Une étoile est née


Er fliegt übers Feld fidel wie ein Reh,
er jagt durch den Raum wie ein jäher Komet,
und in seinem Schuh steckt ein Fußballmagnet:
Gesegnet bist du, Kylian Mbappé!

Solch einen wie dich gab es nicht seit Pelé,
solche Stärke plus Jugend mal Eleganz,
in Antritt und Abschluß solch Quecksilberglanz:
Ein Wunder bist du, Kylian Mbappé!

Er lächelt bescheiden, ein Mythos in spe,
er redet nicht viel, ihm reicht schon ein Satz,
viel lieber schafft er sich Platz auf dem Platz:
Vorwärts, mein Blauer, Kylian Mbappé!

Photo: „Kylian Mbappé“,
by Кирилл Венедиктов
[CC BY-SA 3.0 or GFDL],
via Wikimedia Commons


Sonntag, 1. Juli 2018 0:01
Abteilung: Bored beyond belief, Lieder ohne Werte

8 Kommentare

  1. 1

    Danke für das Hohelied auf den genialen Kylian Mbappė! Da ist sehr schön und treffend beschrieben, was sein Spiel zu einem Erlebnis macht. Wie sagte Tucholsky, das einzige Kriterium für Kunst ist immer noch die Gänsehaut. Bei Mbappé wird Fußball zu Kunst.

    Das Tucholsky-Zitat ist entzückend und paßt wie ein Schuß von Kylian ins Eck links oben. Danke Ihnen dafür! KS

  2. 2

    Einspruch!!! Nicht gegen den wunderbaren Mbappé natürlich, und auch nicht gegen die reizende Eloge – aber hätte Tucholsky „DSDS“, „The Voice“ oder das in geflügeldermatologischer Hinsicht noch viel schlimmere „Sing meinen Song“ gekannt, hätte er das mit der Gänsehaut nie gesagt.

    Es gibt m. E. zwei Arten von Gänsehaut: die aus Ekstase und die aus Grusel. Tucholsky meinte bestimmt nicht die zweite Sorte. KS

  3. 3

    Wie das gestrige Spiel gezeigt hat: Er mag gut Fußball spielen können, aber offenbar ist es heute für Ausnahmespieler Pflicht, bei der geringsten Berührung wie vom Schlag getroffen umzufallen und sich am Boden zu winden.
    Für derartige Versuche von Spielmanipulation halte ich eine Sperre für 10 Spiele und im Wiederholungsfall lebenslange Sperre für angebracht. Anders scheint diese Unsitte ja nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen zu sein.
    https://www.businessinsider.de/kylian-mbappe-world-cup-flop-2018-7?r=US&IR=T

    Lebenslange Sperre für Schauspielerei auf dem Platz? Ist das Ihr Ernst? Echt?! Und was gibt’s dann für ein grobes Foul mit anschließendem Kreuzbandriß beim Gefoulten? Chinesische Wasserfolter? Isolationshaft? Die Garotte?
    Es ist jedenfalls immer wieder erbaulich, mit echten deutschen Fußballkennern zu tun zu haben. Und darum bin ich seit 1982 stets für Frankreich. KS

    PS. Mbappé „mag“ nicht nur „gut Fußball spielen können“. Er spielt wie ein verdammtes Genie, Sie Seb.

  4. 4

    Schwalben können auch für Gerechtigkeit sorgen. Daß der heutige Freistoß zum französischen 1:0 durch eine Schwalbe Griezmanns zustandekam, war poetic justice angesichts der kaum geahndeten kroatischen Brutaltreterei. Dass die dafür weder gegen England noch heute gelbe Karten bekamen, ist mir unbegreiflich. Aber es sind ja die Richtigen Weltmeister geworden, also ist alles gut! *trikoloreschwenksmiley*

    Mein Kommentar zu Ihrem prima Kommentar steht hier. KS

  5. 5

    @Peter Remane
    Das Zitat war positiv gemeint. Es stammt aus einer Kritik in der Weltbühne von 1914/15, als Serge Diaghilevs Ballet Russe wieder einmal in Berlin gastiert hatte. Tucholsky vermißte den genialen Tänzer Vaslav Nijinsky. Der Geliebte von Diaghilev hatte 1913, während einer Südamerika-Tournee, an der Diaghilev wegen seiner Angst, im Wasser zu sterben, nicht teilnehmen konnte, überraschend eine Tänzerin der Truppe geheiratet. Daraufhin wurde er von dem entsetzten Diaghilev fristlos entlassen. Tucholsky schrieb:“ Ach, Nijinsky! … Nijinsky, wo bist Du? (…) Das einzige Kriterium in der Kunst ist immer noch die Gänsehaut.“
    https://de.wikipedia.org/wiki/Vaslav_Nijinsky

    Ich hoffe, daß mit dieser guten Erklärung alles weitere ebenfalls geklärt ist. KS

