Alle Jahre bieder (6)

Vorbei, erledigt, geschafft – endlich ist auch diese Weihnacht überwunden! Wieder hat niemand bekommen, was er sich wünschte, aber dafür haben alle gekriegt, wovon sie nie träumten. Aaa-ach!

Nächstes Jahr versuchen wir’s dann wieder wider jede Erfahrung und besseres Wissen. Eventuell kaufen wir nicht so viel Fleisch fürs Fondue und auch die Packung Lebkuchen-Spezialitäten bleibt im Laden. – Scheiß, natürlich werden wir erneut alles vergeigen! Denn was Weihnachten bedeutet und was wir daraus machen: Das sind zwo Paar Stiefel, die so gut zusammenpassen wie die Nordmanntanne und der Ständer für den Christbaum.

Darum in der Nachlese zum diesjährigen Jesu-Geburtstags-Beschiß einige besinnliche Bilder vom mit Abstand weihnachtlichsten Vorgarten in Hamburg-Osdorf. Wobei mein geschätztes Blog-Publikum gern mitraten darf, was das hier ist:

Ein Guantánmo für Weihnachtsmänner?

Ein Ausbildungs-Camp für Nikoläuse?

Ein Wettrüsten unter Freunden?– Sie dürfen natürlich Vorschläge unterbreiten.

Und dann war da am 24.12. im Internet-TV-Guide Klack.tv ein beeindruckend dummer Teaser für den schönen alten Defa-Film „Das kalte Herz”. Beim Lesen wurde mir angemessen kalt ums Herz:

Es ist ja schon zum Amoklaufen, daß die Disposition des großartigen Märchens von Wilhelm Hauff (ein Stück Poesie, das mich mehr als irgendeines beeindruckt hat in meinem Leben) einfach mal neugeschrieben wird (der arme Peter Munk schämt sich in Film wie Erzählung wie blöd, ein armer Schlucker gleich seinem Köhlervater zu sein, und nur deshalb verschreibt „Kohlen-Peter“, der auf dieser Seite der Zivilisation als Kohlenmunk-Peter bekannt ist, sich dem Deubel resp. dem Holländer-Michel).

Daß nur 24 Jahre nach dem Untergang der DDR die systemkonformen Vollidioten, die so eine Online-Datenbank bestücken, davon ausgehen, der „Original-Titel“ des Ostzonen-Stücks „Das kalte Herz“ von Paul Verhoeven laute „Heart of stone“ – das hat ja nicht mal Hermann L. Gremliza erwarten können, obwohl er sonst so ziemlich alles richtig prophezeit hat, was seit dem Fall des Eisernen Vorhangs passierte. (Und sich dafür gern selbst auf die Schulter klopft, aber das ist eine läßliche Sünde und eine andere Geschichte.)

Geschichte (weiß ich doch) wird von den Siegern geschrieben. Leider lassen die Dummbeutel, welche die dicken Hosen tragen, die Schönschreibung aus Kostengründen von denen mit den Flicken am Ärmel und am Hirn erledigen. Hinterher wird dann über den Verfall der Bildung usw. gejammert. Womit wir wieder bei Weihnachten wären und warum es nie wieder, ach ja.

Ah … Laß mal gut sein … Gu‘n Ru‘sch!

 

 

 

 


Sonntag, 29. Dezember 2013 0:33
Abteilung: Adventskalender, Bored beyond belief, Unerhört nichtig

Ein Kommentar

  1. 1

    Demnächst auf RBB:

    20:00 Uhr Snow White (DEFA 1961). Doku-Drama über eine Sozialarbeiterin, die sich rührend um sieben Kleinwüchsige kümmert, dann aber an einer schweren Lebensmittelvergiftung erkrankt.

    21:30 Red Hat (DEFA 1962). Ein kleines Mädchen kämpft gemeinsam mit seiner Großmutter gegen das Aussterben der Wölfe im heimischen Wald. Werden sie den Kampf gegen den mordlustigen Jäger gewinnen?

    23:00 Uhr Three Hazelnuts for Ashenbubble (DEFA / Filmstudio Barrandov 1973). Die Tochter einer reichen Familie ernährt sich von Nüssen und wird von einem Stalker belästigt. Ein Drogenproblem verschärft die Situation: Ashenbubble redet mit Tieren und halluziert allerlei dummes Zeug.

    Großartig! KS

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