Haß ist vielleicht nicht die Folge, oft jedoch der Grund einer Hirnerweichung. Haß führt zu Halluzinationen, Sehstörungen, Inkosequenz und fast immer in den Nationalismus. Da veröffentlicht Zeit online heute (hüstel) einen nicht mal langen Bericht über illegale Steuervergünstigungen, die der griechische Staat laut EU-Kommission zurückzufordern habe. Es geht speziell um indirekte Subventionen in unbekannter Höhe, die dem Hafenbetreiber des Container-Ports von Piräus sowie der chinesischen Miteignerin Cosco Pacific gewährt wurden.

—Es ist an diesem Artikel nichts mißzuverstehen. Die Privatisierung wurde 2008 in die Wege geleitet. Die vermuteten Steuererlasse verdankte Cosco dem EU-Lakaien Samaras. Die neue griechische Regierung hat die weitere Privatisierung des Hafens von Piräus gestoppt. Und dann steht da das:

Bereits im Jahr 2009 hatte die Kommission Beschwerden erhalten, denen zufolge Griechenland dem Hafenbetreiber rechtswidrige staatliche Beihilfen gewährt habe.

Nun könnte ein durchschnittlich intelligenter Leser, der gar nicht einmal bezweifelt, was ihm hier mitgeteilt wird, sich schon fragen, was dem anonymen Verfasser des Artikels leider nicht einfiel: Warum kommt die Kommission erst jetzt mit ihrer Mahnung; weshalb hielt sie sechs Jahre lang still; und wie lief eigentlich die Privatisierung in Piräus ab, das heißt, zu welchem Preis bekam Cosco ca. ein Drittel des größten griechischen Frachthafens?

—Das alles könnte sich ein gewöhnlich plietscher Mensch fragen. Was dem reindeutschen Griechenhasser jedoch durch die Birne fault, nachdem er eine Meldung buchstabiert hat, in der nichts, gar nichts steht, was zu seinem besonderen Zorn auf Tsipras und Konsorten passen mag –; wie also solch ein Musterexemplar mitteleuropäischer Klumpenhaftigkeit seine Idiotie stolz ausführt, das vermag auch alte Kenner zu erstaunen:

Diesem idealtypischen vaterländischen Schwachkopf würde es leider nicht mehr helfen, sich von klugen Leuten belehren zu lassen. Er hat die Realität längst verlassen, weil er sich dort nun mal nicht heimisch fühlt. Doch vielleicht interessieren sich die Leser meines Weblogs für die neue, die deutscheuropäische Wirklichkeit.

—Zum einen könnten Sie sich von Heiner Ganssmann in Le Monde diplomatique erklären lassen, welche Verantwortung Deutschland für die elende Lage der Griechen und den Zerfall der EU trägt. Und zum zweiten rate ich dringend an, auf Telepolis Tomasz Konicz‘ brillantes Pamphlet über den „Aufstieg des deutschen Europa“ zu studieren. Lustig sind die beiden Texte nicht.