Zeuge der Geschichte (4)

Als ich vom Tod Bud Spencers benachrichtigt wurde, wollte ich trotz Plattfuß wie ein Himmelhund auf dem Weg zur Hölle vier Fäuste für ein Hallelujah nach Westen schicken. Vorher aber mußte ich mir das Ende meiner Kindheit eingestehen.


Dienstag, 28. Juni 2016 1:33
Abteilung: Unerhört nichtig, Zeuge der Geschichte

13 Kommentare

  1. 1

    Also, mein sehr geehrter Herr Sokolowsky, ich fand Terence Hill und Bud Spencer immer ziemlich scheiße. Schlechteste Synchronisation gepaart mit dummen Sounddesign. Immer, wenn das so „Patsch“ gemacht hat, wenn die sich gehauen haben, fand ich das als kleines Kind schon extrem dämlich und hatte es nicht ausgehalten.
    Aber es lässt sich nicht verleugnen: die alten Helden sterben (merkwürdig, daß die Rolling Sones noch mehr oder weniger am Leben sind), die Einschläge kommen näher!
    Mit bestem Gruß, Daniel Lüdke

    Sehr geehrter Herr Lüdke – ich versteh diese Siezerei nicht, aber das müssen Sie mit sich selber abmachen. – Und ich fand außerdem als Kind die zwei gelungensten Spencer/Hill-Filme, nämlich „Zwei Himmelhunde blabla“ und „Vier Fäuste für blabla“, absolut schnafte, knorke, klasse. Wegen der BILDER. So gehört sich das nämlich beim Filmegucken. – Und wenn ich jetzt noch mehr schreibe, entwerte ich meinen Blogpost komplett. Dann lieber Ruhe. KS

  2. 2

    Meine Lieblingsszene in Ich-weiß-nicht-wie-der-hieß:
    Bud Spencer beichtet einem Klosterabt, während Terence Hill im Klosterhof falsche Mönche mit Fäusten auf den rechten Weg (zu Boden) schickt. Immer wieder Schnitte zwischen Bud Spencers monotonem Beichten, das man nur sieht, nicht hört, den schreckgeweiteten Augen des Beichtvaters und den Prügelszenen draußen.
    Nach gefühlten Stunden dann der Satz des Büßers: „… und dann wurde ich sechs.“
    Das hatte schon was. Im Alter zwischen zwölf und vierzehn haben wir jeden Bud-Spencer-Film mindestens 10 Mal gesehen. Geschlagen habe ich noch nie jemanden. Mach´s gut, Alter!

    Es handelt sich hier um den schlechthinnigen Klassiker des Prügelwesterngenres „Vier Fäuste für ein Halleluja“. Die fabelhafte Sequenz kann bei YouTube bestaunt werden. Bis heute übrigens ein großer Stimmungsaufheller für mich: Die Freß- und Saufszene im nämlichen Film. Gibt’s natürlich auch bei der DuRöhre. KS

  3. 3

    Wenn jetzt noch Hiroki Sakai, die Schneiderin, die den verdeckten Reißverschluß an einem kalten Montagmorgen 1954 in das Kostüm des ersten Godzilla-Darstellers einnähte, wenn diese unbesungene Heldin das zeitliche segnet, erst dann …

