Die Satire darf … Ehrensache
Die unge*biept*e Version nur auf Nachfrage, gern gegen Honorar.* – Genießen Sie die schönen Schopenhauer-Zitate! KS
* Leider bereits vergriffen. Admin
Jetzt, da alles gesagt scheint, was Presse und Mainstream-Publikum zur Staatsakte Böhmermann einfallen könnte, muß auch ich mal etwas sagen. Denn es ist natürlich noch lange nicht alles gesagt, vielmehr ein *biep*gottes, tautologisches Gewürge in Gang gekommen, das zwar gut zu Geistesriesen wie Volker Kauder („Jemand, der sich wie der türkische Staatspräsident persönlich [!] beleidigt fühlt, hat selbstverständlich [!] das Recht, dagegen juristisch vorzugehen“) paßt, aber weder dem Fall noch der Kunst gerecht wird.
—Als, sach ich getz ma: maßgeblicher Monograph der beiden Satiriker Michael Moore und Harald Schmidt und zudem als Verfasser satirischer Texte bin ich eventuell geeigneter, das heißt, kundiger denn ein deutscher Richter, um zu der Satire und ihrer Gerichtsbarkeit nicht bloß ein Urteil zu haben. Das wird Platz und Zeit brauchen; deshalb schneide ich den Satansbraten in drei Portionen. Das Kopfstück widmet sich der Ehre und ihrer vermeintlichen Lebenswichtigkeit. —
—Linkslaberale Opportunisten wie Heribert Prantl von der SZ („Die Satire Böhmermanns war mißglückt“ – als wäre Satire eine Glückssache!) – diese „schlechthinnigen“ (Henscheid) Qualitätsjournalisten *biep* den eigenen Stand und seine fundamentalen Voraussetzungen aufs ekligste, indem sie die Attacke der Bundesregierung gegen Meinungs- und Kunstfreiheit als Kunstgriff rechtfertigen und eine Rechtsprechung *biep*, *biep* (Uli Hoeneß z.iB. kommt aus dem Lachen gar nicht mehr raus, seit er die Objektivität der deutschen Justiz, ihre Blindheit für Klasse und politische Überzeugung kennengelernt hat.) Trotz der Evidenz einer von Herrschaftsinteressen *biep* in Deutschland, *biep*eln Prantl und sämtliche kritisch tuenden Kollegen seiner Art, durch die Anklage mit Empfehlung der Frau Kanzlerin werde jedenfalls für die Zukunft Klarheit geschaffen, et cetera, und das Gesetz, auf das der *biep* sich beruft, sei ja bald, bla bla bla.
—Bis zur Abschaffung des „Schah-Paragraphen“ 103 StGB sollen nun freilich mindestens zwei Jahre vergehen; und sie werden, versteht sich, ohne irgendein Geräusch vergehen … Und dann wird dieses steinalte Gut deutscher Rechtskultur mit den Stimmen einer vermutlich rot-grün-schwarzen Parlaments*biep* um weitere, sagen wir, vier Jahre verlängert werden, wegen der Prüfungen, der heiklen, weil verfassungsrechtlich relevanten und überhaupt –: Ach, das dauert!
—Derweil wird jede Verschärfung der gerichtsnotorisch den Artikel 1 des Grundgesetzes verletzenden Hartz-IV-Demütigungen binnen weniger Tage durchs Parlament ge*biep*t: Als wären hier nicht millionen Mal mehr Menschen betroffen; Menschen überdies, die den Ehrennamen *biep*! Denn sie haben niemanden *biep*. (Von der Hast, mit der die *biep*parteien an einer immer brutaleren, unmenschlicheren Asylgesetzgebung schrauben, gar nicht erst zu reden.)
—Der *biep* ehrlos ist auf ewig –: Dieser Vorgang erzählt fast so viel über die Postdemokratie und ihren Übergang in den Neofeudalismus wie die aktuellen Vermögensverteilungsstatistiken.
***
Wer immer nun argumentiert, es sei ja prima, daß die Gerichte sich mit der Sache befassen, denn dann könne sie endlich sauber geklärt werden, der hat nicht kapiert, daß es im Kern bei der aus Staatsraison zugelassenen *biep*korbklage um ein Relikt der Voraufklärung geht, das eben kein unveräußerliches Menschenrecht, eben kein integrales Element der menschlichen Würde ist, nämlich um die „Ehre“.
