Zeuge der Geschichte (20)


Als ich vom Ableben des brillanten Komponisten Ennio Morricone vernahm,
wollte ich meine Mundharmonika aus der Schublade ziehen und ihm zu Ehren das Lied vom Tod spielen.

Aber dann fiel mir ein, daß ich weder eine Mundharmonika besitze noch auch nur zwei schöne Töne drauf spielen kann. Denn es gibt zwei Kategorien von Menschen: Die einen haben es drauf, und die anderen bilden sich was ein.

Ad morbus Alzheimer werde ich Signore Morricone für die Ouvertüre zu Sergio Leones Opus magnum „Zwei glorreiche Halunken“ dankbar sein. Sie hat mich – da war ich 40 Jahre jünger als heute – gelehrt, einen wahrlich gelungenen, einen großen Score zu erkennen. Der nämlich transzendiert die visuelle zu einer synästhetischen Erfahrung und bleibt groß auch ohne Bilder.

Morricones glorreiche Halunkenmusik ist keine plumpe Untermalung, sie wird untermalt. Und überdies eignet ihr eine Komik, die im Genre ihresgleichen nicht hat:


Addio, Ennio, e mil mille grazie di tutto!

Photo: „Ennio Morricone Cannes 2007 edited“,
by Olivier Strecker [CC BY-SA],
via Wikimedia commons

7 Kommentare

  1. 1

    minkja!

    Gesundheit! Bzw.: was wollen Sie uns mitteilen? KS

  2. 2

    R.I.P. Ennio Morricone

  3. 3

    Eine, wie ich finde, wunderschöne Interpretation des Stückes durch The Danish National Symphony Orchestra.

    Wunderschön, in der Tat! Vielen Dank für diesen Hinweis – und an mein liebes Publikum ergeht ein Sicht- und Hörbefehl. KS

  4. 4

    BerndH60: Ein musikalisch Juwel. Eindeutig.
    Aber auch das hier von den Doors (1979) hat Filmgeschichte geschrieben.
    https://www.youtube.com/watch?v=CIrvSJwwJUE
    (Es leben auch nur noch der Drummer und der Gittarist.)

    Öhm … Wenn wir jetzt anfangen, alle Filmmusiken und -musiker, die wir mögen, hier anzupreisen, kommen wir doch arg weit vom Anlaß ab. Ich plädiere dafür, in diesem Blogpost plus Kommentarbereich ausschließlich bei Signore M. zu bleiben. Und empfehle deshalb dies – Morricone dirigiert eine Suite seines Scores für „The Mission“:
    https://www.youtube.com/watch?v=oag1Dfa1e_E
    KS

  5. 5

    Kommt nicht wieder vor. Sorry.

    Das ist schön. KS

  6. 6

    „minkja!

    Gesundheit! Bzw.: was wollen Sie uns mitteilen? KS“

    mensch lieber Kay Sokolowsky, erst mit Italienisch anfangen und dann solche Fragen stellen.
    https://dict.leo.org/italienisch-deutsch/minchia
    anders gesagt: der Jenosse Nello wollte in einer etwas vulgären aber durchaus gebräuchlichen und verbreiteten Art und Weise sein Mißfallen über den Tod von Ennio Morricone ausdrücken… aka „Scheiße!“

    Dann hätte er besser „minchia“ geschrieben, damit ich es nachgucken kann. In meinem Opernitalienisch kommen solche Vulgärvokabeln leider (?) nicht vor. – Aber jetzt, wo ich’s begriffen habe, stimme ich dem „minkja“-Schreiber vollinhaltlich zu. Und wünsche weiterhin ihm und uns allen Gesundheit. KS

  7. 7

    Ennio Morricone hat bisher jeden Film, für den er die Musik schrieb, noch besser gemacht. Eigentlich wollte ich sagen „geadelt“, aber darf man das noch?
    Schönen Dank, Kay Sokolowsky, für diesen dem Komponisten angemessenen Nachruf. Erst Signore Morricone hat den Film zu einem Gesamtkunstwerk gemacht, etwas, das bisher der Oper vorbehalten war.
    Nur dem „Morbus Alzheimer“ erlaube ich mir, vehement zu widersprechen. Ich habe gelesen, daß den mit dieser Krankheit behafteten zuerst das Lachen vergeht. Sie können es einfach nicht. Etwas OT, tut mir leid, aber vielleicht auch etwas beruhigend.

    „Geadelt“ paßt schon. Bei Künstlern ist die Nobilitierung ja niemals plump geerbt, sondern mit Genie und Fleiß erarbeitet. KS

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