Das ist nichts Neues unter der Sonne, ich weiß – aber für mich, der außer einer Gürtelrose 1991 und Migräneanfällen seit der Pubertät nichts Bedeutendes zu leiden hatte, schon ein Novum: Sobald man, weil der Organismus schwer gestört ist, mehr als zwei Medikamente einnehmen muß, sind immer Biochemikalien dabei, die eben das bewirken könnten, was andere Mixturen verhindern sollen. Die bei einigen Patienten zum Beispiel jene Nervenschmerzen auslösen, welche das Nachbarpräparat in der Pillenbox bekämpft. Beeindruckend lang sind die Listen der potentiellen Nebenwirkungen jener Tabletten, die morgens, mittags, abends in mich hineinrutschen. Leider sind die Seiteneffekte höchst selten so beruhigend ausgemendelt wie der Priapismus (Dauerständer) hie und die Erektionsstörung (Schlappschwanz) da.

—Sondern meistens ist‘s zum Fürchten, was da statt Heilung angerichtet werden kann und sich zuweilen aufs scheußlichste ergänzt. Zum Glück habe ich ein Faible für Horrorstorys. Daher exzerpiere ich heute aus den Beipackzetteln meiner Artzeneyen; anderen Liebhabern des Morbiden zum Ergetzen und der Nachwelt zur Lehr‘.

—Die schönste Formulierung habe ich übrigens grün eingefärbt. Denn grün ist die Symbolfarbe sowohl der Auferstehung als auch der Gifte. Und weil man ja stets das Licht in der Dunkelheit suchen soll, freut es mich, daß ich für gelegentliche Denkstörungen, Verwirrungen, Benommenheiten und Aggressionen gleich zwei Pharmaka als Ausrede anbieten kann. Was uns nicht umbringt, das macht uns nur Berserker (frei nach Fritz Nießwurtz)!

Fraxiparina 0,8 ml (bis 13.2.2013)
Dosierung:
Je 1 Spritze morgens und abends

Anwendungsgebiete (Auswahl):
• Perioperative Thrombose-
prophylaxe
• Therapie tiefer Venenthrombosen

Mögliche Nebenwirkungen (Auswahl):
• Häufig: Subkutane Blutergüsse (Hämatome) an der Einstichstelle
• Selten: Allergische Reaktionen mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Temperaturanstieg, Kopfschmerzen, Nesselsucht (Urtikaria), Hautjucken (Pruritus), Atemnot (Dyspnoe), Verkrampfung der oberen Luftwege (Bronchospasmen), Blutdruckabfall
• Sehr selten: Fälle einer schmerzhaften Dauererektion (Priapismus)

Gabapentin 100 mg (seit 30.1.2013)
Dosierung:
1 Tablette mittags, 2 Tabletten abends

Anwendungs-
gebiete:
• Epilepsie
• Peripherer neuropathischer Schmerz

Mögliche Nebenwirkungen (Auswahl):
• Sehr häufig: Virusinfektion, Benommenheit, fehlende Konzentration, Müdigkeit, Fieber
• Häufig: Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen, Appetitlosigkeit, gesteigerter Appetit, aggressives Verhalten gegenüber anderen Personen, Verwirrtheit, Depressionen, Angst, Denkstörungen, Erektionsstörungen
• Gelegentlich: Langsame oder verzögerte Bewegungen, Herzjagen, Schwellungen an Gesicht, Rumpf oder Gliedmaßen

Novaminsulfon 500 mg (seit 30.1.2013)
Dosierung:
Max. 6 Tabletten täglich

Anwendungs-
gebiete (Auswahl):
• Akute starke Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen
• Koliken (krampfhafter Leibschmerz)
• Sonstige akute oder chronische starke Schmerzen, soweit andere Behandlungen nicht in Frage kommen

Mögliche Nebenwirkungen (Auswahl):
• Selten: Atemnot, Herzrhythmusstörungen, Hautausschlag, Agranulozytose oder Thrombozytopenie (verminderte Zahl der Blutplättchen im Blut)

Clopidogrel 75 mg (seit 1.2.2013)
Dosierung:
1 Tablette morgens

Anwendungs-
gebiet:
Verhinderung von Blutgerinnseln, Verringerung des Risikos für das Auftreten von beispielsweise Schlaganfall, Herzinfarkt oder Tod

Mögliche Nebenwirkungen (Auswahl):
• Häufig: Blutungen (Magen- oder Darmblutungen), Nasenbluten, Blut im Urin, Durchfall, Sodbrennen
• Gelegentlich: Magengeschwür, Erbrechen, Benommenheit/Schwindel, Taubheitsempfinden
• Selten: Gleichgewichtsstörungen
• Sehr selten: Gelbsucht, Atembeschwerden, Blasenbildung der Haut, Verwirrtheitszustände, Halluzinationen

ASS 100 mg (seit 1.2.2013)
Dosierung:
1 Tablette morgens

Anwendungs-
gebiete (Auswahl):
• Instabile Angina pectoris (Herzschmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen)
• Akuter Herzinfarkt
• Nach Operationen oder anderen Eingriffen an arteriellen Blutgefäßen

Mögliche Nebenwirkungen (Auswahl):
• Häufig: Sodbrennen, Erbrechen, Mikroblutungen
• Gelegentlich: Magen- oder Darmblutungen, Magen- oder Darmgeschwüre
• Selten: Anfälle von Atemnot, Schwellungen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf (Quincke-Ödem), Hirnblutungen
• Sehr selten: Nierenfunktionsstörungen

Simvastatin 40 mg (seit 12.2.2013)
Dosierung:
1 Tablette abends

Anwendungs-
gebiete:
• Erhöhte Blutfettwerte
• Prävention von Herz-Kreislauf-Ereignissen

Mögliche Nebenwirkungen (Auswahl):
• Selten: Nervenleiden in den Gliedmaßen (periphere Neuropathie), Blähungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blutarmut (Anämie), Gelbsucht, Haarausfall, Myopathie, Muskelkrämpfe
• Sehr selten: Leberversagen

Episode 1: Verschlußsache
Episode 2: Bulletin
Episode 3: Kassiber