Archiv für die Abteilung 'Litterarische Lustbarkeiten'

Der Trost der Worte

Samstag, 20. November 2021 23:05


Es wird dem geschätzten Publikum gewiß nicht entgangen sein, daß ich mich seit Monaten nicht mehr bemühe, meiner Weblog-Revue der Grundgesetzleugner neue Exponate zuzuführen. Das hat einen simplen Grund: Ich sammle weiter, hebe mir die Veröffentlichung jedoch für einen anderen Ort auf. Die Verachtung von zumal Artikel eins der Verfassung ist mittlerweile der Konsens, auf den sich Qual.medien, Politik und mitlaufende Mehrheit geeinigt haben. Die Flut aus Menschenhaß, die sich aktuell über die sogenannten „Impfverweigerer“ ergießt, ist das einzige greifbare Resultat einer seit 20 Monaten völlig verfehlten Voodoo-Politik. Der soziale, rechtliche, psychische und physische Schaden, den nicht das Virus, sondern die „Maßnahmen“ und die sie begleitende Propaganda angerichtet haben, ist so immens wie die Ignoranz der Propagandisten und ihrer Gläubigen. Wer beim Studium der Tagespresse nicht selber merkt, wie vergiftet und verhetzt die Gesellschaft mittlerweile ist, der hat den Kopf dort stecken, wo die Sonne nie scheint.

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Qualitätsjournalismus, SARS-CoV-2 | Kommentare deaktiviert für Der Trost der Worte | Autor:

Die Strenge der Länge

Freitag, 20. August 2021 19:19


Es gab und es gibt viele Schlauberger, die es für einen der größten Fehlgriffe der Akademie zu Stockholm, wo nicht gar eine Albernheit halten, daß der Literaturnobelpreis im Jahr 1902 an den Historiker Theodor Mommsen
für sein Lebenswerk Römische Geschichte verliehen wurde. Dies sei, so die Klugschwätzer, doch gar keine schöne Literatur, sondern bloße Geschichtsschreibung und Mommsen mitnichten ein Poet, sondern, bestenfalls, ein Nacherzähler.

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DRECK – Das Making-of

Samstag, 11. April 2020 8:00

© DRECK-Magazin


Es gibt in diesen extratrüben Tagen auch Erhellendes, Erfreuliches, Erbauliches. Es gibt, zum Beispiel, das neue DRECK. Nach 32 Jahren Funkstille haben die „Super-Redakteure“ Christian Y. Schmidt, Rüdiger Stanko, Fritz Tietz
und Hans Zippert endlich wieder kollaboriert und ihr ziemlich legendäres Magazin für „fiktiven Journalismus“ neu aufgelegt.

Was von diesem Relaunch zu halten ist (vorab so viel: sehr viel), habe ich ausführlich für die heutige Ausgabe der „jungen Welt“ aufgeschrieben. Wie es zu DRECK 16 kam und welche Wackersteine gerollt werden mußten, um dies Prachtstück zu errichten, hat Fritz Tietz mir in einem gründlichen E-Mail-Interview geschildert.

Wer keine Lust hat (wehe!), diesen hochinteressanten Werkstattbericht zu lesen, befolge bitte trotzdem meine Order und hole sich DRECK ins Haus!

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Sokolowsky anderswo | Kommentare (6) | Autor:

Im Bernstein-Kabinett

Sonntag, 30. Dezember 2018 1:46

Mehr als eine Woche ist vergangen, seit Fritz Weigle, der sich auch F. W. Bernstein nannte, diese Welt verließ, und ich bin immer noch fassungslos und fühle mich weiterhin außerstande, einen ordentlichen Nachruf zu verfassen; doch immerhin habe ich ein paar Worte notieren können.

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Per sempre addio, Selbstbespiegelung, Zeuge der Geschichte | Kommentare (3) | Autor:

Die 55. Seite

Dienstag, 24. Juli 2018 0:05

… oder: Das literarische Geburtstagsorakel

Wenn ein Mann ein Jubiläum begeht, das eine Schnapszahl enthält, dann darf er, glaube ich, etwas weniger Nüchternes tun und den Status quo sowie evtl. die nahe Zukunft aus jenen Büchern lesen, die er liebt wie sich selbst.

Und zwar immer aus einem Absatz auf der gedruckten Seite 55. Zum Deuten der Zufallsbotschaften hat unser Mann dann 52 Wochen Zeit, möglicherweise 55, schließlich ist er nicht mehr der Schnellste.

