Von den Jammerlappen

Die ursprüngliche Version dieses Blogposts enthielt zwei sachliche Fehler, die jetzt beseitigt sind. Ich danke den Hinweisgebern.
KS, 21.7.22

Was machen Hochstapler, die auf frischer Tat ertappt werden? Sie stapeln noch höher, in der sinistren Hoffnung, daß die Opfer ihres Blendwerks mit den Beschwerden nicht hinterherkommen. Die Verfasser und Unterzeichner des Offenen Schmierlappens gegen KONKRET sind zwar der planvollen Falschspielerei überführt, aber weil sie sich einbilden, die Wahrheit gepachtet zu haben, ficht sie eine Blamage vor aller Augen nicht weiter an. In ihrer Wirklichkeit gibt es nämlich keine handfesten Fakten, sondern bloß Vorstellungen und keine Welt außerhalb ihrer Hirngespinste. 

Statt also darzulegen, wie sie darauf verfielen, mir etwas zu unterstellen, was mir nicht in den Sinn kam – geschweige, daß ich’s gesagt hätte –, tun die Denunzianten so, als wären sie nie der Denunziation überführt worden. Und lenken mit weiteren Flunkereien von ihrem nachgewiesen gestörten Verhältnis zur Wahrheit ab.

Der (wenn ich den verquasten Stil korrekt zuordne:) Schriftführer des Pamphlets Lars Quadfasel behauptete in einem Interview mit dem NDR-Magazin „Zapp“, ihm und seinen Compañeros sei seit der Märzausgabe von KONKRET die Publikation verwehrt worden. Tatsächlich durfte Quadfasel seinen Quark sowohl im April- als auch im Mai-Heft auf vielen Seiten breittreten.

Immerhin weiß ich jetzt namentlich, wessen Texte ich nie wieder ernst- oder wahrnehmen sollte, und ich kann über die Viertelkompanie, die damit angibt, nicht mehr für KONKRET schreiben zu wollen, ein für allemal feststellen: Gut, daß es mit euch vorbei ist. Denn von Stil, in poetischem wie in zivilisiertem Sinn, versteht ihr ernsthaft nichts.

Aber jammern, das könnt ihr, ihr Lappen. Statt dem belegten Vorwurf, eine Lüge über mich zu verbreiten, inhaltlich zu begegnen – statt diesen Vorwurf wenigstens paraphrasiert zu entkräften – statt ihn auch nur zu erwähnen –: verdreht z. B. Tom Uhlig, einer der Erstunterzeichner des Arschoffenen Briefs, die Realität, um sich ihr nicht stellen zu müssen. Das unbestreitbare Skandalon, eine Lüge über mich gestreut zu haben, ringt ihm kein bißchen Scham ab, es reizt ihn vielmehr zu noch mehr skandalöser Dreistigkeit. Am 4. Juli setzte Uhlig diesen Tweet ab:

Der Ton des Offenen Briefs ist fraglos faul und fies. Aber nicht dieser Ton hat mich zu meiner Antwort bewogen – da hörte ich schon Schlimmeres und blieb stumm. Was ich mir nicht gefallen lassen will, ist die Lüge, die der Brief über mich verbreitet.

Uhlig weiß natürlich, worum es mir geht, er weiß, daß ich ihn und seine Leute als Lügner überführt habe. Und darum verfährt er wie nur je ein Hütchenspieler: Er lenkt vom Wesentlichen ab und verwirrt das Publikum mit lauter Sensationen, die – wie er vorgaukelt – einfach so, aus dem Nichts entstanden.

Ein Kontext, eine Vorgeschichte, ein begründeter Anlaß für das „Worst of“ der Schmähungen, die er lexikalisch notiert, kommt bei Uhlig nicht vor. Er tut so, als würde er mich korrekt zitieren. Doch ein korrektes Zitat besteht aus mehr als willkürlich gewählten Stichworten und amputierten Satzgliedern. Der jämmerliche Uhlig reißt aus der Realität Lappen, die zu seiner Lumperei passen. Und gleichzeitig klagt mich dieser Liebhaber mieser Tricks an, ein mieser Typ zu sein.

