Ich bekenne Farben (2)

Fan-Set_02_Aufmacher_(c)_Kay_SokolowskySie, liebe Leserin, lieber Leser, wollen gewiß endlich erfahren, worum es sich bei dem seltsamen Gegenstand handelt, mit dem ich Sie im ersten Teil dieser sagenhaft spannenden Serie allein und ratlos ließ. Sie müssen sich noch etwas gedulden.

Wer den Kitzel seiner Nerven aber nicht länger erträgt, der wird wohl bereits am Scroll-Rad der Computermaus drehen. Diesen elenden Spickern sei mitgeteilt: Die Kommentarfunktion ist für euch gesperrt. Solltet ihr das Kommentieren dennoch versuchen, wird es Konsequenzen haben. Fürchterliche, nicht zu beschreibende, unabsehbare Folgen. Dann rappelt‘s im Karton!

À pro pos: Zuletzt wurden Sie Zeugen, wie ich aus dem „Mega Familien Fan-Set“ eine Plastiktüte zog, die eventuell alles enthält, was nötig ist, um aus einem Ignoranten wie mir ein vollwertiges Mitglied der Volksgemeinschaft zu machen. Dann packen wir doch mal aus:


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Ich fühle, wie es in mir kribbelt, wie etwas warm und scharf aus dem Bauch durch die Brust in den Rachen aufsteigt. Das Bedürfnis nämlich, die Nationalhymne zu singen. Oder wenigstens „Schland O Schland“.

Was dies hier ist, weiß ich natürlich:

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Darin werden Särge eingewickelt, die aus Afghanistan komme
n. – Und jenes Ding versteht sich ebenfalls von selbst:

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Leider wird die Kanzlerin nie mit dergleichen zu sehen sein, auch heute abend nicht beim Schlachtenbummel in Salvador. Weil sie das als Regentin nicht darf? Nein. Weil sie keinen Hals hat. (Gut zu erkennen beispielweise hier.)

Man wird desgleichen lange warten können, bevor sie sich so etwas zwischen die schmalen Lippen schiebt:

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Und gleich gar nicht drei auf einmal! Zum Anpfeifen aufmupfender Stimmbeschaffungssozen hat sie ja den Siggi, zum Zurückpfeifen übermütiger Parteifreunde den Volker.

Überhaupt ist das Lärmen und durch Lärm Belästigen ihre Sache nicht; deshalb sieht sie so albern aus, sobald sie Jubelposen simuliert. Verkniffe sie sich die Besuche von Spielen der DFB-Auswahl, sie benötigte nie wieder einen Koalitionspartner. Denn, da möcht‘ ich wetten, die Untertanen schätzen sie am meisten dafür, keinen Krach zu machen. Das Trauma Schröder wirkt eben nach im Stimmvieh, nach, nach und nach. – Wo waren wir stehengeblieben? Moment, hier:

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Warum eigentlich der Trillerpfeifen drei? Eine für den Mund, eine als Reserve, eine für den Arsch, zwecks Flatulenzverstärkung …? Quatsch! Die rote ist für Papi, die gelbe für Mami und die weiße für Sohnemann. Töchterchen geht wieder leer aus, aber die Göre interessiert sich sowieso bloß für Gäule und muß um acht ins Bett.

Wo sie eventuell jäh aus den Träumen vom Pony Chantal gerissen wird, weil Papi sturzbesoffen auf der hier rumdrückt:

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Der Hupenballon ist freilich zu handschmeichlerisch gestaltet – ein Triumph modernen Designs gleichwie entspannten Patriotismus. Von hinten sieht man‘s besser:

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Und dieses formschöne Instrument ist nun mein! Im Grunde nicht zu toppen, mehr braucht der zwölfte Mann (= ab sofort ich) doch gar nicht. Ist aber noch einiges übrig in der Tüte – das „Fan-Set“ will dem „Mega“ unbedingt gerecht werden.

