Quo vadis, Qualitätsjournalismus? (1): Krempel

Am 6. November um 17.40 Uhr bringt die Online-Seite der Süddeutschen Zeitung, um eine echte Meldung verlegen, diese brechreizerregende Neuigkeit (engl. „Breaking news“) zur Präsidentenwahl in den USA:

Eine halbe Mausradumdrehung tiefer ergeht sich Alexandra Borchardt in einer Betrachtung über den „Politiker-Trend zu umgeschlagenen Hemdsärmeln“, die mindestens so komisch ist wie ein abgerissener Manschettenknopf:

Haben Sie was gemerkt? Nein? – Augenblick, ich zeige Ihnen die Seite im Zusammenhang:

Warum liest Mr. Romney auch nicht, was Frau Borchardt sich zu Sakkos und Hemdsärmeln kurz vorm Abendbrot ausgedacht hat! Und wer trägt wieder schuld an diesem Trend zum Krempel, der im heutigen Qualitäts-
journalismus so normal ist wie Ermittlungspannen, wenn Nazimörder durchs Land ziehen? Natürlich das Internet: Süddeutsche.de ist doch eine Website, oder?

Ca. 18.15 Uhr ist der nächste nichtige Aufmacher an der Reihe, und der unfreiwillige Witz auf eigene Kosten, der anders als Borchardts Glosse tatsächlich zum Lachen war, von der SZ-Seite verschwunden. Aber nicht von meiner!


Dienstag, 6. November 2012 22:32
Abteilung: Qualitätsjournalismus, Unerhört nichtig

2 Kommentare

  1. Volker Schönenberger
    Mittwoch, 7. November 2012 0:20
    1

    Ein Cartoon in einem Kalender, den ich mal hatte, zeigte einen Zeitung lesenden Mann, der sich beschwerte: „Und natürlich wieder nicht eine weiße Seite in der Zeitung!“ Das kann man auch auf manche Online-Plattform münzen, und ich spreche da eher von der Süddeutschen (traurig genug) als vom Abfall aus der Warenwelt.

    Na, das wär auch hier nicht schlecht, zur Abwechslung. Seitenweise Weiße! Eine Überschrift hätte ich schon (dank Lou Reed): „Take a walk on the white side“.

  2. Karl Theodor von CS3
    Sonntag, 11. November 2012 0:47
    2

    Noch geiler ist, daß hier diverse Photoshop-Fehler unerkannt vom Publikum durchgegangen sind:
    Seht euch mal die Mütze des Babys genau an. Dort beginnt rechts das Geländer und es müßte eigentlich links an Romneys Anzug enden … eigentlich …
    Auch die Stangen des Geländers sind alle photoshop-ed. Die unterste Stange geht sogar komplett an der Befestigung vorbei. Nicht mal die Mühe der Schattierung hat sich der Grafiker dort gemacht.
    Ach ja, der Himmel ist natürlich HEX 9ac7e4.
    Der Klassiker ausm Karibik-Prospekt.
    Aber naja … ist halt Wahlkampf. Da wird eben geklotzt und nicht gekleckert.

    Meine Güte … Am Ende ist das gar nicht Mitt Romney. Sondern Barack Obama! KS

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