Ich aber hör jetzt lieber auf und meinen Hausgöttern zu, bis die Nachbarn lauter an die Wände kloppen als ich mit meinem Kopp.

Photo: „Brüllendes Kind 1924“,
by Waldemar Flaig [Public domain],
via Wikimedia Commons


Montag, 18. Juli 2022 23:39
Abteilung: Sokolowsky anderswo, Undichte Denker

5 Kommentare

  1. Stefan Ripplinger
    Mittwoch, 20. Juli 2022 8:11
    1

    Ungern widerspreche ich. Doch sagt Dr. Kistenmacher in diesem Interview, neben manchem Unfug, lediglich, dass Quadfasel überaus häufig an der Stelle im Heft schrieb, an der früher HLG geschrieben hat. Das ist leider wahr, bewirkte seinerzeit Ermattung und an Ekel angrenzenden Widerwillen, ist aber nicht aus der Welt zu schaffen. Dem Gegner etwas vorwerfen, was er nicht oder noch nicht getan oder gesagt hat, hilft dem Gegner.

    Womit, lieber Stefan, Du selbstverständlich recht hast. Nun könnte ich erwidern, daß Kistenmacher mit seiner Aussage implizieren will, Q. sei der legitime Erbe Gremlizas gewesen, aber Kistenmacher sagte das nicht explizit, und darum habe ich die entsprechende Passage aus meinem Posting gestrichen (ein paar andere, nicht so gelungene Sätze gleich dazu).
    Die „Taz“ beschäftigte sich übrigens am 17.7. mit der KONKRET-Häresie und ließ Kistenmacher so zu Wort kommen: „Das sind nicht irgendwelche Leute, die gekündigt haben … Sondern prägende Leute wie Lars Quad­fasel, der zum Beispiel öfters die politische Leitkolumne übernommen hat.“ Mache ein jeder aus diesen Worten, was er will; ich denk mir mein Teil.
    Und möchte allerdings erwähnen, daß neben Q. auch der „Abfall“-Verwalter die betreffende Stelle im Heft mal füllen durfte. Ich habe mir freilich nie eingebildet, damit in einen Wettbewerb um die Gremliza-Nachfolge eingetreten zu sein. Gleichwie mir nie in den Sinn kam, einen Offenen Brief zu initiieren, weil das Blatt jemand wie Q. soviel Raum gab. KS

  2. 2

    Es diente der Analyse zu überlegen, warum Quadfasel & Co gerade den Kay Sokolowsky namentlich der Wut ausliefern wollten. Offenbar deshalb, weil sein Artikel in Konki den gegenwärtigen Ukraine-Mainstream als Kriegspropaganda gekennzeichnet hat, die per definitionem jedes Nachdenken über Alternativen zum Sieg als ketzerisch erscheinen lässt. Und wie es erlaubt ist, den Angeprangerten mit allem zu bewerfen, was stinkt, so erfanden sie für den antifaschistisch Gesinnten hinterfotzig die Titulierung „Angehöriger des Tätervolks“.
    Mich erreichte vor kurzem das „bittere“ Rundschreiben eines Menschen, der keineswegs links steht, der aber erstens beruflich viel in asiatischen Ländern (Nepal, Sri Lanka) unterwegs ist und zweitens wohl (und das macht eben auch einen Unterschied) Sinn für Aufrichtigkeit hat und der zu einer ähnlichen Forderung gelangt, wie sie jene selbst ernannten Konvertiten an den Pranger stellen wollen: die Forderung über nicht-militärische (friedliche) Alternativen offen und verstärkt nachzudenken. Er schreibt: „In der westlichen Filterblase wird der Eindruck erweckt, es gehe um die Alternative Selbstverteidigung oder Aufgabe der Ukraine statt in Wahrheit – wie es in Asien fast jeder einschätzt – um die Alternative westlicher Konzessionen oder stückweiser Vernichtung der Ukraine.“ An den Pranger auch mit ihm!

