Verstand verlierend und wieder von fern die Geräusche des Jahrmarkts wie Hohnlaute hörend: Das ist nicht die schlechteste Lehre gewesen über die Hohlheit des Konsums und die Kürze erkauften Glücks. Die spätestkapitalistische Bourgeoisie allerdings möchte den Erfolg der Nachkunft mit solcher Vehemenz erzwingen, daß sie der Brut alles, was den Zieleinlauf gefährden könnte, vom Leib hält, besonders das Risiko, am Sinn jenes Erfolgs zu zweifeln.

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