Archiv für die Abteilung 'Selbstbespiegelung'

Eva heißt Mutter heißt Maria

Dienstag, 31. Dezember 2024 0:04



Dem Publikum, das meinem Blog verblieben ist, wünsche ich ein glückliches neues Jahr.
Ich beende das alte an diesem Ort, der übers Jahr bloß ein Archiv war, mit den Worten, die ich vor bald sechs Monaten am Grab meiner geliebten Mutter sagte. Es ist eine Geschichte, die ich den Geschwistern, Verwandten, Freunden unbedingt erzählen wollte, weil sie etwas Wundersames berichtet und weil sie einen Trost enthält, der mir über den nicht zu stillenden Schmerz seit Mutters Tod nicht wenig geholfen hat und hilft.
Man sehe mir, bitte, meinen Aberglauben nach; es ist nämlich keiner.

Am Abend, als Eva-Maria Sokolowsky, geborene Seiferth, mit 86 Jahren starb, fand das Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft statt, und weil die Deutschen auf dem Platz standen, wurde viel geböllert. Ich weiß nicht, ob Mutter das noch hörte; ich hoffe, nicht. Als wir an ihrem Sterbebett versammelt standen, war das Spiel bereits aus, und es wurde erst recht geböllert, weil Deutschland gewonnen hatte. Das konnte Eva natürlich nicht mehr hören. Ich fand es unwirklich, grotesk, so, als sähe ich einen Film mit der falschen Tonspur. Man hat hin und wieder derartige Träume kurz vor dem Erwachen, und ein bißchen wünschte ich mir, daß das, was ich gerade erlebte, auch ein Traum war und ich gleich aufwachen und ihn schnell vergessen würde.

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Abteilung: Per sempre addio, Selbstbespiegelung | Kommentare (4) | Autor:

Das war’s. War’s das?

Sonntag, 31. Dezember 2023 17:54


Still ist es hier gewesen übers Jahr. Es würde mich nicht wundern, wenn seit vielen Monaten kein Mensch mehr hat nachsehen mögen, ob es in diesem Blog was Neues zu lesen gibt. Nun ist nichts Falsches an der Stille, und ein Segen liegt auf der Ruhe, aber eine Art Notizbuch, in dem nichts notiert wird, hat in gewisser Weise keine Art.

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Abteilung: Director's Cut, Inside "Abfall", Qualitätsjournalismus, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (5) | Autor:

Festansprache

Montag, 24. Juli 2023 0:01


Schön, daß ihr da seid, nehmt bitte Platz.

Es kommt jetzt erst einer, und dann noch ein Satz.

Das Leben wird kürzer, also mache ich’s kurz:
Mein Alter ist mir insgesamt schnurz.

Ich weiß einen unreinen Reim auf die Sechzig,
doch den sag ich euch nicht, denn das rächt –

Cheers!

Foto: Martina Sokolowsky

Abteilung: Lieder ohne Werte, Selbstbespiegelung | Kommentare (6) | Autor:

Jahresend-Post

Samstag, 31. Dezember 2022 17:51



Das Älterwerden, liebe Leserin, geschätzter Leser, ist für niemand ein Vergnügen. Denn es hat bloß einen Bonus und sonst nur Mali. Über die Nachteile könnte ich Ihnen viel erzählen, das Sie eh schon wissen, könnte eine Mauer aus Klagen errichten, die freilich keinen beeindruckte. Also konzentriere ich mich auf den einzigen Vorteil des Entjüngens, und der heißt: Skepsis aus Erfahrung.

