Von den Schmierlappen

Offener Brief (Symbolbild)

Ein Autor, der gern austeilt, muß auch einstecken können und sollte sich nicht beklagen, wenn seinen harschen Ansichten barsch widersprochen wird. Natürlich erfahre ich lieber Anerkennung als Ablehnung meiner Texte, und auch mit demnächst 59 Jahren ist meine Eitelkeit groß und sofort angeschrammt, wenn jemand mein Zeugs nicht mag. Am schlimmsten aber trifft mein Ego die Kritik, die zutrifft. Weist ein aufmerksamer Leser, eine kluge Leserin auf einen groben Fehler in der Sache, dem Stil oder der Grammatik hin, beschäftigt mich das tagelang. Und manchmal lerne ich sogar daraus.

Neben dieser echten, berechtigten Kritik, die ich zu ertragen habe, gibt es aber eine gemeine, das heißt, niederträchtige, die nur so tut, als kritisierte sie, tatsächlich aber denunziert und dem Attackierten Dummheiten oder Bosheiten unterstellt, die nur im Hohlkopf des vorgeblichen Kritikers Platz haben. Solcherlei Pöbelei läßt sich genauso schlecht ignorieren wie Scheiße am Schuh, obwohl man’s zu gern übersähe – wer ekelt sich schon gern?

Ein Vorfall dieser Sorte kursiert seit ein paar Tagen in den asozialen Netzwerken; und obwohl es weiser wäre, diese Widerwärtigkeit mit Mißachtung zu strafen, wäre es, meine ich, unklug, eine Lüge, die mich betrifft, einfach so stehen resp. durchgehen zu lassen. Es geht um einen „Offenen Brief“, in dem zwei Dutzend Autoren erklären, „warum wir nicht mehr für KONKRET schreiben“. Den ganzen Quatsch lesen Sie hier. Die knappe und gute Replik der KONKRET-Redaktion finden Sie andererseits hier.

Ich wäre auch gern so schön kurz angebunden, muß aber ausführlich werden. Die Briefschreiber behaupten nämlich über mich dies:

Bei KONKRET hingegen muss man sich, wenn man das Gleiche will, unbedingt als Staatsfeind inszenieren. Als solcher aber verfügt man über jenes unverbesserlich gute Gewissen, das Täterkinder und -enkel dazu ermächtigt, den Bewohnerinnen und Bewohnern eines Landstrichs, in dem die Wehrmacht gewütet hat wie kaum irgendwo sonst, Lehren über die „berechtigten russischen Sicherheitsinteressen“ zu erteilen – oder sie gar, wie Kay Sokolowsky es fertigbrachte, aufzufordern, sie möchten doch bitteschön den staatlich approbierten Schlächtern „gewaltfrei begegnen“.

Der bis zum Quadratgefasel angeschwollene Absatz bezieht sich auf meinen Aufsatz „Wir Edelbellizisten“ im Juniheft von KONKRET. Wie stets seit Erfindung des Rufmords operieren die Verleumder nicht mit handfesten Belegen, sondern simulieren, nein, sie konstruieren das Indiz. Sie lassen den Verleumdeten nicht ausreden, sondern legen ihm Worte in den Mund, die er nie gesagt hat. Es hat jedenfalls keine Platz-, sondern einzig infame Gründe, daß die Schmierzettelfinken aus einem Artikel von mehr als 700 Wörtern genau zwei (!) zitieren, den Rest hinzudichten und darauf zählen, daß ihnen schon niemand hinter die, zurückhaltend zu formulieren, faschistoide Schäbigkeit ihres Verfahrens kommen wird.

Deshalb lesen Sie bitte selbst, was ich schrieb; und dann zeigen Sie mir, wo ich tat, was das Gelump mir unterstellt. (Spoiler: Sie werden nichts finden.)

Der Feind, gegen den das Regime antritt, muss so finster und entmenscht, so einmalig böse und viehisch dargestellt werden, dass allein der Gedanke, ihm gewaltfrei zu begegnen, als Irrsinn und moralische Verkommenheit erscheint. Solch ein Feindbild zu hauen ist die Mission der Massenmedien, und sie kommen ihrer Aufgabe um so lieber nach, weil sie der Auflage gut tut.