—Bevor ich mich – in der nächsten Folge dieser Mini-Serie – vor den brillanten, bewundernswerten Komiker Jan Böhmermann werfen werde, möchte ich deshalb über die Nichtigkeit reden resp. reden lassen, von welcher die Bundesregierung meint, sie sei es wert, einen schutzbefohlenen Bürger der Willkür einer offen *biep* Macht zu überantworten.
—Arthur Schopenhauer, gewiß ein starker Pfeiler in der Konstruktion von Abendland & Werthe, hat in seinen Aphorismen zur Lebensweisheit (Parerga und Paralipomena I, 1851) das vierte Kapitel den Begriffen „Ehre“ und „Ruhm“ gewidmet. „Von dem, was einer vorstellt“ ist dieser höchst luzide Essay Schopenhauers überschrieben, in dem der Charakter *biep* und seiner Alliierten, aber auch die Überflüssigkeit aller Händel im Namen irgendeiner „Ehre“ so erschöpfend und – für Schopenhauers Verhältnisse – menschenfreundlich abgehandelt werden, daß ich Ihnen die Lektüre des vollständigen Textes geradezu ans Herz lege, so Sie eines haben.
—Die Auszüge, die gleich folgen, müßten, in der Logik *biep*, umgehend zum Prozeß gegen den Privatgelehrten A. Schopenhauer, wohnhaft zuletzt Frankfurt/M., führen bzw. gegen seine Interessenvertreter heute (Verlage, Universitäten, ich). Denken Sie den Namen *biep* mit, wo Sie ihn hinhaben möchten.
—Zunächst erläutert Schopenhauer die Psychologie des Ehrempfindens (alle Fettungen von mir; K. S.):
In der That überschreitet der Werth, den wir auf die Meinung Anderer legen, und unsere beständige Sorge in Betreff derselben, in der Regel, fast jede vernünftige Bezweckung, so daß sie als eine Art allgemein verbreiteter, oder vielmehr angeborener Manie angesehn werden kann. […] [Die fremde Meinung] liegt allem unserm, so oft gekränkten, weil so krankhaft empfindlichen, Selbstgefühl, allen unsern Eitelkeiten und Prätensionen [Anmaßungen], wie auch unserm Prunken und Großthun, zum Grunde.
Dann nimmt der Aphoristiker sich die Logik des Ehrgefühls vor:
[Die] Ehre ist, objektiv, die Meinung Anderer von unserm Werth, und subjektiv, unsere Furcht vor dieser Meinung. […]
—Deshalb eben ist die verlorene Ehre nicht wiederherzustellen; es sei denn, daß der Verlust auf Täuschung, wie Verläumdung, oder falschem Schein, beruht hätte. […]
—Die E h r e hat, in gewissem Sinne, einen n e g a t i v e n Charakter, nämlich im Gegensatz des R u h m e s, der einen
p o s i t i v e n Charakter hat.
Wie ganz und gar nicht selbstverständlich, sondern kulturelles Phänomen, mithin vergänglich und ganz sicher nicht mit der Würde des Menschen zu verwechseln diese „Ehre“ ist, erklärt der Philosoph hier:
Daß nun dieser seltsame, barbarische und lächerliche Kodex der Ehre nicht aus dem Wesen der menschlichen Natur, oder einer gesunden Ansicht menschlicher Verhältnisse hervorgegangen sei, erkennt der Unbefangene auf den ersten Blick. […] [Weder] Griechen, noch Römer, noch die hochgebildeten Asiatischen Völker, alter und neuer Zeit, wissen irgend etwas von dieser Ehre und ihren Grundsätzen. Sie alle kennen keine Ehre, als die zuerst analysierte. Bei ihnen allen gilt demnach der Mann für Das, wofür sein Thun und Lassen ihn kund giebt, nicht aber für Das, was irgend einer losen Zunge beliebt von ihm zu sagen.
Wer seine Ehre fortwährend bedroht sieht, der ist auch sonst im Leben ein *Biep*, wie Schopenhauer en passant ausführt:
Seht [diesen Kodex des Unverstandes] an, wie er hier, auf deutliche Begriffe gebracht, in seiner erbärmlichen Beschränktheit vor euch liegt, und laßt ihn den Prüfstein nicht eures Herzen, sondern eures Verstandes seyn. Verwirft dieser ihn jetzt nicht; – so ist euer Kopf nicht geeignet, in dem Felde zu arbeiten, wo eine energische Urtheilskraft, welche die Bande des Vorurtheils leicht zerreißt, ein richtig ansprechender Verstand, der Wahres und Falsches selbst dort, wo der Unterschied tief verborgen liegt und nicht wie hier mit Händen zu greifen ist, rein zu sondern vermag, die nothwendigen Erfordernisse sind […].
