Archiv für die Abteilung 'Per sempre addio'

Meine Party mit Anita

Freitag, 24. Juli 2015 0:00

Anita_O'Day_Tokio_1963_Vidcap_01Dies alte Sehnen, dieses alte Gefühl,
so jung in mir, wie ich längst nicht mehr bin.
So viele Runden um den Heimatstern
zu überstehen, Stücker zweiundfünfzig,
das heißt, das ordinäre Lebensjahr
per Zahlenzauber in das größere,
das Jahr des Lebens zu verwandeln.
Und jedes Annum schrumpft zur Woche –
die Zeit vergeht im Alter schaurig schnell.
(Und was folgt nun? Verlängerung?
—————————-aaaDie zweite Halbzeit? Eher nicht.)

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Abteilung: Discovery Channel, Lieder ohne Werte, Musicalische Ergetzungen, Per sempre addio, Selbstbespiegelung | Kommentare (3) | Autor:

Du bist der Boß!

Dienstag, 16. Juni 2015 22:56

Rowohlt_Trauerkraehen_01_(c)_Kay_Sokolowsky

Spontane Trauerkundgebung für Harry Rowohlt in der Osdorfer Feldmark (Hamburg)

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Kein Bär von geringem, sondern einer von eminentem Verstand hat sich leider, leider für immer in den Hundertmorgenwald zurückgezogen. Er verstand ungewöhnlich viel, zum Beispiel vom Geschichtenerzählen. Doch am meisten von der Sprache, aus der die Poesie zieht, was Sprache werden soll. Harry Rowohlt konnte gegen gewaltige Kleinigkeiten wie ein Satzzeichen polemisieren wie hierzulande sonst nur Gremliza und Henscheid. Und wahrte dabei stets einen warmen Ton, so, wie man es sich von einem großen Bären wünscht.

Ich habe einige Male mit dem bedeutenden Mann geplaudert, nie sehr lange. Kollegial, weiter nichts. Und ich möchte mich jetzt backpfeifen dafür, Rowohlt nie gesagt zu haben, wieviel Spaß und Bewunderung mir seine Übertragungen der Robert-Crumb- und Gilbert-Shelton-Comics seit dreieinhalb Jahrzehnten bereiten, wie oft ich Wendungen daraus benutze, etwa diese: „Puha, der Kammerjäger muß auf die Pirsch!“ Versemmelt, Sokolowsky, setzen, sechs.

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Per sempre addio, Qualitätsjournalismus | Kommentare (2) | Autor:

Vereins-Amt. (Für Michael Q.)

Donnerstag, 11. Dezember 2014 23:14

Kohlmeisenschwarm_(c)_Kay_Sokolowsky_01

Kohlmeisen schrein

Und taumeln kurzen Flugs zum Ast:

Bald wird es schnein –

Auch wenn’s euch gar nicht paßt!

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Abteilung: Adventskalender, Lieder ohne Werte, Per sempre addio | Kommentare (0) | Autor:

Gute Fahrt, Hotte!

Sonntag, 15. Dezember 2013 18:06

Der alte Scheißkerl Tod und sein Lumpenkumpel Krebs haben Horst Tomayer umgebracht. Wenn ich nicht wüßte, daß Hotte ein ziemlich pathosfreies Verhältnis zu den letzten Dingen hatte, würde ich jetzt eine Liste von Namen hinschreiben, die schon seit vielen Jahren auf einen Grabstein gehören, während Horst Tomayer dort noch lange nicht stehen sollte. Sondern Hof hielte in einer Gaststätte seines Vertrauens, ein Freund den Freunden, ein Gerechter unter den Menschen, ein Großer.

Als Schlußreimer, Kolumnist, Komiker, Gelegenheitsphilosoph und Rampensau ebenso begnadet wie als Überlandradler, Mopedcrack, Nacktbader, Halbegläserbierbesteller und Steinpilzexperte, ist mir an Hotte dies besonders bewundernswert erschienen: Er hat nie falsche Rücksicht genommen, sich niemals den Mund verbieten lassen. Und stets die Richtigen beleidigt. Meine Güte, wird er fehlen!

Mir und sehr vielen anderen. Die Redaktion von Konkret gedenkt Horst Tomayers auf ihrer Website sowie im kommenden Heft. Kollege René Martens hat für die Taz einen gleichermaßen warmherzigen wie kenntnisreichen Nachruf verfaßt. Und ich denke, daß ich jetzt weinen sollte, auch wenn das Hotte nicht so gut gefallen hätte. Fare thee well, Horst, gute Fahrt, addio!

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Gedenke Banks

Sonntag, 9. Juni 2013 23:10

Diese ganzen Systeme dunkler Planeten, diese Billionen von Quadratkilometern leeren Papiers repräsentierten die Zukunft des Gehirns, die Räume, die es in seinem zukünftigen Leben
füllen würde.

Falls es ein zukünftiges Leben hatte.
Bedenke Phlebas

Daß Iain Banks, der neben Robert Charles Wilson erheblichste Science-Fiction-Autor unserer Zeit, unheilbar an Krebs erkrankt war, wußte ich schon; er gab es ja vor ein paar Monaten mit seltener Gelassenheit und Würde bekannt. Daß Iain Banks tatsächlich sterben würde, habe ich bis vor ein paar Minuten für unmöglich gehalten. Ein Mann, der so überwältigend gescheite und phantasievolle Riesenschnurren wie Exzession, Welten und natürlich das singuläre Bedenke Phlebas geschrieben hat, darf nicht mit 59 Jahren sterben. Ein Mann mit soviel Geist und Takt und Stil und Witz und Menschenliebe soll sich noch mit 100 bester Gesundheit und, wenn er so gnädig sein mag, auch uns erfreuen. Aber der Krebs, der Scheißkrebs, der elende, verfluchte, brunzdumme Scheißkrebs liest keine Romane, jedenfalls keine guten, und knöpft sich zielsicher immer die Falschen vor. Immer. Immer.

Ich ziehe mich jetzt ein paar Tage vom Bloggen zurück und schnalle mir statt dessen Bedenke Phlebas, diese brillanteste Space opera der Literaturgeschichte, vor die Augen. Dann sieht es wenigstens niemand, sollte ich anfangen zu heulen.

 

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Per sempre addio: Michael Quasthoff

Sonntag, 9. Dezember 2012 9:00

Für Renate

Ich würde ihn gern anrufen, um ihn zu fragen, ob ihm das hier recht ist. Wahrscheinlich nicht. Er hielt nicht viel davon, machte man um ihn ein Gewese. Dann würde ich erwidern: „Michael, bitte, man wird doch nur einmal 55!“ Dann hätten wir über die Schnapszahl geflachst. Und wenn ich ihm gesagt hätte, daß ich als Aufmacher-Photo das magische Bild verwende, das Marion Gülzow von ihm mit seinem Wodka-Gläschen gemacht hat: Nun, dann hätte ich ihn schon zu Vierfünfteln rumgekriegt, glaube ich. „Kein Thema“, hätte er gesagt, um den Fall abzuschließen, „ich werd‘ ja nur einmal 55.“

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Abteilung: Per sempre addio, Selbstbespiegelung | Kommentare (1) | Autor: