Hundstage (5): Der Hl. Franz, abermals

Glockenkatze_Aufmacher__(c)_Kay_Sokolowsky(Basso continuo: Wilhelm Busch)

Heda, Sünder, stehngeblieben!
Laß doch das Versteckenüben!
Alles klar, ich zähl bis sieben,
dann geh ich von hü- nach drüben.

 

Heda, Sünder, stehngeblieben!
Laß doch das Versteckenüben!
Alles klar, ich zähl bis sieben,
dann geh ich von hü- nach drüben.


Ach, ihr findet immer Ecken,
um euch neckisch zu verstecken,
Spurn des Lasters abzulecken,
Streicheleien auszuhecken …

Glockenkatze_01_(c)_Kay_Sokolowsky

Nein, ich seh dich, laß das bleiben!
Petrus wird’s im Buch aufschreiben,
dieses Schwänzeln, dieses Reiben,
insgesamt dein ganzes Treiben.

Glockenkatze_03_(c)_Kay_Sokolowsky

Nein, du darfst dich nicht verdrücken,
schiel hier nicht nach Loch und Lücken,
sei dem Heiland zum Entzücken
einmal ohne Trug und Tücken!

Glockenkatze_02_(c)_Kay_Sokolowsky

Weshalb liegst du hier auf Lauer,
zwischen Müll und Brandschutzmauer?
Bitte? Augenblick, ich kauer
mich zu dir, fahr ein die Hauer.

Glockenkatze_04_(c)_Kay_Sokolowsky

Ach, das Band um deine Kehle
schnürt sich auch um deine Seele?
Und dies Glöckchen ist Gequäle?
Nun – hör an, was ich erzähle!

Seinerzeit im Stall des Knaben,
welchen wir als Heiland haben,
war es auch kein Zuckerlaben,
trotz den schönen Königsgaben.

Denn da standen schweizer Rinder,
Mutter, Vater und zwei Kinder,
um den Kropf als Wiederfinder
Messingklingeln. Nein, nicht minder

Groß als deine Alubimmel,
vielmehr größer … O zum Himmel,
spar dir diesen Wimmerfimmel,
Jammern ist des Herzens Schimmel!

Glockenkatze_05_(c)_Kay_Sokolowsky

Kummervoll sehn unsre Kühe,
daß auch nicht die meiste Mühe,
nicht mal in des Tages Frühe
GOttgefällig still erblühe:

Kaum bewegen sie die Ohren,
rollt es wie aus vollen Rohren,
wie von lauter Schotterloren:
Glockenklang bis in die Poren!

Und das Jesulein erwachte
von dem Krach, erschrak und lachte,
sprach: „Nu‘ macht ma‘ bittschön sachte,
ich hör besser, als ich dachte.“

Dann versetzte Gottes Kleiner:
„Leiser wär natürlich feiner,
doch ich werde später Schreiner –
Sägenlärm ist viel gemeiner.“

Wischte sich die Äuglein trocken,
Gähnte tief und sprach: „Die Glocken
nerven, aber sein Frohlocken
darf ein guter Christ verbocken.

Wichtig ist das fromme Wähnen!“
Wieder mußte Jesus gähnen.
„Bimbam ist kein Grund für Tränen,
ist wie‘s Krähen von den Hähnen.“

Seufzend fiel er sanft in Schlummer.
Fortgekämmt war Rindviechs Kummer.
Glühend rot wie reifer Hummer
rief der Stier: „Ich bin kein Dummer!

Ich darf diese Glocke tragen –
unbekümmert von den Fragen –
kann den bösen Blick ertragen –
halt sie aus, die bittren Klagen!“

Hast du mich verstanden, Katze?
Dann sag Amen, hier am Platze!
Hast du schon? In echt? („Ja, hatse.“)

Glockenkatze_Abspann__(c)_Kay_Sokolowsky

3 Kommentare

  1. 1

    (Ein oratorium breve im Stil des ziemlich späten Johannes R. Becher)

    Danksagung an die Katze

    O Du heilig-heidnisches Katzengetier
    Des‘ Ahnen in duftenden Balsam gebunden,
    Dem Süden entstammst Du, doch nun lebst Du hier,
    Hast zu uns in kargere Breiten gefunden.

    Her kamst du, aus hündischer Not uns zu retten,
    Mit Mut, Eleganz und der Freien Genie.
    Stolz zeigst Du, wie’s möglich ist, zu sprengen die Ketten
    Und niemals zu beugen vor Herren das Knie.

    Gleich wer auch versucht, Dich schnöde zu knechten,
    Zu hängen Dir tönendes Erz um den Hals,
    Dem bringst Du Respekt bei vor Deinen Rechten,
    Den Einsatz der Kralle scheust Du keinesfalls.

    Du weißt in solch‘ Kämpfen den Sieg zu erringen,
    Du schnurrst wie der Motor der Revolution,
    Bald wirst Du das Reich der Freiheit uns bringen,
    Erfüllend so die histor’sche Mission!

    Es wird einst Deutschland ganz danken der Katz‘,
    In jeder Stadt steht ihr Monument.
    Es fürchten sie bloß der Hund und der Ratz,
    Der Mensch nur ewige Dankbarkeit kennt!

    ***

    Na, Sie haben’s ja mit diesen gottlosen Tieren! Und ich unterschreibe jedes Wort bis auf das von der „ewigen Dankbarkeit“ der undankbarsten Spezies dieses artenreichen Planeten.
    In der viertletzten Zeile habe ich Sie allerdings, um der Assonanz willen, diktatorisch korrigieren müssen. Ich bin sicher, daß der Vers so besser klingelt. Wie bitte? Nein, die Änderung kann nicht zurückgenommen werden; soviel Stil-Stalin darf ich mir hier, in der Union der Sokolowskyschen Spezial-Interessen, erlauben. (Ha!) – Bzw.: Grazie mille für Ihren kartäuserkatzenaugenschönen Beitrag! KS

  2. 2

    Glocken trage ich grundsätzlich nicht. Das würde die Vögelchen nur unnötig erschrecken, und ich bin nun mal Ornithologe mit Leib und Seele. (Vgl.meinen Schwanzmeisenreport: http://www.prinzessinnenreporter.de/der-duft-der-schwanzmeisen/ )

    Der Hl. Franz rät: Drei Rosenkränze beten und zerknirscht gucken. KS

  3. 3

    Ach, den reimte ich gern, übrigens während eine südostländische Katzenschönheit dazu ermunternd meine bleichen Waden umstrich. Und daß Sie in Vers 4, Zeile 1 auf in der Tat ein wenig diktatorische Weise einige Wörtchen von ihrem ursprünglichen Platz verwiesen, verzeihe ich Ihnen großmütig, da Sie’s ja gesteigerten Wohlklingelklangs wegen taten. Auch der weise Vater der Völker war sich seinerzeit nicht zu fein, einigen der von ihm besonders geschätzten Heimatdichter den Weg zu treffenderem Wort und zierlicherem Versmaß zu weisen …
    Dennoch: Auf den ersten Blick mag es sich ja nur um eine unbedeutende Wortverschiebung handeln; in den Katzenkämpfen unserer Zeit allerdings können sehr wohl auch kleinste Korrekturen Auftakt zu fataler Fehlerdiskussion sein; und die hilft am Ende doch immer nur dem Katzenfeind, sich mausig zu machen! Nicht von ungefähr poemisierte einst ein anderer, in Sachen Katzenkampf durchaus bewanderter Dichter: „Und was immer ich auch noch lerne, das bleibt das Einmaleins: Nichts habe ich jemals gemeinsam mit der Sache des Katzenfeinds.“ In diesen Sinne: Cave canem bzw. προσέξτε για το σκύλο!
    Ihnen ein überbreites kätzisches Grinsen und ein gottloses Fauchen vom katzenumschlichenen Fuße der weiterhin ziemlich defekten Akropolis,
    KP

    Diese Katzen – sofort ins Gebet nehmen! KS

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