Wie aber soll der vernünftig denkende Mensch mit Beleidigungen umgehen? Schlag nach! Bei Arthur:
Vielmehr ist ganz gewiß, daß jeder Vorwurf nur in dem Maaße, als er trifft, verletzen kann; welches auch daran ersichtlich ist, daß die leiseste Andeutung, welche trifft, viel tiefer verwundet, als die schwerste Anschuldigung, die gar keinen Grund hat. Wer daher wirklich sich bewußt ist, einen Vorwurf nicht zu verdienen, darf und wird ihn getrost verachten. […] Der aber muß selbst eine schwache Meinung von seinem eigenen Werthe haben, der sich beeilt, jeder denselben anfechtenden Aeußerung den Daumen aufs Auge zu drücken, damit sie nicht laut werde. Demzufolge wird, bei Injurien, wahre Selbstschätzung wirkliche Gleichgültigkeit verleihen, und wo dies, aus Mangel derselben, nicht der Fall ist, werden Klugheit und Bildung anleiten, den Schein davon zu retten und den Zorn zu verbergen.
Übrigens setzt die Ehrerbietung, auf die zumal der mächtige *Biep*ian so viel Wert legt, die Entehrung anderer voraus. Schopenhauer zitiert, um es kurz zu machen, zwei Verse aus Goethes West-östlichem Divan:
Wenn wir Andern Ehre geben,
Müssen wir uns selbst entadeln.
Zum Schluß seiner Abhandlung lehrt der Frankforter Meister, was es mit dem Ruhm auf sich hat und mit der Bewunderung, nach der auch, nein, gerade die Schändlichsten gieren:
So schwer es demnach ist, den Ruhm zu erlangen, so leicht ist es, ihn zu behalten. Auch hierin steht er im Gegensatz mit der Ehre. Diese wird Jedem, sogar auf Kredit, verliehen: er hat sie nur zu bewahren. Hier aber liegt die Aufgabe: denn durch eine einzige nichtswürdige Handlung geht sie unwiederbringlich verloren. […]
—Wäre hingegen die Bewunderung selbst die Hauptsache; so wäre das Bewunderte ihrer nicht werth. Dies ist wirklich der Fall beim falschen, d. i. unverdienten Ruhm. An diesem muß sein Besitzer zehren, ohne Das, wovon derselbe das Symptom, der bloße Abglanz, seyn soll, wirklich zu haben. Aber sogar dieser Ruhm selbst muß ihm oft verleidet werden, wann bisweilen, trotz aller, aus der Eigenliebe entspringenden Selbsttäuschung, ihm auf der Höhe, für die er nicht geeignet ist, doch schwindelt, oder ihm zu Muthe wird, als wäre er ein kupferner Dukaten; wo dann die Angst vor Enthüllung und verdienter Demüthigung ihn ergreift, zumal wann er auf den Stirnen der Weiseren schon das Urtheil der Nachwelt liest. Er gleicht sonach dem Besitzer durch ein falsches Testament.
Welches dem *biep* niemand sympathetischer hätte ausstellen können als die Merkel. Ihre bewußt das *biep* verletzende *biep* vom 15. *biep* ist ja so was wie die Sterbeurkunde *biep* der deutschen Hegemonie.–
Fortsetzung folgt in:
Die Satire darf … Just words
—
*biep*
Montag, 18. April 2016 19:17
„Honour is an essence that’s not seen. They have it very oft that have it not“. Shakespeare sagt es so gut wie Schopenhauer, bloß anders. Auf sprichwörtlich gut deutsch geht’s aber auch: „Es jagt keiner mehr nach Ehren, als wer eine Schande zu bedecken hat.“
Daß die Oberste Zensorin aller Deutschen dem großherrlichen *biep* vom Bosporus so eilfertig das Feigenblatt verehrte, mit dem dieser seinen kleinen *biep* bedecken zu müssen meint, ist aber wohl noch nicht das Ende der *biep* deutschen Hegemonie. Ist es doch bloß ein weiterer Ziegen-, wollte sagen: Kuhhandel zur Befestigung derselben. *biep*!!!