    Nur nichts beschreien! Es sterben z. Zt. wirklich zu viele brave Leute. KS

  4. 4

    Man muss diese ewige Hauerei wirklich nicht toll finden; ich selbst fand sie als zarter, jedoch durchaus nicht sonderlich zart besaiteter* Knabe irgendwie doof und später bloß noch sterbenslangweilig. Immerhin haben die Spencer-Hill-Prügelopern wenigstens so was wie eine revolutionäre Botschaft: Wenn das Böse nicht mit sich reden lässt – und das läßt es bekanntlich nie –, dann muss man ihm kompromißlos auf die Fresse hauen, mit ordentlich Schmackes und gern wiederholt, einfach um sicher zu gehen, daß es so schnell nicht wieder aufsteht.
    Und solange man sich noch von Herzen freuen kann, wenn das Böse derart derb verdroschen wird, ist die Kindheit allemal nicht vorbei! Ganz gleich, wieviel brave Leute das Zeitliche segnen. Richtig sterben müssen manche von ihnen ja auch gar nicht: Auf der Leinwand dürfen sie sich fröhlich weiterprügeln.
    *Dafür war ich seinerzeit nicht von der Mattscheibe wegzukriegen, wenn „Vier Panzersoldaten und ein Hund“ oder „Archiv des Todes“ liefen. Vor allem im Letzteren wurde nicht lediglich verhauen, sondern richtig geschossen, gebombt und in die Luft gesprengt. Und ich war immer hellauf begeistert, wenn es einen von den fiesen Nazis erwischte. Tja, so brutal infiltrierte er einst mein kindliches Gemüt, der staatlich verordnete DDR-Antifaschismus. Ich bin ihn noch immer nicht losgeworden.

    Die, sagen wir mal, vorhersehbare Dramaturgie eines Spencer-/Hill-Prügelfilms war ja fast das Tollste für einen Zehnjährigen: Wir saßen im Kino und sagten uns gegenseitig voraus, wann es wieder was auf die Omme gibt. Da kamen wir Bälger uns natürlich sehr erwachsen vor, sehr auskennerisch. –
    Den DDR-Antifaschismus darfst, nein, solltest Du Dir bewahren. Nach allem anderen auch sein Verdienst aus der Geschichte zu schaffen, ist nicht das kleinste Ziel der Siegerideologen. Wie ich vorhin beim Radiohören mal wieder feststellen durfte: „Die Auschwitz-Prozesse in der DDR“ hieß das neueste Propaganda-Feature auf Deutschlandradio Kultur. Ein ragend infames Stück; ein, pardon, Riesenhaufen Scheißdreck. Dagegen anzuschreiben ist schlicht nicht mehr möglich; da hilft nur noch schweigende Verachtung der kotzopportunistischen Autoren: Regina Kusch und Andreas Beckmann. Schande ihren Namen! KS

  5. 5

    Es bleibt mir ja gar nichts anderes übrig, als mir meinen Antifaschismus zu bewahren: Wenn ich mir so anschaue, wie sich die alten Volksgemeinschaften neu konstituieren, werde ich ihn auch zukünftig verdammt nötig haben. Und die „brutale Infiltration“, die hab ich bloß ironisch (sarkastisch?) gemeint. Daß der deutsche Staat, in dem ich groß wurde, wenigstens versuchte, den Antifaschismus zu „verordnen“, war sicher einer seiner größeren Verdienste. Was die eiskalten Kriegsgewinnler der jüngeren Geschichte bzw. deren devote Sprachröhrchen dazu an Opportunismen absondern – ich hab’s vorhin überflogen, was du da verlinkt hast –, das kümmert mich den Scheißdreck, der‘s allerdings ist. Obwohl es mich gelegentlich schon in den Fingern juckt, selbige zur Faust zu ballen, um dann à la Bud Spencer die erwähnten Herrschaften mal so richtig schön derb auf die Fresse … Aber ich drücke es wohl besser weniger justiziabel aus: Ganz bestimmt werd ich die Faschisten nicht küssen, wo ich sie treffe.