    Das Anprangern des Globalen Südens, das heißt: der Verweigerung des Globalens Südens beim Sanktionieren Rußlands, wird den scheinheiligen Quadfaslern in ihrer Verachtung für alles, was nicht blütenweiß wie sie selbst ist, ganz leicht fallen. Bigotterie liegt Imperialisten im Blut. – Danke für Ihren Kommentar! KS

  3. 3

    Hahahaha, der Tweet von Tom Uhlig ist wunderbar: die Aufzählung ist doch fast schon ein Rap, knapp am Gedicht vorbei, der Polt’schen „hoit dei Fotz’n, Du Schoaswiesn“ https://www.youtube.com/watch?v=e2Qpmie5Gd0 ebenbürtig („halt Deine Fresse Du Furzwiese“): Wie schön, daß der Blog hier gelesen wird, daß es sitzt, dort wo es sitzen soll: ich kenne keinen Schwurbler, dessen Sprachgewalt von der „Gegenseite“ wortwörtlich zitiert wird. Anders ausgedrückt: Gut geflucht ist halb gewonnen.
    Vom Verfluchen („Den soll der Blitz beim Scheissen treffen“) sollte man sich allerdings fern halten, es sei denn, man kann auch in 20 Jahren noch mit den Folgen leben. Wenn ich mich nicht irre, war es J. M. Coetzee, der rückblickend auf sein Leben meinte, das einzige, was er bitter bereuen würde, wäre, daß er in jungen Jahren über ein Vodoo-Ritual jemanden verflucht hätte und es wäre alles eingetreten, was er ihm/ihr an den Hals gewünscht hatte. Was ziemlich krass gewesen sein soll – mehr hat er nicht preisgegeben. War sicherlich nur eine Koinzidenz und keine Kausalität, aber wer weiß das schon? LG Josi

    Danke für den Kommentar und die Mahnung! Ich habe allerdings schon mehr als einmal Leute verflucht. Weil dabei kein Voodoo im Spiel war, passierte anschließend gar nichts – weder denen noch mir. KS

  4. 4

    Lieber Kay Sokolowsky,
    Sie müssen es nicht veröffentlichen, evtl. wäre es justizabel.
    Mit herzlichen Grüßen

    Der Meldegang
    Im Graben stand ein Simulant, der wollte nicht mehr schießen,
    Die Tränen rannen bitterlich, Kam’raden tot zu Füßen

    Ein Gänger aus den hinteren Reihen, schwang sich in seinen Graben,
    Mit einem bunten Telegramm, durch Feindes zischend Gaben

    Was steht darin, komm gib schnell her, ein lieblich Satz der Süßen?
    Ist nur von Schrapnell-Zimmermann,
    ‚S Etappenschwein läßt Grüßen!

    Das Etappensaugelage
    Im Plenarsaal die Bagage, mit breitgesessnen Ärschen,
    Nach Heino, Heidi, volksfesttumb‘ , den Baadenweiler Märschen,

    Stimmt in brunzend Eintracht ab, fürs Gute hier, Das Leben,
    Romantisch Haufen Hajopais, die nach dem Schönsten streben

    Rumms und Bumms, ach kommt uns nicht, mit blumig Widerworten,
    Verkommeneres, das gibt es nicht, Tucholsky bekommt Borten

    An eine Friedens-Uniform, und Rheinmetall das Häschen,
    Verteilt den Tod, wie Influencer, Rosa Blubberbläschen

    Und wer da auscheert, ist ein Lump und ganz und gar verblödet,
    Wer sagt, geht stiften, flüchtet nur, kleingeistig hirnverödet

    Wenn die Feen Urlauben
    Ein Elefant mit Turmfrisur,
    Der schwankt betrübt am Wasser,
    Er ist ein Tier aus Nouripur,
    Des Landes mächt`gen Pasha`,