Amüsant an der unappetitlichen Affäre ist immerhin, daß die meisten Schreibhilfen, die großkotzig ihre Mitarbeit an dem Putinsupernazirussenblatt KONKRET aufkündigen, seit Jahren nicht mehr in KONKRET erscheinen. Geradezu lächerlich ist, daß dieser Trupp der Selbstgerechten KONKRET etwas vorwirft, das er selber exzessiv betreibt: Submission unter das chauvinistische Dogma, Liebedienerei an die Macht, Kotau vorm System. Wer einen durch die Regierungspraxis komplett widerlegten Satz wie diesen unterschreibt:

Alice Schwarzer und Verbündete gingen nicht zu Unrecht davon aus, dass ihr „Offener Brief an Kanzler Olaf Scholz“ ganz auf Regierungslinie liegt.

– der hat sich aus der seriösen Debatte verabschiedet und will nur eins: den eigenen Opportunismus, die eigene Prinzipienlosigkeit, das eigene Betteln um einen Platz am Alimentetrog dem unbedarften Publikum als Akt des Widerstands verkaufen. Die Erbärmlichkeit, die sich hier als Bravourtat aufmantelt, ist die aller konvertierten Fanatiker: Sie tun geläutert, indem sie diffamieren, woran sie bis gestern abend noch zu glauben glaubten. Und zittern insgeheim, daß man ihrer menschlichen Miesheit, ihrer intellektuellen Schwäche, ihrer genuinen Falschspielerei auf die Schliche komme. Daher der Schweineorgelton der Empörung, daher die Divenpose der Aufklärung, wo im Kern nichts als Lüge und Ranküne stecken.

Zum Schluß ein persönliches Wort an einige Leute, die den Denunziationswisch unterschrieben: Ich war mal befreundet oder freundlich bekannt mit euch, und ihr kennt mich gut genug, um zu wissen, daß der Brief über mich lügt. Nicht die vergangene Freundschaft zu euch beschämt mich (obwohl ich mich ob meiner mangelnden Menschenkenntnis schämen sollte). Es erfüllt mich aber mit Fremdscham, wie verkommen ihr seid. Es wäre schön, würden wir uns weder im Dunkeln noch Hellen je wieder begegnen. Einverstanden? Danke.

Photo: „Łajno końskie 400“,
by Pleple2000 [CC BY-SA 3.0],
via Wikimedia Commons


Samstag, 2. Juli 2022 14:55
Abteilung: Sokolowsky anderswo, Undichte Denker

18 Kommentare

  1. 1

    Lieber Herr Sokolowsky,
    als ich den Brief las, war ich ebenso entsetzt über das offensichtliche Konstruieren von Vorwürfen wie Sie. Ebenso war ich aber traurig, dass die Autorinnen, die sich da folgendermaßen äußern: „Über die Verfasstheit der russischen Gesellschaft, ihre Herrschaftsverhältnisse und inneren Widersprüche als mögliche Ursachen der Aggressionspolitik findet sich kaum etwas im Heft, ebenso wenig über die ideologische und materielle Zuarbeit der Machthaber im Kreml für die rassistische und faschistische Rechte weltweit, von Orbán und Le Pen bis Trump und Modi.“ – solcherlei Artikel nicht selbst beisteuern, die ja in konkret durchaus einen richtigen Platz finden könnten, so sie nicht bellizistisch gerieten. Schnell dachte ich bei mir, dass hier Sachliches und Persönliches vermischt wird, und die Reaktionen bestätigen diesen Eindruck. Ich kann Ihre Wut sehr gut verstehen. Zugleich ist da aber auch Trauer, dass man sich nicht im Hellen wieder begegnet ist, um die sachlichen Einwände, wo es sie denn gab, zu diskutieren, um konkret gemeinsam zu verbessern.
    Dem Allen möchte ich noch einen Dank anfügen. Ich selbst bin von einigen Menschen und Organisationen, die sich in Richtung der Aufrüstung haben überreden lassen, sehr enttäuscht worden in den letzten Monaten. Umso glücklicher war ich jedes einzelne Mal, Ihre klaren Artikel und Blogbeiträge zu lesen.
    Beste Grüße!

    Danke für Ihren freundlichen Kommentar! – Hätten die Briefschreiber es auf eine sachliche Debatte angelegt, sie hätten eine bekommen. Daß sie aber gar nicht debattieren, sondern nur diffamieren wollen, läßt sich leicht erkennen: Ihr Pamphlet ist nicht offen an KONKRET gerichtet, sondern an irgendeine Öffentlichkeit, die das Blatt sowieso schon immer scheiße fand. Es geht diesen Gestalten ausschließlich ums Wichtigtun und um die Abschaffung von KONKRET. KS

  2. Stefan Ripplinger
    Samstag, 2. Juli 2022 22:32
    2

    Die Bande gehört in den Pen Berlin.

    Wenn Mira Landwehr und Lars Quadfasel dem Verein beitreten, gebe ich ihm ca. drei Tage bis zum ersten internen Grabenkampf und vier Wochen bis zur Selbstzerstörung. Also: nur zu! KS

  3. 3

    Lieber Kay Sokolowsky,
    als alter Haudegen in Sachen wüste Verleumdungen und Beleidigungen, möchte ich Ihnen etwas Lebenshilfe geben oder wie es mein Stiefvater (Jurist ältester Schule) kurz und knapp ausgedrückt hat: „Rache ist immer eine Option“ und die ist nie nur „kurz und knapp“.
    „Kurz und knapp“ wäre die beste Art mit wüsten Verleumdungen und Beleidigungen umzugehen, spricht ja auch aus ihrem traurigen Statement, sie „schafften es nicht kurz und knapp wie die KONKRET“ – wünschten es sich aber. „Drüber hinweggehen“. „Gar nicht erst drauf ignorieren“. „Den Troll nicht füttern“. „Nicht zeigen, daß man verletzt wurde“ und „das sind die gar nicht wert!“ usw. usf.
    Ganz falsch. Tit for tat: Und nie sich sagen (lassen): „Die sind den ganzen Ärger gar nicht wert“ oder „bloß keine Lebenszeit an sie verschwenden“. Das genaue Gegenteil ist richtig: Die Stalker und Trolle haben das in die Welt gesetzt, niemand sonst profitiert davon. Große Hunde, die meiner Katze Angst machen wollen mit fettem Gebelle, läßt sie vorübergehen, um dann loszupreschen, mit einem Satz dem Hund auf dem Rücken sitzt und mit ausgestreckten Krallen nach vorne greift:
    mitten durch die empfindliche Schnauze.
    Strafanzeigen gehören unbedingt dazu, auch wenn sie derzeit weniger als nichts nützen (und sogar schaden können), so sollte man sich doch stets vor Augen halten in was für entsetzlichen Kabuffs der normale kleine Staatsanwalt sein Leben fristet und so formulieren, daß der genauso einen Lachkrampf bekommt wie ich als ich die Seite hier geöffnet habe (Pferdeäpfel – offener Brief – Symbolbild!).
    Man will immer wissen, was der Angegriffene vorzubringen hat und am besten ist es immer, wenn er nicht nur sich verteidigt, sondern die Krallen durch die Schnauze zieht: also bitte unbedingt weitermachen, die geneigten Leser Ihres Blogs mitsamt ihren guten Vibrationen sind Ihnen gewiß.
    LG Josi

    Liebe Josi, danke für Ihren herzerfrischenden Kommentar! – Eine juristische Aufarbeitung des „Offenen Briefs“ halte ich für aussichtslos. So dumm die Autoren argumentieren, sind sie doch nicht so dumm, ihre Beleidigungen und Lügen gerichtsfest zu formulieren. Am Ende läuft das Gegeifer unter Meinungsfreiheit, und eine Abweisung der Klage würden diese Beklagten in ihrer Selbstüberhebung als einen Triumph knapp unterhalb der Oktoberrevolution reklamieren. Und das sollte man ihnen wirklich nicht gönnen. Lieber sehe ich zu, wie die Unterzeichner sich in den kommenden Wochen weiter blamieren und schließlich untereinander zerstreiten wie die Kesselflicker. KS

  4. 4

    Mein lieber Kay, ich bewundere deine Zurückhaltung im Umgang mit derart haarsträubenden Trotteleien. Zufällig hab ich gerade beim Baden einen Artikel im Merkur gelesen, der davon handelt, wie nach dem löblichen Verzicht auf die Verhandlung von „Wahrheit“ im Westfälischen Frieden das Gewissen über die öffentliche Kritik langsam ausgehebelt wurde und wir nun die Renaissance des Bekenntniszwangs und folglich des bewußtlosen Bekenntnisfanatismus erleben. Konkret hab ich lang nicht gelesen … Sei umarmt!

    Lieber Michael, was Du „Zurückhaltung“ nennst, bezeichnet Felix Bartels auf Facebook als „grob“ (er meint es freilich nicht abwertend). Die Wahrheit ist: Ich habe nur zurückgehalten, was juristisch heikel gewesen wäre, und ich hatte in diesem Fall kein Bedürfnis, elegant zu formulieren.
    Vielleicht hast Du jetzt, da die Bekenntnisfanatiker KONKRET verlassen haben, wieder Lust, das Blatt zu lesen. Ich habe im aktuellen Heft fünf Seiten betextet, und auf drei davon (über Ror Wolf) bin ich rechtschaffen stolz.
    Und wo ich gerade vom Lesen rede – lesen Sie, werte Leserin, geschätzter Leser, unbedingt Michael Sailers Weblog! Es wird Ihnen ein Gewinn sein. KS

  5. Ziggy Christmann
    Montag, 4. Juli 2022 3:21
    5

    Denen geht die Muffe. Sie wissen, daß es sich in der sich anbahnenden Krise schlecht von den Konkrethonoraren leben läßt, haben vermutlich nix beruflich/handwerklich Brauchbares gelernt, und so demonstrieren sie ihre Fähigkeit nebst Bereitwilligkeit als Lügner und starteten die Kampagne: „Mal sehen, wer uns nimmt?“
    Bin nach wie vor treuer Konkretleser.
    LG, Ziggy

    Lieber Ziggy, die materialistischen Erklärungen sind in der Regel die besten, und deshalb liegen Sie mit Ihrer Vermutung bestimmt nicht völlig daneben. Aber man unterschätze nie die Macht gekränkter Eitelkeit, der Animosität und der puren Bosheit. Es hätte jedenfalls der Vertrauenswürdigkeit dieses „Offenen Briefs“ nicht geschadet, wenn die Unterzeichner wenigstens in Kürze dargetan hätten, wann sie zuletzt für das Blatt schrieben und wie bzw. warum das Verhältnis endete. Doch soviel Offenheit darf man von solchen Leuten natürlich nicht erwarten. Da wird lieber gelogen, daß sich die Balken biegen. KS

  6. 6

    Mir scheint, diese „Erklärung“ ist nicht viel mehr als ein Gruppenticket auf die Bahamas.
    Das Muster ist bekannt und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten das ein oder andere Mal mit geringer Variation wiederholt. (Ein Treppenwitz der Geschichte: Anlass einer mehr als 30 Jahre zurückliegenden Kündigung von Autoren- und Leserschaft bei KONKRET war noch Protest gegen Kriegspropaganda, nur damals noch gegen den Irak gerichtet.)
    Die Aufforderung zur Diskussion oder zur Beleuchtung bislang zu kurz gekommener Aspekte („die Verfasstheit der russischen Gesellschaft, ihre Herrschaftsverhältnisse und inneren Widersprüche als mögliche Ursachen der Aggressionspolitik“) ist kaum mehr als ein schlecht getarnter Aufruf zur Unterwerfung.
    Nebenbei bemerkt: Wie sähen solche Berichte wohl aus? In den „Qual.Medien“ (K. Sokolowsky) findet man bereits jetzt genügend solchen Schmarrns, seien es Psychogramme des Russen an und für sich oder vollständig ins Verschwörungstheoretische abdriftende „Analysen“, die jede Stimme für Orban oder LePen einem Scheck aus der russischen Botschaft an die jeweiligen Parteien zurechnen (u.a. ein C. Stöcker bei spiegelonline).
    Alles übrige ließe sich als bloßes Zurschaustellen der eigenen Tugenden abhaken, wäre da nicht die Lüge, die Sie hier publik gemacht haben.
    Eins noch. Wie sehr gerade ein H. L. Gremliza fehlt, merkt man schon daran, dass ganz frohgemut eine Blockade von Kaliningrad diskutiert und umgesetzt wird, ohne je irgendwo den naheliegenden Gedanken zu lesen, wie das wohl mit den russischen Erfahrungen des 2. Weltkriegs im Kopf aufgenommen wird. Leningrad hat nicht stattgefunden, weil es nicht in der Ukraine lag.

    Lieber Jonas A, ich danke für Ihren gescheiten Kommentar und die Erinnerung an frühere – wenn ich das so nennen darf: – Häresien bei KONKRET. Doch so sehr ich die Analyse und die Stimme HLG’s vermisse – es ist schon gut, daß ihm erspart bleibt, die infame Dreckbeutelei der Ex-Autoren und den wieder einmal wie die Tollwut grassierenden Russenhaß erleben und kommentieren zu müssen. KS

  7. 7

    Lieber Herr Sokolowsky,
    ich habe in den vergangenen Jahren mehrfach darüber nachgedacht, mein konkret-Abonnement zu kündigen. Am nächsten dran war ich, als Lars Quadfasel Jeremy Corbyn „tiefsitzenden Antisemitismus“ bescheinigte, wie überhaupt Quadfasel jederzeit auf der Gehaltsliste von MI6 und/oder CIA gleich neben Luke Harding oder Paul Mason stehen könnte. Ihre Texte (und einige andere) haben mich dann doch daran gehindert, und ich freue mich, dass die Richtigen das Blatt verlassen haben.
    Keep on keepin‘ on.