Thanks a lot für das feine Shakespeare-Zitat: Diesen südenglischen Spitzenbeleidiger (Timon von Athen!*) sollte Erdogan sich auch mal vorknöpfen. – Angela Merkel ist selbstverständlich keine Zensorin. Sie überläßt so was Anderen. KS
* „Wär ich dir gleich, so wollt ich fort mich schleudern.“ (Übers. Dorothea Tieck)
Montag, 18. April 2016 22:27
Allein die „linkslaberalen Opportunisten“ (um so köstlicher, da ich das gemeine „a“ erst beim zweiten Lesen entdeckt habe) sind das Eintrittsgeld wert, das ich ja, ver*biep*t nochmal!, gern bezahlt hätte, wenn ich schnell genug gewesen wäre.
Eine aparte Idee übrigens, das Vergriffensein eines digitalen Produkts. Muß man auch erstmal drauf kommen. Waren die raren Exemplare wenigstens auch numeriert?
Ja, direkt am Bildschirm. – Danke für Ihr Kompliment! KS
Dienstag, 19. April 2016 6:21
Stimmt wohl: die Frau Merkel delegiert bzw. lagert aus, ganz wie es sich für eine brauchbare Führungskraft gehört. Deshalb muß der BGS auch keine Flüchtlinge an der deutschen Grenze abschießen; das erledigen ja schon die Kollegen an der türkisch-syrischen. Und wer die lebendig überwindet, der darf im Stacheldraht anderer deutschlandferner Grenzen hängenbleiben oder sich bis zur Abschiebung beim Erdogan einlagern lassen. Oder wie gehabt in der türkischen Ägäis untergehen: „Türkischer Fischer findet beim Netzeinholen totes Flüchtlingsmädchen“, hab ich am Wochenende in den griechischen Nachrichten gehört. Solch Beifang nehmen die Delegierer schon mal in Kauf, wenn’s darum geht, die Aufnahmebereitschaft (des hiesigen Arbeitskraftmarktes) nicht überzustrapazieren. Ein böses kleines Gedichtchen wie das vom Böhmermann geht dagegen natürlich gar nicht, denn das könnte eventuell den Handel stören. Daß der Mann jetzt erst mal das Maul hält, ist kein Wunder: Gegen einen Ozean pfeift man nicht an.
Was auch zeigt, daß Böhmermann ziemlich sprachlos ist, zu welcher Bedeutung das Geeier der Bundesregierung seinen Sketch aufgepumpt hat, und zwar ohne Not. Ohne Not hat die Staatsmacht ihn einem Verfahren ausgeliefert, das durchaus nicht im Sinne der Meinungsfreiheit enden muß. Ich zitiere mich jetzt vorab mal selbst, bzw. zitiere vorab ein Zitat, das im (nicht verpassen!) konkludierenden 3. Teil meiner „Die Satire darf“-Trilogie vorkommen wird. (Meine Güte, was für ein Satz …)
Aus Wikipedia.de über den § 103 und seine Anwendung: „1977 wurde durch das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen ein zur Zeit der Pinochet-Diktatur vor der chilenischen Botschaft in Bonn gezeigtes Transparent mit der Aufschrift ‚Mörderbande‘ für rechtswidrig erklärt.“ Auf unsere Justiz kann man wahnsinnig stolz sein. KS
Mittwoch, 20. April 2016 11:23
Wohl wahr, das kann man – wenn man wahnsinnig ist. Und wenn sie denn überhaupt eine ist. Man könnte ja auch behaupten: „Das ist keine schlechte Justiz. Das ist keine mangelhafte Justiz. Das ist überhaupt keine Justiz.“ Oder vielleicht ist sie ja doch eine – nämlich ganz schlicht und altertümlich gesprochen: eine Klassenjustiz. Gegen die der zitierte Kurt Tucholsky übrigens gar nichts hatte, nur gefiel ihm „die Klasse nicht, die sie macht. Und daß sie noch so tut, als sei das Zeug Gerechtigkeit“. Das tat sie, und das tut sie, unsere Justiz. Denn was ihr das Recht ist, muß rechts bleiben.
PS. In Berlin wurde ja jüngst ein AfD-Vorständler zum Leitenden Oberstaatsanwalt befördert. Paßt soweit.
Daß die deutsche Justiz hin und wieder auch anders kann, hat allerdings gestern das Bundesverfassungsgericht bewiesen. Damit hier auch mal was Positives steht! (Hin und wieder.) KS
Montag, 2. Mai 2016 6:09
So sehr ich mich drüber freue, daß die Toten Augen von Moabit jüngst was draufgekriegt haben: Eigentlich ist es mir relativ wurscht, ob die Schnüffler vom BKA irgendwelche muffigen Schlafzimmer verwanzen, in denen eh kaum was Lustiges abgeht, oder ob sie sich in sämtliche Blödphones und E-Mail-Konten von Herrn und Frau Mustermann reinhacken. Dort werden sie ja wohl in den allermeisten Fällen den nämlichen faden Brei vorfinden, den das Gros der Damen und Herren schon längst ungeniert und in aller Öffentlichkeit in jede digitale Kotztüte erbricht, die ihnen hingehalten wird. Wer dagegen ernsthaft und halbwegs professionell Terroristisches plant, der quasselt nicht im Ehebett drüber und bestimmt nicht am Handy und schon gar nicht per E-Mail. Insofern könnte der eine oder andere paranoide Schelm natürlich schon annehmen, es ginge der Behörde eher darum, die Masse der gemeinen Bürger auszuspähen.
Sollte da was dran sein, und sollte es wirklich zu einer derart umfassenden Kotbeschau kommen, wie sie sich der offensichtlich stark analfixierte Herr Minister so sehnlich wünscht – und vielleicht ist er ja beim nächsten Mal nicht so blöd, erst um Erlaubnis zu fragen –, könnte die Geschichte durchaus nach hinten losgehn: Sind nicht einst schon die Genossen vom Ministerium für Staatssicherheit an der Masse gesammelter privater Belanglosigkeiten schier erstickt? Bzw. waren von deren ordentlicher Aktenzeichnung so sehr in Anspruch genommen, daß sie ihren eigentlichen Job, den mit dem Schild und dem Schwert, leider komplett versaut haben?
Falls also die Schnüffelnasen von BKA, Verfassungsschutz & Co ihre Organe in meine diversen Ablagen reinstecken wollen, sind sie herzlich eingeladen – sie werden bloß ihre kostbare Zeit verschwenden, denn dort werden sie auch nur auf allerlei belanglose Privat- und Albernheiten stoßen. Und ganz sicher nicht auf Aufrufe zum revolutionären Straßenkampf in Blankenese oder Anleitungen zur Plazierung von Polenböllern unter des Innenministers Berliner Dienstkloschüssel. Und noch nicht mal auf anregende Aufnahmen analgeiler Angoraziegenböcke aus Ankara. Letztere laß ich mir nämlich datensicherheitshalber nur noch per Brieftaube ins Haus kommen. Und überhaupt sollte es mich sehr wundern, wenn so ein lahmarschiger deutscher Bürokratenverein es irgendwann hinkriegen sollte, über meine diversen abseitigen Vorlieben auch nur die Hälfte von dem in Erfahrung zu bringen, was Amazon & Co jetzt schon wissen.
And now for something completely different, und Spaß beiseite: Zur paketweisen Abschaffung des Asylrechts, das früher mal Bestandteil des bundesdeutschen Grundgesetzes war, haben unsere obersten Rechtswahrer bisher im Großen und Ganzen fein still geschwiegen – oder hab ich da was Wesentliches überhört? –, und ich kann mir auch nicht recht vorstellen, daß sie was an der Auslieferung der dritten Packung bemäkeln werden. Obwohl auch darin wieder – soweit ich gehört habe – ein paar Absätze drinstecken, die den Grundrechten Hohn sprechen. Deren Wahrnehmung scheint allenfalls noch für Staatsangehörige deutschen Blutes resp. Personalausweises reserviert. Und auch nur für die, die nicht grad am Hartz-IV-Tuch nagen.
Vielleicht ist es keine mangelhafte Justiz, die solche Ausnahmen in Kauf nimmt. Vielleicht ist es bloß eine bürgerlich-leitkulturelle. Oder eine normativ-positivistische. Vielleicht ist es auch schlicht eine deutsche. Mit Sicherheit ist es nicht meine.
PS. Möge es etwaige staatsbedienstete „Abfall“-Beschnüffler mindestens eine verschenkte Viertelstunde kosten, meine harmlosen Schachtelsätzchen zu entwirren! Alle anderen Leser und den Herrn des Blogs bitte ich erneut um Nachsicht für meine notorische Unfähigkeit zu revolutionärer Kurzfassung.
Lieber Kai, wie immer ist es eine große Freude, Deine „Schachtelsätzchen“ zu lesen. Vor allem aber sei bedankt für Deinen Hinweis auf die ganz große Schweinerei, die statthat, ohne daß unsere Grundrechtsschutzmänner sich drum kümmern. Der weiße deutsche Mann hat nämlich Prioritäten und dann ganz lange gar nix. KS