Zeitenwendreime (4): Osterausgabe


Christus triumphans

Käme Jesus heute wieder
auf die alte Erde nieder,
wäre Er nach zwanzig Bieren
voll fürs Waffelexportieren.


Legende

War einmal ein Osterhas’
tief im Osten auf Mission.
Legt’ ins hohe Taigagras
bunt getarnte Munition.

Stampfte da ein Russentrupp,
sah, was Has’ ins Nest gelegt.
Tat die Eier in die Supp’,
ward mit Wumms hinweggefegt.

Has’ derweil tat Nachschub holen,
noch mehr Russen zu verkohlen.


Meldung

Achtung, Achtung, zugehört!
Eiernot ist aufgeklärt.
Has’ hat keine Schuld daran.
Eier hat Strack-Zimmermann.


Photos:
„USMC-090404-M-1645M-283“,
by Cpl. Justin M. Martinez [Public domain],
via Wikimedia Commons

„Påskekort ca. 1907 – Easter Card ca. 1907 (16635287017)“,
by National Library of Norway [No restrictions],
via Wikimedia Commons

„John Horn’s Easter Eggs – Flickr –
The National Archives UK“ (Ausschnitt),
by The National Archives UK [No restrictions],
via Wikimedia Commons


Samstag, 8. April 2023 23:29
Abteilung: Lieder ohne Werte, Man schreit deutsh

2 Kommentare

  1. 1

    Lieber Kay Sokolowsky,
    ich habe mir erlaubt, Ihre Verse zu kopieren. Weil sie ein Verstehen in mir ausgelöst haben, ich hatte nie Zugang zur Poesie und bin ihnen lieber immer aus dem Weg gegangen wo es nur ging. Daß dichten nichts, in meiner beruflichen Praxis ist das einer der ersten Arbeitsschritte, mit Abdichtung zu tun hat, das war mir klar, ich dachte, es leitet sich von dictare her, was für mich ohne das Präfix ver nie einen Sinn ergeben hat. Ich danke herzlich für diese sicher blamable, aber eben sehr persönliche, um nicht zu sagen Offenbarung, Entdeckung, und wünsche erholsame Feiertage,
    Ihr Udo Theiss

    Lieber Udo Theiss, ich danke Ihnen für das schöne Lob und die guten Wünsche, die ich gern erwidere! Und wo wir gerade bei der Wortgeschichte sind: „Gedicht (mhd. getiht[e] ’schriftliche Aufzeichnung‘, auch ‚Erfindung, Betrug'“ („Duden – Das Herkunftswörterbuch“). Natürlich sind meine Zeitenwendreime allesamt Betrug. Frohe Ostern! KS

  2. 2

    Lieber Kay Sokolowsky,
    über das Verse schmieden können sie mir ja alles erzählen und daß ein Gedicht etwas mit Betrug zu tun hat will ich Ihnen – Sie arbeiten ja auch auf dem Feld der Geschichtsschreibung, und die Historiker, die sind ja, mehr oder weniger, berufsmäßige Betrüger – gerne glauben, aber, die ersten Worte von M gestern früh waren: ich mach noch schnell ein Osterbrot und das tat sie dann auch und das war eine großartige Eingebung, auch wenn es zu spät war, noch Rosinen einzuweichen, es fanden sich noch Kranichbeeren in bereits wieder feuchtem Zustand und so begann die Tafel zwar erst um 11 h 30, aber, auf den noch warmen Hefeteig die irische Butter und von der Entenleberpastete, ein Gedicht, daß uns sofort die Zeit vergessen ließ, zu dem bei uns obligatorischen Feiertagssalat, die Zutaten sind, bis auf den Senf und die sauren Gurken, sehr gewöhnliche, Kartoffeln, Möhren, Erbsen, Äpfel, Eier, aber die Zubereitung dauert Stunden, deshalb Feiertagssalat, wann hat man schon die Zeit, ich nenne ihn à la polonaise, eine irreführende Bezeichnung, es empfiehlt sich nicht, diesen Salat in Polen zu essen, nein, um die Mayonnaise nicht zu verschweigen, die muß da nun mal rein, sie wenigstens in der Endsilbe zu erwähnen, gab es kurz angebratene und im Backofen vervollkommnete Entenbrust, Krabben in Kalamataöl, Knoblauch und Dill, Lachs, kalt und heiß geräuchert, Pierogi, gefüllt mit Fleisch der Keulen einer französischen Flugente und Nüssen und der erste Teil der Kranichbeeren, kein Weißbrot, um die Aromen der unterschiedlichen Bissen für sich und vollständig genießen zu können, wie es die Franzosen und Südländer zu tun pflegen, ein Schlückchen vom trockenen Crément de Limoux Tholomies tat es auch, zum Kaffee dann ein Stück Käsesahnetorte, ich zwei, aber den Möhrenkuchen haben wir dann doch nicht mehr angeschnitten. Nun, wäre ich ein berufsmäßiger Historiker, hätte ich mir notiert: nach einem köstlichen Mahl ein paar Verse gelesen und etwas von der Verdichtung von Sprache verstanden. Und so einer sind Sie auch nicht, Sie erzählen uns nicht, der Krieg in der Ukraine habe am 24. Februar 2022 begonnen und stellen u.a. in den „Herrschaftszeiten“ Zusammenhänge her, die man in Geschichtsbüchern, von der Presse zu schweigen, selten bis gar nicht findet. Pfeffer und Salz eben, die ich oben auch nicht erwähnt habe, die Herkunft und Zubereitung der Zutaten auch nur am Rande, also ein Betrüger sind Sie eher weniger und betrogen fühle ich mich auch nicht, ganz im Gegenteil.

    Lieber Udo Theiss, in höherem Sinn ist alles Literarische Betrug bzw. Schwindel, aber das macht die Sachen ja erst interessant. Nichts lahmer und unerquicklicher als „Geschichten, die das Leben schreibt“; das Leben kann nämlich gar nicht schreiben. – Ihr Ostermahl wiederum klingt wie ein Gedicht, allerdings ohne Betrugsanteil. (Keine Sorge, mehr dialektische Gymnastik gibt’s heute nicht.) KS

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