George W. Bush (Will Ferrell, l.) plaudert mit George W. Bush (Will Ferrell, r.)
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Ich erging mich heute nachmittag in den albernen Abteilungen von YouTube. Nach einigen Klicks empfahl mir der Algorithmus unter anderem eine George-W.-Bush-Parodie von Will Ferrell. Weil ich Ferrells komisches Talent zwar schätze, ihm jedoch diese Nummer nicht zutraute, erwartete ich einen eher zähen spätpubertierenden Quark. Und dann das. Ich habe in einem Stück, fast dreizehn Minuten lang, gelacht geschrien gebrüllt und nach Luft geschnappt, gewiehert gegrunzt gegackert und nach Luft geschnappt, gejault gehechelt gewinselt und … Ich denke, daß Sie sich eine Vorstellung machen können.
Dies alte Sehnen, dieses alte Gefühl,
so jung in mir, wie ich längst nicht mehr bin.
So viele Runden um den Heimatstern
zu überstehen, Stücker zweiundfünfzig,
das heißt, das ordinäre Lebensjahr
per Zahlenzauber in das größere,
das Jahr des Lebens zu verwandeln.
Und jedes Annum schrumpft zur Woche –
die Zeit vergeht im Alter schaurig schnell.
(Und was folgt nun? Verlängerung? —————————-aaaDie zweite Halbzeit? Eher nicht.)
— Vor fünf Jahren, am 11. Februar 2010, startete dasSolar Dynamics Observatory (SDO) in einen geostationären Orbit knapp 36.000 Kilometer über Südkalifornien. Seither beobachtet die Sonde eine unnahbare Gottheit, die von den Menschen unter vielen Namen angebetet wurde (und seit neuerer Zeit in, natürlich: Kalifornien, in einigen Bergwäldern, wieder wird): Ra, Huitzilopochtli, Lugh, Mitra, Utu, Helios, Sol … Unsere Heimatsonne. Der brave Forschungsrobot sandte bislang 200 Millionen gestochen scharfe, weit über den Frequenzbereich menschlicher Augen hinausreichende Bilder heim. Daraus entstanden Zeitrafferfilme, deren spektakulärste und atemverschlagendste die Nasa nun zu einemJubiläums-Clipmontiert hat.
—Verdunkeln Sie den Raum. Schalten Sie die Telephone stumm. Drehen Sie die Computerlautsprecher auf; der hymnische Score (der sehr nach Jerry Goldsmith klingt) ist es wert. Klicken Sie auf „Play“ und „Full screen“. Entspannen – und den Blick bitte nicht abwenden:
Wenn Sie jetzt weiterlesen, haben Sie den Film wahrscheinlich bis zum letzten Take und Takt gesehen, und falls es etwas dauerte, bis Sie wieder in meine Art Notizbuch zurückkehrten, dann vermutlich, weil Sie wie ich die Nässe aus den Augen wischen mußten. Gestern versprach ich Ihnen, Bekenntnis abzulegen. Hier kommt es.
Wo ich schon mal beim Empfehlen bin: Eine handwerklich ebenso wie satirisch meisterhafte Entlarvung des verschwörungsirren Halluzinierens und seiner Mechanismen liefert Apophenia Productions mit einem Videoclip, in dem die fast drei Jahrzehnte alte „Zurück in die Zukunft“-Trilogie von Robert Zemeckis, und zwar speziell die zweite Episode, als messerscharfe Vorhersage des 11. September 2001 gedeutet wird. Zemeckis (bzw. Hollywood) wußte, behauptet das Feature, in den späten 80ern außerdem voraus, daß hinter all dem Unheil die Illuminaten stecken – „schudder, schudder!“ (Tick, Trick und Track; verdolmetscht von Dr. Erika Fuchs)
Und zwar für die folgende Abbürstung unseres obersten Militärpfaffen:
—„Joachim Gauck … Kann man den Mann nicht mal bei Veranstaltungen reden lassen, die seinem Amt angemessen sind? Richtfest von der Schulturnhalle? Oder Jubiläumsfeier vom Taubenzüchterverein in Bad Salzuflen? Dort gehört der Mann hin. (Im Mogelton des Verfassungsorgans:) ‚Nun öffnet den Schlag! Für die Freiheit!‘“
Priol gibt den Gauck
Zu hören und sehen in Urban Priols Jahreskehraus „TILT! – Tschüssikowski 2014“, das 3Sat noch (!) in der Mediathek vorhält und das außer der Gauck-Erledigung (ab 70‘38“) die vom Kabarettisten gewohnt souverän vorgetragenen Merkel- und Schröder-Parodien sowie viele gute Witze auf Kosten der richtigen Leute enthält. Eine bündigere Charakterisierung der Kriegsministerin als mit folgenden drei Worten geht einfach nicht: „… ihr aasiges Lächeln“.
—Gewiß, nicht alle Pointen sitzen, und die ziemlich chaotische Hin- und Herstolperei zwischen den Themen kann auch mal nerven. Aber Priol überspielt versemmelte Gags mit derart herzerfrischender Albernheit in Gestik und Mimik nebst ansteckender Freude daran, in Stimmen zu reden (zumal in diversen hessisch-rheinpfälzischen), daß ihm die Flusigkeit leicht zu verzeihen ist. Sie gehört ohnedies zur Bühnenfigur Urban wie das unter Starkstrom stehende Haar und ein Hemd, das, mit Raymond Chandler zu reden, „an einem Papagei zu bunt ausgesehen hätte“.
—Falls Sie in diesen trüben Tagen einen Lichtblick gut vertragen können: Urban Priol schafft es vielleicht, auch Ihnen heimzuleuchten. —