Zeuge der Geschichte (26)


Als ich vom Ableben des Schauspielers Eberhard August Franz Ewald „Hardy“ Krüger hörte, fiel mir sofort ein, wie gern ich als Knabe damit prahlte, daß mein Onkel Kurt dem Star zum Verwechseln ähnlich sah.

Und dann dachte ich daran, wie ich in meiner Kindheit keine Fernsehwiederholung von „Hatari!“ und „Der Flug des Phoenix“ verpaßte (die meisten Szenen kann ich bis heute auswendig). Ich war nicht Krügers wegen in diese Abenteuerfilme vernarrt, sondern weil sie wahrhaft vollkommene Exemplare ihrer Gattung sind. Aber ich liebte und liebe sie nicht zuletzt seinetwegen, seiner spröden, sarkastischen Art wegen, die so deutsch wirkte und doch wieder nicht: die passiv-aggressive Tarnung einer tief verletzten Seele.

Hardy Krüger war ein feiner, aufrechter und kluger Mann, dem man nichts vorwerfen kann außer seiner durchschnittlichen Schriftstellerei. Wer es aber schaffte, von James Stewart nicht an die Wand gespielt zu werden, der mochte noch so viele mediokre Bücher verfassen, er blieb dennoch ein bedeutender Künstler:

Photo: „Pressekonferenz Hardy Krüger
– Gemeinsam gegen rechte Gewalt –, Köln-7787“,
© Raimond Spekking [CC BY-SA 3.0],
via Wikimedia commons


Donnerstag, 20. Januar 2022 18:49
Abteilung: Moving Movies, Selbstbespiegelung, Zeuge der Geschichte

2 Kommentare

  1. Werner Ehrenreich
    Freitag, 21. Januar 2022 14:42
    1

    Wohl, wohl (warum der feine, aufrechte kluge Mann allerdings in einem rassistischen Kaltkriegs-Schundstreifen wie „Die Wildgänse kommen“ mittun mußte, fragt man sich doch …)

    Krüger wird das Geld gebraucht haben. „Die Wildgänse kommen“ ist in der Tat kein Ruhmesblatt in seiner Vita. Aber Sie erinnern sich eventuell, daß er in dem Film einen erzrassistischen Buren spielt, der im Lauf der Handlung begreift, daß der „Kaffer“, den er und seine Söldnergang raushauen, ein viel besserer Mensch ist als er selbst.
    Warum Sie des alten Herrn Krügers großes Engagement gegen den Neonazismus nicht würdigen, frag ich mich doch. Sind Sie vielleicht einer von denen, die an keiner wohlgepflegten Rabatte vorbeigehen können, ohne hineinzukacken? KS

  2. 2

    Sehr geehrter Herr Sokolowsky,
    “Aber Sie erinnern sich eventuell, daß er in dem Film einen erzrassistischen Buren spielt, der im Lauf der Handlung begreift, daß der ‚Kaffer‘, den er und seine Söldnergang raushauen, ein viel besserer Mensch ist als er selbst.“
    Den Film “Die Wildgänse kommen“ habe ich seiner Zeit gesehen. Der sehr lehrreiche Punkt in diesem Film war genau die Wandlung des “kafferntragenden“ Hardy Krüger.
    Leider hat es sich bis heute nicht durchgesetzt, dass man “Kaffer“ tragen kann!

    Immerhin ist es gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert, rassistische Wörter wie „Kaffer“ zu verwenden. Das ändert nichts am strukturellen Rassismus, ich weiß, aber es verringert ein bißchen den Pegel widerlichen Geräuschs in der Welt. KS

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