    Lieber Herr Anders, ich danke sehr für Ihren Kommentar! Sie haben den üblen Typen Quadfasel genau dort eingeordnet, wo er hingehört. – Daß u. a. meine Artikel Sie bei der KONKRET-Stange gehalten haben, freut mich außerordentlich. Venceremos! KS

  8. 8

    Lieber Kay Sokolowsky,
    einen Facebook-Kommentar von Felix Bartels möchte ich hier anfügen. Dem „etwas grob im Stil“ stimme ich nicht zu. Großartig angemessener Stil mit etwas groben Worten oder großartiger Stil mit angemessen groben Worten, na jedenfalls ich habe die Ohrfeigen gehört beim Lesen und schamrote Gesichter vor mir gesehen. Aber ansonsten hat mich seine Stellungnahme gefreut:
    „Noch etwas Nachschlag Bubble Tea. Kay Sokolowsky hat auf die Erklärung der Ex-Autoren geantwortet, etwas grob im Stil, ich kanns ihm nicht verdenken. In eigentlich jeder Paraphrase dieser Erklärung — das betrifft die Texte von Kay Sokolowsky wie auch die von Marco Tschirpke wie auch Inhaltswiedergaben der Konkret-Hefte allgemein — lügen die Unterzeichner. Man kann dafür kein anderes Wort wählen, denn versehentlich passiert nicht, was sich durch einen ganzen Text zieht, ihn regelrecht strukturiert. Oder ist es doch bloß Unfähigkeit? Im Schreiben stark, im Lesen schwach? Es wäre nicht der erste Fall, aber ich glaube daran nicht. Wer immer vom Pferd fällt, kann nicht reiten. Wer immer zur rechten Seite vom Pferd fällt, hat ein ganz anderes Problem.“

    Felix Bartels ist freilich auch nicht zart am Werke – gut so! Und danke für Ihren Kommentar. KS

  9. 9

    Lieber Herr Sokolowsky! Klar, DIE haben angefangen, aber dieser Kleinkrieg zwischen Autoren meiner Lieblingszeitschrift ist einfach nur peinlich. Und dass sie Michael Sailers Blog empfehlen, wo besagter Autor Impfungen als „Gen-Experimente“ bezeichnet und durchaus kritikwürdige Massnahmen gegen Corona gerne mal mit der Entrechtung und Verfolgung der Juden vergleicht, finde ich, gelinde gesagt, ziemlich irritierend. Mit freundlichen Grüßen T.H.

    Lieber Herr Hoffmann, Kritik an Sailers Blog sollten Sie dort üben, nicht hier. Daß ich Michael Sailer als ausgezeichneten Autor schätze und – nicht erschrecken! – sogar mit ihm befreundet bin, könnten Sie wissen, würden Sie mein Blog besser kennen. – Übrigens verstehe ich nicht, warum es „peinlich“ oder ein „Kleinkrieg“ sein soll, wenn ich mich gegen eine faustdicke Lüge zur Wehr setze. Wie Sie meinem Posting entnehmen können (sofern Sie es gelesen haben), hätte ich den Scheiß lieber ignoriert, aber durch Schweigen schafft man leider keine Lügen aus der Welt. KS

  10. 10

    Lieber Herr Sokolowsky! Ich halte Michael Sailer übrigens auch für einen sehr guten Autor und habe auch schon ein Bier mit ihm getrunken. Aber sie haben recht, das gehört nicht hier her. Ihren Blog kannte ich bisher leider noch nicht, lese ihre Texte in KONKRET i.d.R. aber sehr gerne. Dass sie sich in diesem Fall zur Wehr setzen, verstehe ich sehr gut. Ich lese die olle KONKRET jetzt halt schon seit über 20 Jahren. Da tun so Sachen immer weh. Nichts für ungut und herzlicher Gruß…

    Lieber Herr Hoffmann, danke für Ihre Richtigstellung! – Ich bin jetzt seit drei Jahrzehnten KONKRET-Beiträger und habe einige Häresien erlebt. So verlogen wie die aktuelle war allerdings keine. Daß die Angelegenheit Ihnen weh tut, ehrt Sie. Ich kann nicht verhehlen, daß auch ich einen gewissen Schmerz empfinde, wenn ich auf die Unterzeichnerliste gucke. Denn es sind Autoren darunter, von denen ich bis vor einer Woche eine recht hohe Meinung hatte, ungeachtet ideologischer Differenzen. Und nun mag ich deren Texte, egal wo, nimmer lesen, obwohl sie eigentlich ihr Handwerk beherrschen. Was ja im dt. Journalismus eher selten vorkommt. Ich grüße herzlich zurück. KS