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Arno Schmidt

„Und überdem hätten die Herrschaftn sich doch wohl waschn dürfn; auch die Zeehne putzn. – Und den Korkn=hintn etwas fester schteckn !“ fügte ich ärgerlich hinzu; denn meinem Herrn Nachbarn flog er ebm, mit gut hörbarem POPP, heraus. (Und er lachte noch, froh der eig‘nen Kraft, rauh & cis=Taunensisch : ‚Wir sind die Nieder=Saxn !‘
KAFF auch Mare Crisium (1960)

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Olaf Stapledon

Man kam ferner überein, all jene Rundfunkangestellten zu entlassen, die verdächtig waren, mit derart schädlichen Idealen wie dem Pazifismus oder der Freiheit der Meinungsäußerung zu sympathisieren. Darüberhinaus wurden die Soldaten mit der Bewilligung eines staatlichen Mutterschaftszuschusses, der Einführung einer Junggesellensteuer und der regelmäßigen Ausstrahlung militärischer Propaganda beruhigt.
Der Sternenschöpfer (1937)

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Selbstbespiegelung, Unerhört nichtig | Kommentare (7) | Autor:

1834 = 2017

Mittwoch, 12. Juli 2017 2:54

Der Hessische Landbote, erste Fassung, Ende Juli 1834:

Wer sind denn die, welche diese Ordnung gemacht haben, und die wachen, diese Ordnung zu erhalten? Das ist die Großherzogliche Regierung. Die Regierung wird gebildet von dem Großherzog und seinen obersten Beamten. Die anderen Beamten sind Männer, die von der Regierung berufen werden, um jene Ordnung in kraft zu erhalten. Ihre Anzahl ist Legion: Staatsräte und Regierungsräte, Landräte und Kreisräte, Geistliche Räte und Schulräte, Finanzräte und Forsträte u.s.w. mit allem ihrem Heer von Sekretären u.s.w. Das Volk ist ihre Herde, sie sind seine Hirten, Melker und Schinder; sie haben die Häute der Bauern an, der Raub der Armen ist in ihrem Hause; die Tränen der Witwen und Waisen sind das Schmalz auf ihren Gesichtern; sie herrschen frei und ermahnen das Volk zur Knechtschaft. Ihnen gebt ihr 6,000,000 fl. Abgaben; sie haben dafür die Mühe, euch zu regieren; d.h. sich von euch füttern zu lassen und euch eure Menschen- und Bürgerrechte zu rauben. Sehet was die Ernte eures Schweißes ist.

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Abteilung: Kaputtalismus, Litterarische Lustbarkeiten, Man schreit deutsh | Kommentare (20) | Autor:

Die Zukunft war gestern – Epilog

Sonntag, 30. April 2017 0:01

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Aktuelle Marginalie:
Meister Brunners Schäflein

Wegen der Fülle des Materials, das hier verarbeitet werden soll, aber auch aufgrund einer Frage, deren Lösung mein Schreiben blockierte, habe ich beschlossen, diesen Epilog nicht erst vollständig, sondern als work in progress zu publizieren, bevor das geschätzte Publikum die Geduld komplett mit mir verliert. Eine Publikationsweise, die allerdings recht gut zum Medium, in dem dies publiziert wird, paßt. Ich hoffe, dem Blogpost täglich alle paar Tage je nach Laune einen weiteren Abschnitt hinzufügen zu können.
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I. Legenden

(Indem er von diversen Illuminationen berichtet, gibt der Autor eine hoffentlich nicht zu umständliche Erklärung ab, warum dieser Epilog eines Nachworts so viel Zeit und Raum braucht.)

Was das Bild links oben in diesem Zusammenhang bedeuten soll, ist ohne ein anderes Bild nicht erschöpfend zu erklären.

Oberflächlich dagegen scheint die Sache klar: Sie, diese Milchstraße, dies kosmische Juwel, steht für alles, was Science Fiction (SF) sein sollte. Ein Ausblick in die Unendlichkeit, die Abgründe der Welt. Eine Erkenntnis unserer menschlichen Grenzen, zugleich eine Herausforderung, diese Grenzen zu erweitern. Eine unwiderstehliche Anregung, über den Platz der Menschheit im Universum nachzudenken und über den Sinn dieses Weltalls, mithin unseres Daseins in mindestens so vielen Facetten zu spekulieren, wie die Galaxis Sonnen hat. Und, im besten Fall, vereint sich mit den anderen Aspekten die schiere Schönheit der Ausführung, sei diese Schönheit nun dem Zufall oder der Inspiration geschuldet.

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (15) | Autor:

Nachgetragenes zu den Rothkehlchen

Donnerstag, 30. März 2017 23:04



Tief in der Nacht lese ich noch einmal durch, was ich über mein aktuelles Lieblingsbuch geschrieben habe, und finde, natürlich, in jeder dunklen Ecke liegengebliebene Fehler und Wortwiederholungen, Wortwiederholungen, Wortwiederholungen! Vielleicht sollte ich es halten wie der Mainstream und einen Scheiß drauf geben. Aber dann müßte ich auf die Sprache an sich scheißen; so verbittert bin ich noch nicht. Was ich nicht zuletzt Büchern wie der famosen Kritik der Vögel verdanke. – Zurück zur Journalnotiz.

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Selbstbespiegelung, Timmis Freunde | Kommentare (6) | Autor: