Zur Lage im Mai
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Man hat ja so viel zu sagen
—so viel zu sagen zu melden
Man steckt so voll mit Wörtern und Worten
—mit Bildern so nett und mit Witzen aha
Man denkt so tief oder krumm vielleicht schräg
—so um sich rum um Kragen und Kopf
Und dann sitzt man so da mit den Gedanken
—mit den Witzen den Bildern den Wörtern den Worten
Man sitzt oder kauert so da und man sucht
—nach Ecken gut zum Verstecken
Vor den Sätzen den langen den kurzen vorm Setzen
—vor der Not des Notats
Man sitzt ziemlich viel und man liest ziemlich viel
—so wie man denkt – durcheinander
Man weiß aber nicht was das soll dieses Sitzen
—und dies Lesen dies Denken was soll‘s
Man weiß es nicht weiß nichts weiß rein nichts
—ohne Pause
Man merkt einen Klumpen ein dumpfes Gelumpe
—aus halben Ideen
Man spürt einen Druck zwischen Herz und
—man weiß nicht der Leber
Man will reden und singen und der Mund
—geht immer nur zu immerzu
Das ist im Mai die Lage im Kopf und im Mund
—und auch sonst
Es gärt und es sprudelt versickert
—so fort
Die Welt ist ein Traum ist ein Wort
—aus der Welt
Und man ist auf der Welt
—nicht von dieser
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Mittwoch, 1. Juni 2016 17:04
Grad geht ein lauer Wind über den Saronischen Golf. Das Meer ganz glasklarblau von vorn bis hinten. Ein bißchen weiter südlich ersaufen sie drin, wie gehabt. Unten auf der Hotelterrasse gibt’s bunte Cocktails.
Selbst wenn man mehr Worte dafür hat: Wozu sie aufschreiben? Wer will’s noch und noch lesen, das Zeug? Oder drüber nachdenken? Und sitzend lesend schreibend tatenlos frag ich mich also auch: Was soll’s? Denn die Lage im Juni, die wird ja wohl nicht anders sein als die im Mai. Es sei denn.
PS. Der Seeigel, auf den ich vorhin beim Schwimmen fast draufgetreten wäre, existiert als Gattung eine gute halbe Milliarde Jahre. Diese Gattung sitzt auch ziemlich viel rum, denkt aber vermutlich nur ganz wenig bzw. wenn überhaupt, dann ganz bestimmt nicht durcheinander, und lesen tut sie überhaupt nicht. Deshalb hat sie’s wahrscheinlich solange auf diesem Planeten ausgehalten. Ein Seeigel möchte ich aber trotzdem nicht sein. Die Einheimischen reißen ihn auseinander, um an seine Eier zu kommen. Und dann machen sie eine Vorspeise draus.
U. a. deshalb bin ich immer wieder so stolz auf unsere Spezies. – Danke für Deinen verständigen Kommentar, lieber Kai! KS
Samstag, 23. September 2017 14:43
Die Welt ist ein Traum ist ein Wort / aus der Welt // Alles flieht / wenn es zieht / in die andre / die kommt / wenn wir gehen.
Sie sind mir aber auch kein großer Optimist. KS
Montag, 25. September 2017 7:14
Versuchen Sie mal die optimistische Lesart, die „geht“ auch, wenn man will.
Also bitte – ich laß mir doch vom Dichter nicht sagen, wie ich ihn zu verstehen habe! Peace: KS
Dienstag, 26. September 2017 9:01
Peace back: Ich wollte nur den mimetischen Möglichkeitsraum weitmachen, statt mich hermeneutisch eingezirkelt zu sehen (und lerne gerade Kultursprech von den Volksbühnenbesetzer*innen).
„Mimetischer Möglichkeitsraum“ – das klingt wie „Erneuerung der SPD in der Opposition“. KS
Freitag, 29. September 2017 13:43
„Erneuerung der SPD“ – das klingt wie „linker Flügel der SPD“.
Aber da fliegt nichts, da fliegt niemand, man kraucht weiter.
Der ist gut! KS