  11. 11

    Sehr geehrter Herr Sokolowsky, „der Gedanke, ihm gewaltfrei zu begegnen“, erscheint mir tatsächlich als Irrsinn. In der Paraphrase Ihrer Denunzianten wiederum erscheint mir das Wort „aufzufordern“ als das entscheidende. Auch wenn es natürlich nicht Ihre Aufgabe ist, Ihre eigenen Texte zu interpretieren, wäre ich für eine Konkretisierung des von Ihnen oben angeführten Auszugs aus Ihrem Artikel dankbar. Mit freundlichen Grüßen, Peter

    Sehr geehrter Herr Schwarz – was, bitte, soll ich konkretisieren? Ich begreife nicht genau, was Sie wissen möchten. Trotzdem versuche ich’s: Wenn ein Ukrainer aus religiösen, philosophischen oder schlicht aus Gründen des Überlebenwollens sich dem Dienst an der Waffe verweigert – wären Sie tatsächlich bereit, dem Betreffenden ins Gesicht hinein Irrsinn zu unterstellen? Weil meine eigene Bereitschaft, fürs Vaterland zu töten (oder zu krepieren), seit meiner Zeit bei der Bundeswehr (1982-84) ziemlich gegen Null geht, hüte ich mich, Irrsinn zu unterstellen, wo durchaus verständliche Motive eine Rolle spielen könnten.
    Ein Pazifist, der es ernst meint, wird Bellizisten stets wie ein Träumer oder Spinner erscheinen. Ihm aber Irrsinn zu attestieren und damit seine Ethik in den Bereich klinischer Symptome zu zerren, hat keinen anderen Zweck, als die Erörterung seiner Motive für sinnlos, ja, gefährlich zu erklären.
    Schließlich: Ich fordere niemand zu irgendwas auf, ich beschreibe vielmehr eine besonders üble Diffamierungstechnik der Kriegspropaganda. KS

  12. 12

    Wer dir einen „Pro-Putin-Kurs“ unterstellt, wie es die Verfasser und Unterzeichner jenes peinlichen Pamphlets taten, hat deine Texte zur Sache entweder nicht gelesen oder schlicht nicht begriffen. Kann natürlich gut sein, dass da auch gekränkte Eitelkeiten bzw. persönliche Animositäten eine Rolle spielten. Oder schnell fortschreitenden Amnesien wie im Falle des Herrn Quadfasel, der vermutlich bereits vergessen hat, dass ihm die Redaktion von KONKRET in der April-Ausgabe 2022 reichlich Raum gab, seine eigene Bescheidwisserei kundzutun.
    Vielleicht sollte der Mann mal konsequent sein und sein Honorar für den Ankauf von schweren Waffen spenden? Der hiesige Mordwerkzeugmacher Rheinmetall – Wert der Aktie am 23.02. bei 97 €, heute früh bei 209 € – hätte da z. B. einen schönen neuen Panzer im Angebot. Der übrigens „Panther“ heißt, genau wie sein Vorgänger in den Zeiten, als auch schon mal Räder rollten für den Sieg und unsere Großväter vor Moskau und in Stalingrad für den großdeutschen Frieden froren. An dieser Stelle möchte ich allen Angehörigen der demnächst auf 300.000 Stück Kanonenfutter (m/w/d) aufzustockenden Nato Response Force herzlich empfehlen, sich schon mal ganz warm anzuziehen …
    Ach, ich kann gar nicht so viel saufen, wie ich kotzen möchte. Auch weil ich mich selbst inzwischen immer öfter dabei ertappe, dem russischen Feldherrn einen baldigen Sieg zu wünschen. Auch wenn mir klar ist, dass er ein lupenreiner Autokrat ist. Und auch wenn ich nicht in einem Land leben möchte, in dem jemand wie er das Sagen hat. Aber drauf geschissen – ich möchte ja auch nicht in einem Land leben, in dem ein besinnungsloser Haufen heuchlerischer Heimatkrieger*innen das Sagen hat, der immer nur die andern für seine sogenannten westlichen Werte wahlweise frieren, hungern oder bluten lässt, und ich tu’s trotzdem.
    Jedenfalls fände ich es einfach nur schön, wenn das verdammte Morden endlich aufhörte, wenigstens in dieser Region unserer mörderischen Welt. Und ich alter Lumpenpazifist und notorischer Russophiler geb es gerne zu: müsste ich einst wählen, dann wär ich doch lieber russisch als tot. На здоровье!
    PS.
    Dass der Russe demnächst wieder vor den Toren Berlins stehen wird, sollten wir ihn nicht schleunigst mit allen militärischen Mitteln unsere westlichen Mores lehren, das glaub ich natürlich eher nicht. Das glauben wohl bloß hartleibige Heimatkrieger*innen (siehe oben) vom Schlage einer Strack-Zimmermann, oder sie tun so als ob sie’s glaubten. Nämliche Dame ist übrigens nicht bloß Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, sondern auch aktives Mitglied des Förderkreises Deutsches Heer. In welchem auch – wer hätte das gedacht? – die prosperierende Rüstungssparte von Rheinmetall mit von der Partie ist. Ein Putin-Versteher, der Arges dabei denkt.

    Lieber Kai, danke für diesen fabelhaften Kommentar! Ich hoffe stark, daß er nicht in meiner „Abfall“-Grube versickert.
    Quadfasel war übrigens auch im Mai-Heft von KONKRET aktiv und breitete darin seine immensen Kenntnisse in zivilisierter (Nato/Ukraine) vs. barbarischer (Russ‘) Kriegsführung aus. Das war schon ein staunenswerter Haufen Scheißdreck. Kein Wunder, daß Q. heute frechweg lügt, er habe seit der März-Ausgabe in KONKRET nichts mehr veröffentlichen dürfen. Ich würde solch eine intellektuelle und politische Bankrotterklärung auch nach Kräften leugnen. KS

  13. 13

    Sehr geehrter Herr Sokolowsky,
    danke für Ihre Antwort! Ich hatte die Gewaltfreiheit als eine des ukrainischen Staates bzw. Kollektivs gelesen und nicht als eine des Individuums. Letzterem würde ich niemals Irrsinn unterstellen und würde womöglich ähnlich handeln. Und mit „erscheint mir das Wort ‚aufzufordern‘ als das entscheidende“ meinte ich: als das irreführende Wort, das die Paraphrase zur unredlichen Denunziation macht.
    Ich muss allerdings zugeben, dass ich einigen Passagen des „Offenen Briefes“ durchaus zustimme und ein paar der UnterzeichnerInnen sehr schätze. Umso schlimmer und enttäuschender finde ich das verfälschte Zitat.
    Mit freundlichen Grüßen, Peter

    Sehr geehrter Herr Schwarz, ein Dank wiederum von mir für Ihre Replik! – Ich kann mich übrigens an Zeiten erinnern, als unter KONKRET-Linken die Meinungen fundamental auseinandergingen, aber in der Debatte nie mit gezinkten Würfeln gespielt wurde. Es sind die frechen Lügen (nicht nur mich betreffend) im „Offenen Brief“, die mich empören. Alles andere finde ich bloß falsch. KS

  14. 14

    Die Verfasser des offenen Briefs auf mutmaßlichem Gruppenfoto:
    https://ih1.redbubble.net/image.429064489.3630/flat,750x,075,f-pad,750×1000,f8f8f8.jpg

    „Du bist aber fiese!“ haben wir in der Grundschule zu solchen Witzen gesagt. Und dann glockenhell gelacht. Schönen Dank! KS

  15. 15

    Lieber Kay,
    als halb- bis dreiviertelautistischer Inkluse hab ich den ganzen Schmarrn mittels deiner hübsch zornigen Seite erfahren, und war erstaunt. Früher, soweit ich der Erinnerung an meine mittlerweile 37 Jahre währende Konkretlektüre trauen mag, gab’s Binnenheftgespräche à la „Céline war ein schrecklicher Antisemit!“ – „Ja, doch die Bücher sind gut und können nix dafür“.
    Einen schlecht komponierten und diffamatorischen Empörbrief zu schreiben, das ist albern und ärgerlich, insbesondere wenn ich berücksichtige, dass der Initiator seit Jahren im Monatstakt das halbe, wenn nicht ein Dreiviertel Konkretheft vollzuschreiben pflegte. Bedauerlich, dass Herr Apunkt Schneider wohl seine lustige Popmusikhistorientextserie beenden wird; tröstlich, dass der gute Klopotek weitermacht und der alte Sokolowsky hoffentlich lange noch seine ‚Hofgespräche‘ führen wird.
    Herzliche Grüße und keep on ramblin‘, Peter K.
    P.S.: In meiner Abo-Ausgabe des aktuellen Hefts fehlen zehn Seiten. Dank Belegbemusterung besitze ich ein zweites Exemplar, so dass ich den Better-Call-Saul-Beitrag lesen konnte. Man braucht’s halt doppelt, dieses Russenliebchenheft.

    Lieber Peter, danke für Deinen Kommentar und die korrekte Abfertigung des Vorgangs! Daß der pompöse Abgang Quadfasels beim KONKRET-Publikum großes Bedauern auslöst, bezweifle ich übrigens mehr und mehr, nicht zuletzt wegen solcher Bemerkungen wie Deinen.
    Ich hoffe, daß es Dir wohl ergeht und grüße herzlich zurück! KS

  16. 16

    Lieber Kay,
    aus Gründen persönlichen Stresses (wenn vier Leute umziehen und drei von ihnen, darunter die beiden Eltern, nacheinander Scharlach kriegen, ist das suboptimal) habe ich die aktuelle konkret-Affäre nur am Rande verfolgt. Den unsäglichen „Warum wir nicht …“-Artikel auch nur halbherzig gelesen, sogar deinen Namen nebst Verleumdung im Text überlesen, hüstel. Und unter den Unterzeichnenden nicht gefunden, da dachte ich mir schon mein Teil.
    Daher nur kurz: Sei dir meiner Solidarität und Freundschaft gewiss!
    Apropos Freundschaft: Ein Wiedersehen hätte Gesicht, aber das fädeln wir über andere Kommunikationskanäle ein.
    Gruß (auch an die Gemahlin) aus Ottensen an den Osdorfer Born,
    Volker

    Lieber Volker, sei bedankt für Solidarität und Freundschaft, die ich nur zu gern erwidere! Und: ja, wir sollten uns unbedingt mal wiedersehen. Schöne Grüße auch den Deinen! KS

  17. 17

    Den Halbsatz „Wer ‚gegen den Westen‘ zum einzigen Entscheidungskriterium macht“ hätte HL Gremliza den Autoren wegen erkennbarer Sinnlosigkeit um die Ohren gehauen.
    Im übrigen halte ich es auch für unappetitlich, wenn „Täterkinder und -enkel (…) den Bewohnerinnen und Bewohnern eines Landstrichs, in dem die Wehrmacht gewütet hat wie kaum irgendwo sonst,“ vom bequemen Schreibtischstuhl aus empfehlen, sie sollten sich gegen eine „russische Besatzungsherrschaft“ zur Wehr setzen.

    Lieber Thomas Schweighäuser, Sie kommentieren diese Ungeheuerlichkeit so kurz angebunden, wie es sich gehört.
    Bei der Gelegenheit möchte ich mich für die Sammlung intellektueller Bankrotterklärungen resp. bankrotter Intellektueller danken, die Sie in Ihrem Weblog veröffentlichten. So was gehört aufbewahrt für alle Zeit oder wenigstens bis zu der Zeit, in der diese opportunistischen Halunken behaupten werden, nie dergleichen Unrat verbreitet zu haben. Für interessierte „Abfall“-Beobachter hier der Link: „(the lighter side of) Life during Wartime“. KS

  18. 18

    Eine lehrreiche Debatte um Denunziation, Gleichschaltung, Freundschaft – alle hierzu versammelten Texte! Danke!
    Ähnlich wie im enger werdenden Kreis der unabhängigen kritischen Publikationen, so erlebt es mancher zur Zeit im persönlichen Freundeskreis: den Verlust von Freunden durch Abgang in den starken Sog des harmonischen Burgfriedens – der Volksgemeinschaft – des Mainstreams (wie immer in Zeiten von Kriegen, in die das Vaterland hineingezwungen worden oder –geschlittert sich wähnt).

    Und irgendwie glaubten wir doch, daß dergleichen in Deutschland nie wieder passieren kann. Wir haben uns auf die Beteuerungen der Funktionselite verlassen, dergleichen nie wieder zuzulassen. – Und am Ende behalten die Leute recht, die nicht dem blumigen Geschwätz glauben, sondern immer nur aufs Klasseninteresse gucken. Also all die Leute, die den Arschoffenen Brief der verwesten KONKRET-Autoren im Leben nicht unterschrieben. KS

Kommentar abgeben (Kommentare unter Moderation - Regeln siehe HIER)

Math Captcha *Zeitlimit überschritten. Bitte füllen Sie das Captcha noch einmal aus.