  6. 6

    Liebe/r Pentimento, danke für das Liefern des Zusammenhangs! Mir war schon klar, daß der gute Tucholsky das positiv gemeint haben mußte, und wollte nur meinem Zweifel Ausdruck verleihen, ob das Kriterium wirklich taugt – angesichts seines inflationären Gebrauchs und auch im Lichte meiner Selbstbeobachtung: Es gibt bestimmte Akkordfolgen, bestimmte Schwingungen, von denen ich Gänsehaut bekomme, obwohl ich genau weiß, daß es sich nicht um große Kunst handelt, während ich andererseits bei gr0ßer Kunst durchaus nicht immer Gänsehaut bekomme. Bei mir stellt sich eher die Empfindung ein, daß sich Räume ins Unbekannte öffnen – und mein Mund zum Staunen.
    Man müßte mal eine Studie machen über die individuellen psycho-physiologischen Reaktionen bei der Kunstrezeption – was Tucholsky seine Gänsehaut, ist mir wohl meine runterfallende Kinnlade.
    Ich hoffe, jetzt ist auch klar, daß mein Einspruch keinesfalls als Kritik zu verstehen war – nicht an Ihnen, Pentimento, und an Tucholsky schon gleich gar nicht. Peace out.

    So lob ich mir meine Kommentatoren – gescheit und höflich! Für die brunzdummen Grobheiten bin nämlich allein ich zuständig.
    Ihr Vorschlag, lieber Peter Remane, die psycho-physiologischen Reaktionen bei der Kunstrezeption wissenschaftlich zu erforschen, gefällt mir. Ich glaube wie Sie, daß es da eine ordentliche Bandbreite gibt. Ich zum Beispiel werde von großer Kunst oft zu Tränen gerührt, oft aber auch bleibt mir einfach die Luft weg. Es sind solche Momente, wie Brigitte Kronauer meint, echte Ekstasen, und bei jeder Ekstase fallen die Reaktionen individuell aus: Das wäre zu beweisen. KS

  7. 7

    Lieber Peter Remane,
    danke für Ihren Beitrag, den ich nicht unbeantwortet lassen möchte. Warum uns Kunst so berührt, ist letztlich nicht zu erklären. Daß sie tief in uns etwas in Schwingung versetzt und wir – jeder auf eigene Weise – darauf reagieren, ist aber eine Tatsache. Die Auslöser sind so vielfältig wie die Reaktionen darauf, doch sie haben immer mit Schönheit zu tun und damit, daß man sich aus dem Normalzustand befreit und in eine ekstatische, archetypische Ebene versetzt fühlt.
    Ob man (wie ich) in Tränen ausbricht oder ob man eine Gänsehaut bekommt, ob man den Augenblick anhalten möchte oder ob sich die Seele plötzlich weitet und man sich eins fühlt mit dem Universum oder mit der Natur – all das ist momentweise möglich. Ich finde, daß Tucholsky diesem geheimnisvollen Geschehen ziemlich nahe gekommen ist. Wie auch immer, gut ist, daß es Kunst gibt und daß wir uns von ihr berühren lassen können.
    Achja, und mit Verlaub, ‚brunzdummen Grobheiten‘ bin ich hier noch nie begegnet!
    Gruß, Pentimento

    Ja, SIE noch nicht. – Danke für Ihren schönen und klugen Kommentar! KS

  8. 8

    Lebenslange Sperre für Schauspielerei auf dem Platz? Ist das Ihr Ernst? Echt?! Und was gibt’s dann für ein grobes Foul mit anschließendem Kreuzbandriß beim Gefoulten? Chinesische Wasserfolter? Isolationshaft? Die Garotte?
    Es ist jedenfalls immer wieder erbaulich, mit echten deutschen Fußballkennern zu tun zu haben. Und darum bin ich seit 1982 stets für Frankreich. KS
    PS. Mbappé „mag“ nicht nur „gut Fußball spielen können“. Er spielt wie ein verdammtes Genie, Sie Seb.

    Ich glaube, für ein grobes Foul muss man in der Grundeinstellung weit weniger unsportlich sein, als für dreiste Betrugsversuche (nichts anderes ist solche Schauspielerei). Und das Bürschlein hat das ja auch nicht nur einmal gemacht, sondern wie ein waschechter Neymar bei JEDER sich bietenden Gelegenheit. Vielleicht keine lebenslange Sperre, OK – aber sofort vom Platz gestellt gehört so einer auf jeden Fall.
    Ich bin übrigens weder für die Deutschen noch für die Franzosen, noch sonstwen. Ich will nur gute und vor allem faire Spiele und Spieler sehen 😉
    Ich Seb

    Im Finale hat Mbappé kein einziges Mal „betrogen“ (wie Sie es nennen). Übrigens ist all diese Schauspielerei erst dann beklagenswert, wenn der Schiri drauf reinfällt. Wenn jedoch ein Fußballer krankenhausreif getreten wird, ist die Sache „in der Grundeinstellung“ auf jeden Fall unsportlich, nämlich geplante Körperverletzung. KS

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