Tag-Archiv für » Apokalypse «

Im Walde zu pfeifen

Dienstag, 21. Mai 2019 0:07


Wie läßt sich steuern, ohne zu lenken?
Wie wird zur Gabe, was wir uns schenken?
Wie soll das gehn, dies angstfreie Denken?

Das alles ist nur eine Frage der Zeit,
und die Antwort braucht keine Ewigkeit.

Wo schimmert Glanz, wenn alles verwittert?
Wo schmeckt es süß, wenn jeder verbittert?
Wo steckt die Tür, wenn die Welt sich vergittert?

Die Lösung dafür liegt im Laufe der Zeit
und gewiß vor dem Ende der Ewigkeit.

Wann wird das Mensch sich menschlich verhalten?
Wann hört es auf, sich in Klassen zu spalten?
Wann fängt es an, sich gerecht zu verwalten?

Das sind die Fragen unserer Zeit,
und die stellen sich seit einer Ewigkeit.

Was so ist, wie‘s halt ist, wird endlich vergehn.
Was immer uns blendet, wird nimmer gesehn.
Was wir seufzend erträumen, wird schöner geschehen.

Und schon sperrt weit auf, was lange verschlossen,
und aller Verdruß ist verflixt und verflossen,
und Mensch und Natur werden gerne Genossen.

Das alles passiert in der kommenden Zeit
und es hält dann mit Glück eine Ewigkeit!

Thema: Kaputtalismus, Lieder ohne Werte | Kommentare (4) | Autor:

Die letzte Instanz

Samstag, 18. November 2017 19:48

Eine „Konferenz der Trippelschritte beim Klimaschutz“ nannte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger die COP23. Der BUND kritisiert, daß die beschlossenen Regeln für die Überprüfung der nationalen Klimaschutzpläne sehr schwammig formuliert sind.
Pressemitteilung des BUND zum Abschluß der UN-Klimakonferenz in Bonn

Heute tagt das Weltgericht!
Angeklagt sind Sie und du
und die Menschheit noch dazu.
Hier kommt unser Live-Bericht.

Weiterlesen

Thema: Die Spezies hat‘s verkackt, Lieder ohne Werte | Kommentare (1) | Autor:

Die Spezies hat‘s verkackt (6)

Freitag, 20. Oktober 2017 13:36

An allen Enden dringen die Gase aus der Welthirnjauche,
kein Atemholen bleibt der Kultur und am Ende
liegt eine tote Menschheit neben ihren Werken,
die zu erfinden ihr so viel Geist gekostet hat,
daß ihr keiner mehr übrig blieb, sie zu nützen.
Karl Kraus: Apokalypse (1908)


Die Biosphäre unseres Planeten geht in einem Tempo zugrunde, das sogar bewährte Schwarzseher, also Leute wie mich, überrascht, vom Entsetzen zu schweigen. Am Mittwoch berichtete u. a. die Website der Süddeutschen Zeitung,
was niederländische, deutsche und britische Forscher kurz zuvor auf dem wissenschaftlichen Internetportal Plos one publiziert hatten:

Seit 1989 ist die Masse der Insekten [in Deutschland] um durchschnittlich 76 Prozent zurückgegangen. „Mitten im Sommer, wenn viele Insekten ihren Höhepunkt erreichen, war sogar ein Rückgang von 82 Prozent in den untersuchten Gebieten zu verzeichnen“, schreiben die Autoren.
SZ.de, 18.10.2017

Weiterlesen

Thema: Die Spezies hat‘s verkackt, Kaputtalismus | Kommentare (6) | Autor:

Ich habe Max Bahr auf dem Gewissen

Dienstag, 25. Februar 2014 22:48

Am Dienstagabend ließen die letzten Filialen der Hamburger Baumarktkette Max Bahr für immer die Rollgatter fallen. Aus diesem Anlaß soll hier ein Stück wiederveröffentlicht werden, das ich vor, meine Güte, 17 Jahren für die von den verehrten Kollegen Jürgen Roth und Michael Rudolf veranstaltete Anthologie Dreimal abgesägt und immer noch zu kurz schrieb. Nun sage noch mal einer, Literatur richte nichts aus! Max Bahr jedenfalls habe ICH erledigt. Ich bin der Baumarktterminator. Hat gedauert, ja, aber heute war es soweit. Und das hier hat‘s angerichtet:

Die Baumarkt-Apokalypse

1   Dies ist die Offenbahrung Max Bahrs, die ihm der Gott des Baumarkts gegeben, den Kunden zu zeigen, wo der Hammer hängt, und er hat sie gesandt durch seine Filiale in Hamburg-Osdorf zu mir. / Ich, der auch euer Bruder ist, Kunden des Baumarkts, und Mitgenosse eurer Trübsal und Qual, war dort um des Wortes des Gottes des Baumarkts willen und um des Zeugnisses Max Bahrs. / Und siehe, ich sah eine Halle sonder Maß und Regale sonder Zahl. Und ich hörte hinter und über und unter mir eine große Stimme wie eine Posaune, die sprach: „Herr Schrumpff in die Innendeko!“ / Und ich wandte mich um, um und um, um zu sehen nach der Stimme. Und als ich mich wandte, da sah ich siebentausend güldene Leuchter, scheußlich wie die Schrecken im Heu, sah Schreibtisch-, Pendel-, Scheiben-, sah Küchen- und Keramikleuchter.

Weiterlesen

Thema: Director's Cut, Kaputtalismus | Kommentare (0) | Autor:

Aphone Aphorismen (3): Ozymandias gewidmet

Donnerstag, 30. Mai 2013 23:00

Eventuell besteht das letzte Problem, das der Kunst zu lösen bleibt, darin, einen Müllhaufen schön aussehen zu lassen. Und zwar nicht, indem sie den Unrat so lange arrangiert und ausleuchtet, bis er sich in ein Objet trouvé verwandelt, sondern indem sie ihn nimmt, wie er ist. Keine Romantik, kein Pathos, keine Provokation: Das hatten wir alles schon, und der Erkenntniswert hielt sich in Grenzen. Die Spezies legt höchsten Wert darauf, Spuren im Kosmos zu hinterlassen, dafür hat sie sich Kultur und Kunst angeschafft. Doch wenn die Menschheit irgendwann verschwunden ist, wird nichts von ihr bleiben als die Verwüstung, die sie global betrieben hat, eine Vernichtungsorgie, die zuletzt auch gegen alles sich richten dürfte, was die Schöpfungskraft der Spezies dokumentiert.

Einzig dieses Weltkulturerbe wird Jahrmillionen überstehen: Niemals kann die Ökosphäre der Erde sich erholen von unserem Talent zum Zermalmen und Zerstören. Der Genpool des Planeten für immer kastriert und defekt, die Ozeane stinkende Kloaken, die Kontinente überzogen mit Schutthaufen und radioaktiven Wüsten – ein ordentliches Spektrometer dürfte noch am anderen Ende des Spiralarms offenbaren, welchen Eifer, wieviel Ingenium wir entfesselt haben, um die Erde nach unserem Bilde zuzurichten. Aber von uns wird niemand mehr da sein, um dies gewaltigste Zeugnis menschlichen Strebens zu würdigen. Darum tut eine Kunst not, die sich dem Müll anverwandelt, die heute schon in Schönheit das beispiellos Häßliche zeigt, das die Spezies um Äonen überdauern wird. Aber wer könnte solche Kunst ansehen, ohne dabei allein Müll zu erblicken und sich entsetzt abzuwenden? Und vielleicht ist der Dreck, der rasend, planlos, fern jedes ästhetischen Strebens produzierte Dreck bereits die Kunst, die dabei versagt, ihn darzustellen.

Weiterlesen

Thema: Aphone Aphorismen, Bored beyond belief, Kaputtalismus, Unerhört nichtig | Kommentare (0) | Autor: