Im Schreibergarten
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Wäre dies mein letzter Sommer,
—wäre er besonders groß.
Wäre dies die letzte Runde,
—säße mir im Hals ein Kloß.
Leben ist viel Wiederholung
—von Sekunde bis zur Stunde.
Leben ist viel Langeweile,
—Hamsterrad und Reizrotunde.
Aber dieses Stückchen Erde,
—diese lange Gartenzeile,
aber dies ist echtes Leben,
—meine rotblaugrüne Meile.
Wäre dies mein letzter Sommer,
—würde ich mich ihm ergeben.
Wäre dies hier mein Finale,
—würd‘ ich lieber weiterleben.
Sieh die Blüten, Keime, Beeren,
—sieh die glühenden Signale!
Sieh mich an, im Humus wühlend,
—sieh, wie ich mit Blumen male!
Später schlüpfen nackt die Schnecken.
Scheint etwas rund, gibt‘s trotzdem Ecken.
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Dienstag, 20. Juni 2017 0:59
Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.
J. W. Goethe
Herr, es ist Zeit, die Schnecke nackt und verletzlich
In deinem Sommer anzunehmen.
Gib ihr noch zwei südlichere Tage
Und laß sie dann in einer Bierfalle den Frieden finden.
So, jedenfalls halte ich es mit dem Geschwärl. Ein in den Boden gelassenes Gefäß mit Bier lockt die Schnecke an, sie geht ins Runde und wird in keiner Ecke mehr gesehen.
Da nich für.
Lieber Andreas Schmid – Sie predigen einem längst Bekehrten. Wie Sie in einem etwas älteren Blogpost überprüfen können, geb ich unseren Schnecken regelmäßig ein (sehr billiges) Bier aus. Gern geschehen! KS
Donnerstag, 22. Juni 2017 5:25
Was tut der Vogel im Gesträuch?
Er frißt doch nicht von diesem Zeuch?
Bewahrt er es vor nackten Schnecken?
Soll er noch andre Diebe schrecken?
Fast scheint es mir, er ist aus Gips,
plaziert von einem Herrn mit Grips,
und auch mit Liebe zum Dekor.
Natur ist schön, ganz wie Humor.
So mögen froh in Dichters Garten
gedeihen all die guten Arten!
Und nur die fiesen soll’n verderben,
in Fluten schalen Bieres sterben!
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Die Gans ist aus Plastik und ein Erbstück des Vorpächters. KS