    Zumal man nicht weiß, was man sich da holen kann – von Schreikrampf über Dyslexie bis Mundfäule ist alles möglich. KS

  6. 6

    Als Vermittler zwischen Daniel Lüdke und Kay Sokolowsky bietet sich zum Thema Bud Spencer meines Erachtens kaum jemand so gut an wie Hans Mentz:
    http://www.titanic-magazin.de/humorkritik/2011/juni/

    Ein Vermittler ist, glaube ich, gar nicht nötig; nach „Zwei Himmelhunde …“ war eigentlich jeder Spencer-/Hill-Film so mies, wie Daniel Lüdke es beschreibt. Nur als Solisten hatten die Prügelkünstler hernach noch je einen gelungenen Streifen zu bieten. Kenner dürfen jetzt raten, welche Stücke ich meine. – Der Mentz-Text ist trotzdem und auf jeden Fall einen Hinweis wert. KS

  7. 7

    Ohne jetzt zu wikipedeln tippe ich bei Hill auf „Mein Name ist Nobody“. Bei Spencer muß ich passen.

    Sehr gut! – Was den großen Dicken betrifft: Ich verrate weiterhin nix. KS

  8. 8

    Vielleicht „Sie nannten ihn Plattfuß“? Allerdings, um ganz ehrlich zu sein: Mir fehlt der Vergleich. Das ist nämlich der einzige Streifen mit Spencer ohne Hill, den ich je gesehen hab. Bzw. an den ich mich halbwegs erinnere.

    Nein, der isses nicht. Ich weiß noch nicht mal, ob ich den jemals gesehen habe. Hingegen „Plattfuß in Afrika“ schon, und das ist eine Erinnerung, auf die ich gut verzichten könnte. KS

  9. 9

    Na, dann auch von mir ein Tip für Bud Spencers guten Solofilm (auch wenn ich nur Bruchstücke des Oeuvres kenne): „Auch die Engel essen Bohnen“? Hat mir mit elf oder zwölf jedenfalls sehr gut gefallen. Obwohl das ja wohl eigentlich ein Spencer-/Hill-Film ist, nur daß Terence keine Zeit hatte.

    Außerdem ist der Film eine ziemlich schamlose Exploitation von George Roy Hills Meisterwerk „Der Clou“. – Also: Nein, den meine ich auch nicht. Und ich werde weiterhin nicht verraten, welche Solonummer von Spencer mir am besten gefällt. Und wenn Sie mir hier die komplette Filmographie hinlegen! Ich muß doch nicht alle meine dubiosen Vorlieben offenlegen. KS

  10. 10

    „Der Bomber.“

    Nice try. KS

  11. 11

    „Der Sizilianer“? Natürlich nicht der verlogene Cimino-Schinken von 1987, da war der Dicke ja auch gar nicht dabei, sondern Carlo Lizzanis Film aus dem Jahr 1972. Das könnte ein guter Film sein; der Mann hat ja immerhin auch die Drehbücher für „Deutschland im Jahre Null“ und „Bitterer Reis“ geschrieben.

    Nein, der Film auch nicht. Den hab ich nämlich und leider (?) nie gesehen. KS

  12. 12

    „Ich muß doch nicht alle meine dubiosen Vorlieben offenlegen.“ Und wenn einer richtig rät, dann auch nicht? Immerhin haben Sie doch das Ratespiel gestartet! („Kenner dürfen jetzt raten, welche Stücke ich meine.“)

    Lieber Karsten Wollny – es stimmt: Sie DÜRFEN raten. Aber deshalb MUSS ich noch lange nichts enthüllen. – Nein, diesen Quatsch behalte ich für mich, bis … bis … „Bis und Punkt“! (Um aus dem wunderschönen Hörspiel „Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nordamerika“ von Ror Wolf zu zitieren. Das sowieso Ihrer Aufmerksamkeit vielvielviel würdiger ist als meine albernen Quizfragen!) KS

  13. 13

    Es ist aber sowieso einiges meiner Aufmerksamkeit vielvielviel würdiger als Ihre albernen Quizfragen. Trotzdem machen die Spaß. „Period!“, um mal aus irgendeinem amerikanischen Film zu zitieren, den ich irgendwann mal gesehen habe.

    Ich nehm das mal als Kompliment. Und überlege mir ein neues Rätsel (das sich auch lösen läßt). KS

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