Nie zuvor hat Marktwirtschaft mich derart überzeugt. Im Sozialismus gab es bekanntlich keine Freude noch Frohsinn, da es an allem mangelte, an Ballonhupen ohnehin. Dafür herrschte ein Überfluß an Unfreiheit zumal beim Konsumieren absolut nutzlosen Scheißdrecks. Gut, daß der Mahlstrom der Vergangenheit diese Zeiten verschlungen hat! Und, zarter Sarkasmus der Geschichte: Diese Paradigmata der einen Warenwelt wurden von Bewohnern eines Staates namens China gefertigt, dessen Regierungspartei vorgibt, kommunistisch zu sein.

Etwas grübeln läßt mich das folgende Objekt:

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Ein Schlagstock? Der mir dabei helfen soll, feindliche Hooligans (besonders die schwächlichen unter 1,60) in Schach zu halten? Dafür ist der eigentümliche Stab viel zu weich. Ich schwenke ihn „hin und wider“ (Goethe), bis er plötzlich flattert und sich entfaltet:

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Wunderschön, keine Frage. Gleich morgen kauf ich mir ein Auto für die Standarte. Ein deutsches, versteht sich!

Vorher muß jedoch das große Rätsel gelöst werden. Was soll das bloß sein:

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Hm. Aus anderer Perspektive erscheint der Gegenstand gleichfalls wie gepreßter Plastikkack:

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Doch halt, was wölbt sich da aus den Kunststofffalten? Ein Ventil. Ich blase hinein und blase und blase, und nach gefühlt zwei Stunden sowie interessanten Schwindelanfällen sieht das Teil so aus:

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Ein Football? Bitte?! Die Lunge rasselt etwas leiser, also weiterpusten. Wieder vergeht eine Ewigkeit, untermalt von der Musik meiner Hustenattacken, bis endlich dies vor mir liegt:

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Ein Wasserball? Wassolldassn? In Brasilien läuft eine Fußball-WM! Falls hier Ironie wirkt, bin ich zu blöd, sie zu begreifen (vielleicht ist mein Hirn vom exzessiven Blasen nachhaltig geschädigt). Zum ersten Mal enttäuscht mich das „Mega Familien Fan-Set“. – Und Sie, die Sie so lange auf diese Enthüllung gewartet haben, vermutlich auch.

Eine letzte Überraschung will noch begutachtet werden:

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Etwas verdrossen setze ich die Aufpumpübungen fort. Diesmal kein Reizhusten. Dafür aber eine gewisse Besänftigung bei folgendem Anblick:

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Airbags! Für mein neues Auto! Und originellerweise sogar in den Farben unseres Landes! Was werden sie sich wohl als nächstes ausdenken?

Und was werde ich mir ausdenken, um all diese Kleinode patriotischer Fußballfreude angemessen auszuführen? Ich hab schon eine Ahnung:

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Die spektakulären Einzelheiten erfahren Sie in Kürze hier. – Doch nun heißt es erst mal für Deutschland die Daumen drücken. Es müssen ja nicht die eigenen sein.

Ein Kommentar

  1. 1

    Dieses ganze Zeug ist sowieso Made in China. Damit ist der Nationalismus (den Autor KS hier befürchtet) schon am Ende, bevor er überhaupt entstanden ist.
    Beweis: Der Kaufpreis dieses Plunders.
    99 Cent kann man schon mal rauswerfen für solchen Kram, wenn die Kinder quengeln, aber niemand – wirklich niemand – würde 500 Euro für ’ne Schlandfahne ausgeben. So weit geht Nationalismus nicht. Oder, besser gesagt, nicht mehr.
    Dieser 99-Cent-Plunder hat mit echtem Nationalismus nur soviel zu tun wie ein Totenkopf-Sticker auf einer bayrischen Zahnarzt-Harley mit Rebellion gegen die US-Cops zu tun hat.

    Warum sollte denn ein bayerischer Zahnarzt gegen US-Cops rebellieren? Und über den grundsätzlichen Ramschcharakter des Nationalismus dürfen Sie gern noch mal nachdenken, „Holmes“. Sie werden in meinem Blog einige aufschlußreiche Notizen dazu finden. – Übrigens: Weshalb wechseln Sie bei jedem Kommentar die Mail-Adresse? Weder veröffentliche noch speichere ich E-Mail-Adressen von Kommentatoren. Gelegentlich veröffentliche ich nicht resp. lösche ich sogar ganze Kommentare. (Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl.) KS

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