    Er trinkt und rüsselt in dem Nass,
    Besprengt sich d`rauf den Rücken,
    Dann legt ers sich in`s weiche Gras,
    Und zählt die schwirrend Mücken,

    Nur fort, hinweg, von diesem Herrn,
    Dem stumpfen, tumben Mann,
    Bei seiner Liebsten wär er gern,
    Am Ufer des Jhelam,

    Trompetend seufzt er, tut es kund,
    Die Ketten klirr`n am Fuß,
    Fern bellt ihm zu, ein irrer Hund,
    Zurück, den Freundesgruß,

    Er zerrt und reißt tagtäglich schon,
    An dieser miesen Kette,
    Da, mit `nem Blitz, erscheint ein Gnom,
    „Leprichon der Nette“,

    „Kann ich helfen Rüsseltier?
    Guck nicht so traurig drein,
    Einen Wunsch erfüll` ich dir,
    Welcher soll es sein?“

    Zum Jhelam schaut der Elefant,
    Der Leprichon, nicht blöde,
    Zerteilt die Ketten mit der Hand,
    Karatetrick; fast öde,

    „Normalerweise Rüsseltier,
    Woll`n alle nur Moneten,
    Sie sind gleich fort, spiel`n 17/4,
    Verjubeln es auf Feten“,

    Der Elefant umschlingt den Gnom,
    Setzt ihn sich oben ab,
    Und stampft hinfort, befreit von Fron,
    Der Liebsten zu, im Trab.

    Lieber Daniel G., vielen Dank für die hübschen Moritaten! Justiziabel kann theoretisch jede Meinungsäußerung sein, aber es gibt zum Glück immer noch eine Freiheit der Kunst in Deutschland. Und wer Satire nicht erkennt, sondern todernst nimmt, dem oder der ist auch sonst nicht zu helfen. KS

  5. 5

    Aus der in solchen Fällen immer gebotenen, aber nicht immer leicht einzunehmenden kritischen Distanz betrachtet, erscheint die Angelegenheit überaus trivial: Autor*innen, die ‚konkret‘ angesichts der gut informierten, historisch akkuraten und differenzierten Analysen eines Jörg Kronauer ernsthaft in der „Nachbarschaft der AfD, … Jürgen Elsässers Compact … oder den Lobbyverbänden der deutschen Industrie“ wähnen, tun den Leser*innen einen Gefallen, wenn sie zukünftig woanders schreiben. Das Magazin kann von ihrem Weggang nur profitieren.
    Was allerdings auch solch scharfsinnige und detailversessene Autoren wie beispielsweise Alex Feuerherdt dazu bewogen hat, das von faktenwidrigen Verleumdungen geradezu überquellende Pamphlet zu unterzeichnen, bleibt aus besagter Distanz ein Rätsel. (Wenn ich spekulieren dürfte, würde ich tippen, dass sich in dem Brief schon länger schwelende interne Konflikte zwischen den freien Mitarbeiter*innen und der Redaktion und/oder untereinander entladen haben.)

    Vielleicht wäre Ihr Kommentar (für den ich danke) besser als Leserbrief in KONKRET aufgehoben – zumindest fände er dort mehr Leser als hier.
    Ob Feuerherdt tatsächlich ein „scharfsinniger“ und „detailversessener“ Autor ist, läßt sich mit Fug bezweifeln. Sonst hätte er nämlich das Pamphlet nicht unterschrieben und öffentlich verteidigt, sondern den Berg an halben und ganzen Lügen bemerken müssen, den die Verfasser da aufhäuften. Aber in diesem Fall stehen Sie ja vor demselben Rätsel wie ich.
    Ihre Spekulation über „länger schwelende interne Konflikte“ mag zutreffen, ich kann ebenfalls nur spekulieren. Solche Konflikte aber durch die Zerstörung der Zeitschrift lösen zu wollen, ist nichts als infantile Rachsucht und eine intellektuelle Bankrotterklärung. KS

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