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Abteilung: Inside "Abfall", Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (7) | Autor:

γνῶθι σεαυτόν

Sonntag, 24. Juli 2022 0:04


Was ich nimmer lernen werde
in der Zeit auf dieser Erde –
Skisprung Eistanz Dribbeln Segeln
oder Hummeressensregeln –

– Schornsteinfegen Gipfelstürmen
Schwindelfreiheit auf den Türmen
Hundertfünfzigkiloheben
oder Untermfallschirmschweben –

– Harfe Flöte Violine
immer eine gute Miene
nett zu Menschen wie zu Tieren
Zenbuddhismus ausprobieren –

– Alles was ich nimmer knacke
und nicht mal im Traume packe
wird mit jedem Jahre mehr.
Auch als Neunundfünfziger

Hab ich reichlich Illusionen
will ein Schloß aus Luft bewohnen
doch die Luft wird dünn und dünner
für mich unerwachsnen Spinner.

Letztlich zählt nur was es gibt:
daß Martina mich noch liebt.

Abteilung: Lieder ohne Werte, Selbstbespiegelung | Kommentare (4) | Autor:

Jubiläumsansprache

Montag, 6. Juni 2022 19:08

Vor genau zehn Jahren startete ich – ohne besondere Erwartungen, aber mit etwas ästhetischem Ehrgeiz – meine Art Internetnotizbuch und war ziemlich stolz auf seinen doppel- bis dreideutigen Titel; bin es übrigens noch heute.

Mir gefiel, als alles anfing, die Vorstellung, Textbrocken und dubiose Gedankenfragmente, die sonst in der Schublade verschwunden wären, in die Wucherwüste des WWW zu pflanzen, wo sie, wie der kluge Stefan Ripplinger mal bemerkte, erst recht vergessen werden. Ich hatte keinen anderen Ehrgeiz als den, Satzgefüge, Skizzen und Spielereien zu veröffentlichen, die einem seriösen Redaktör anzudrehen ich nie den Schneid hätte. An diesem Vorsatz hat sich in zehn Jahren nur wenig geändert, auch wenn ich mich nicht immer daran hielt

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Abteilung: Bored beyond belief, Inside "Abfall", Selbstbespiegelung | Kommentare (14) | Autor:

Zeuge der Geschichte (26)

Donnerstag, 20. Januar 2022 18:49


Als ich vom Ableben des Schauspielers Eberhard August Franz Ewald „Hardy“ Krüger hörte, fiel mir sofort ein, wie gern ich als Knabe damit prahlte, daß mein Onkel Kurt dem Star zum Verwechseln ähnlich sah.

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Abteilung: Moving Movies, Selbstbespiegelung, Zeuge der Geschichte | Kommentare (2) | Autor:

No comment?

Freitag, 3. Dezember 2021 23:34

Vor gut einem Jahr schaltete ich die Kommentarfunktion in meinem Weblog ab. Ich hatte dafür gute Gründe und ich fühlte mich anschließend wie um einen Mühlstein erleichtert. Seit meinem ersten „Abfall“-Posting am 6. Juni 2012 hatte ich den Ehrgeiz, daß mein Blog eine arschlochfreie Zone sein soll. Aber wie‘s so geht im Leben, ging es nicht gut aus, denn irgendwann kaperten einige Figuren von ebenso miesem Charakter wie megalomanem Geltungsdrang die Kommentarspalte und klebten sich hinein wie die Kletten. Mit ihrem von jeder Rücksicht auf Grammatik, Interpunktion, Semantik und Etikette freien Gemöhre kosteten sie mich mehr und mehr Nerven sowie Lektoratsaufwand und bereiteten mir schließlich einen Verdruß, der auch durch die vielen freundlichen, klugen, gesitteten Kommentare nicht mehr ausgeglichen wurde.

Die Aussicht, weiterhin mit bigotten Schlaumeiern und falschen Autonomen, die sich in meinem „Abfall“ breitmachten, Zeit zu vergeuden, Zeit, von der ein Mann Ende 50 so viel nicht mehr übrig hat –: Diese Aussicht war mir zu trüb in ohnehin düsteren Tagen.

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Abteilung: Inside "Abfall", Selbstbespiegelung | Kommentare (6) | Autor: