Zeuge der Geschichte (13)

Als ich vom letzten Vorhang für Jeanne Moreau erfuhr, dachte ich, daß nie eine Schauspielerin in ihrer Verzweiflung so schön war wie sie in „Fahrstuhl zum Schafott“. Nie eine Darstellerin so würdevoll ihre Demütigung duldete wie sie in „Tagebuch einer Kammerzofe“. Nie eine Mimin so frei den Kummer der Liebe umarmte wie sie, für uns alle, ini„Jules und Jim“.

Und dann hörte ich mir an, was ihrer Affäre Miles Davis eingefallen war, als er Jeanne Moreau auf der Leinwand durch die taghelle Nacht von Paris hatte schreiten sehen, und ich wußte, daß mehr von ihr bleiben wird, als der Tod je rauben kann, viel mehr als die Verzweiflung, die Demütigung, der Kummer des letzten Endes uns glauben machen wollen. Madame Jeanne war, ist und sie bleibt Schönheit und Würde und Freiheit.

Pour nous:



Photo: „San Sebastian Film Festival Jeanne Moureau crop 2”,
by Oneras (Flickr: [1]) [CC BY-SA 2.0],
via Wikimedia Commons


Montag, 31. Juli 2017 23:46
Abteilung: Moving Movies, Zeuge der Geschichte

3 Kommentare

  1. 1

    Wieder mal weist Du auf etwas hin, das ich mir dann vielleicht doch noch mal genauer ansehe. Die „Kammerzofe“ ist bei mir abgelegt im Archiv der Filme, die ich irgendwann vor langer Zeit mal gesehen und aber auch wieder vergessen habe, im Gegensatz zu anderen Werken von Buñuel.
    Und das verlinkte Video wäre dann auch solch ein Hinweis. Wow! Es gibt gute und schlechte Wortspiele, aber angesichts (oder -ohrs?) dieser Musik gefällt mir „miles ahead“ noch mal besonders gut.
    Da hat der Davis ja nicht nur den zukünftigen Jazz geprägt, sondern auch (wenn mal genau hinschaut), wie bei J. Moreaus Überqueren der Straße in der musikalischen Betonung der vorbeifahrenden Autos der Roadrunner vorweggenommen wird. Toll!
    Toll auch, wie da eine Frau dargestellt wird (und darstellt), wie man es im Kino der Gegenwart kaum noch und im deutschen Kino schon gar nicht findet.

    „Fahrstuhl zum Schafott“ ist ein Kronjuwel des Kinos; wer’s nicht kennt, hat meinen Neid, denn ihm steht eine sehr große Entdeckung bevor. Der YouTube-Clip gibt eine Ahnung von der Großartigkeit dieses Films. KS

  2. 2

    Danke, Kay Sokolowsky,
    für diesen schönen Post. Jeanne Moreau war für mich als Pubertierenden immer „die schönste Frau der Welt“, gerade weil sie nicht so aalglatt „schön“ war.
    Beste Grüße

    Und ich danke Ihnen, lieber Stephan Roth, für dieses schöne „Geständnis“. KS

  3. 3

    Ich gestehe auch etwas: Manchmal denke ich langsamer als ich schreibe.
    Bloß weil ICH den Road Runner erst Anfang der Siebziger kennengelernt habe, ist er natürlich nicht jünger als „Fahrstuhl zum Schafott“.
    Ein Beispiel für Wahrnehmung aus der eigenen Perspektive.

    Es ist aber schon originell, bei Jeanne Moreau an den Road Runner zu denken, das muß ich Dir lassen. KS

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