Alle Jahre bieder (5)

„Was soll denn das, also bitte“: So murrt und möhrt‘s im Publikum (bilde ich mir ein), das zwar meistens meiner Meinung, aber nicht so glücklich ist, wenn ich fiese Dinge verbroite öber dö Hoilige Woihnacht. „Nur die Ruhe“, erwidere ich nun, „ich moin‘s doch gar nicht bös!“ Außerdem geht es immer noch schlimmer.

Den Beweis führt Eric Idle, der sowohl ein sehr großer Komiker ist als auch ein höchst durchtriebener Musikparodist. Schwer vorstellbar, daß er nicht irgendwann auch mal eine Satire auf den Weihnachtsliederdreck eingesungen hätte. Und, siehe!, Idle hat. Aber wie! Sein „Fuck Christmas“ aus dem Jahr 2006 ist gleich allen großen Parodien knapp davor, selbst ein Evergreen zu werden. Also, bitte – sitzen machen und mitsingen, sobald die Eröffnungstakte von „Jingle Bells“ verklungen sind. Denn dann passiert etwas völlig anderes. (Die entzückende Video-Collage hat Humberto Videla angefertigt.)

Womit auch die Frage beantwortet wäre, welche Melodey dem Liedgut vorzuziehen sey, das einem dieser Tage die Ohren schier abfaulen läßt. (Gebenedeit sei Idle übrigens für diese Zeile: „Fuck Rudolph and his stupid fucking nose!”)

Eine weitere Frage aus dem imaginierten Publikum – „Wollen Sö denn Woihnachten abschaffen?“ –, hat zum Glück ein anderer Monty-Python-Veteran für mich beantwortet. John Cleese erzählt in exquisitem Upperclass-Schnöselnäselenglisch, warum diese, ja: diese, die letzte Weihnacht aller Zeiten sein wird („Christmas is cancelled next year“). Hoffentlich behält er recht. (Den hübschen Trickfilm dazu hat Dean Whitbread gebastelt.)

Und dann sind da noch die Annette und der Thomas aus Hamburg, die mit zwei Wochen Verspätung an dem großen Gedichtwettbewerb teilnehmen wollen, den ich hier einst ausgeschrieben habe – meine treuen Leser werden sich hoffentlich erinnern. Nö? Zum Teufel mit euch!

Das hoffnungsvolle Lyrik-Duo legt einen Vierzeiler vor, der unbedingt ins Blog gehört. Ich kann dafür keinen Preis mehr verleihen (schluchz), aber eine Pracht ist er schon. Lesen Sie selbst und bitte laut:

Unverstanden
Zu Weihnacht reüssiert der Strohstern
als Tausendsassa nur höchst ungern,
liegt lieber neben Weinbrandbohnen –
und träumt von deren erogenen Zonen.

Okay, das war knapp an den Wettbewerbsbedingungen vorbei. Aber auf „Weinbrandbohnen“ die „erogenen Zonen“ reimen … Muß man erst mal bringen. Chapeau! Tres bien! Weiter so!

Und nun wünsche ich euch allen einen kuscheligen vierten Advent. You sentimental bastards!

 


Samstag, 21. Dezember 2013 20:55
Abteilung: Adventskalender, Unerhört nichtig

Ein Kommentar

  1. 1

    Jaa, lasst uns das Blut der Weihnachtsmänner und Rauschgoldengel trinken und ihre Brut zertreten!
    Aber warum in Dreiweihnachtsmännernamen will der gute Eric Weihnachten „ficken“? … Und auch noch Rentiere?
    Warum verbindet die englischsprachige Welt eine so schöne Tätigkeit stets mit Schlechtem?

    Dieser hübsche Kommentar war leider, leider im Spam-Ordner gelandet und lag dort lange unbeachtet. Der Moderator bittet um Entschuldigung! KS

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