Archiv für die Abteilung 'Selbstbespiegelung'

Die Freibad-Saison ist eröffnet! (4)

Montag, 15. Juni 2015 10:00

Summer of Love

Badestelle_07_(c)_Kay_Sokolowsky

BADEMEISTER (für sich). Sie haben es nicht im Griff. Sie sind zu schwach,
zuiweich.iDer Druck ist stärker als sie. Auf jeden Schluck Wasser, den
sie trinken, kommen zwei Löffel Harn. Was sie fressen, fällt hinten
verdoppelt raus. Und sie lassen es einfach plumpsen und sinken,
weg damit! Dabei lachen sie. Reden von Notdurft, voller Blase.
Schlappschwänze. Kretins. Was ihre Gleichgültigkeit anderen zufügt,
sollte sie selbst hundertfach heimsuchen. Ich … muß … Ich muß etwas
unternehmen, ich –!

VEREHRER. Guten Tag!
BADEMEISTER. Habe die Ehre!
VEREHRER. Ich habe Sie dort stehen sehen, und ich dachte: ach, ein Bild
von einem Mann!

BADEMEISTER. Oh … Oh! Dankeschön! Das höre ich nicht jeden Tag …
VEREHRER. Schlimm genug! Wenn ich Sie sehe, dann denke ich …
BADEMEISTER. Was! Entschuldigung: was?
VEREHRER. Dann denke ich, daß Sie für einen gewißlich bescheidenen Lohn
jeden Tag mehr Gutes tun, als irgendsoein Aufsichtsrat im Leben könnte.
Und warum?

BADEMEISTER. Weil Geld den Charakter verdirbt?
VEREHRER. Ah, sehen Sie, deshalb sind Sie mir so sympathisch – man muß
mit Ihnen nicht über Selbstverständlichkeiten reden!

BADEMEISTER. Sie machen mich ganz verlegen.
VEREHRER. Gans verlegen?
(Gelächter außerhalb der Szene.)
BADEMEISTER. Okay. Ich hab um 16 Uhr Feierabend. Zieh bitte was
Schmutzabweisendes an.

VEREHRER. Du bist mir aber ein Schlimmer!

Badestelle_08_(c)_Kay_Sokolowsky

(Geschnäbel, schneller Vorhang.)

Das ganze Drama
I – Die Liebenden
II – FKK-Strand
III – Die Bruderschaft
IV – Summer of Love
V – Revue

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Die Freibadsaison ist eröffnet! (3)

Sonntag, 14. Juni 2015 11:00

Die Bruderschaft

Badestelle_05_(c)_Kay_Sokolowsky

OBERMAAT. Seht ihr das auch? Ich seh wohl nicht richtig. Seht ihr das nicht,
Kameraden?
BOOTSMANN. Was haben die denn hier verloren?
HEIZER. Gustav und seine häßlichen Bälger. Ausgerechnet jetzt. Wo Daisy
auch hier ist. Das wußte er doch, dieser Saftsack!
OBERMAAT. Daisy ist auch hier? Wo? Oh, da hinten. O je.
HEIZER. Solche Typen wie die brauchen wir gar nicht. Nicht an unserem See!
KADETT. Stimmt – die sind hier offensichtlich gans falsch.
(Keine Reaktion.)
KADETT (unverdrossen). Die sollten besser gans woanders sein.
(In den Blättern lispelt der Wind.)
KADETT (tapfer). Sonst werden wir gans böse.
(Das Wasser schleckt an den Ufersteinen.)
BOOTSMANN. Fertig?
KADETT. Ja. (Trotzig.) Gans und gar! Gans und gar!
DIE BRUDERSCHAFT (lacht wie nicht gescheit). Hast du den …! – Ich könnt mich
wegschmeißen! – Gans und gar – ein Hammerwitz! – Und ich dachte,
deriKleine hätts gar nicht drauf! – Gans … und … gar …! Ich … kann …
nicht … mehr!
GUSTAV (ruft). Reißt ruhig eure dreckigen Witze über mich und die Meinen!
IhriBanausen!
HEIZER. Was willst du eigentlich hier, du Lackaffe? Hier gibts keine Losbude.
BOOTSMANN. Und mit Wünschelruten grillen wir bestenfalls!
GUSTAV. Wir haben genauso für den Eintritt bezahlt wie ihr. Das ist kein
Privatgelände!
HEIZER. Du und bezahlt!
GUSTAV. Es war ein ehrlicher Gewinn bei einer Tombola.
HEIZER. Erzähl mal Daisy was von ehrlich!
OBERMAAT. Und paß auf deine Gamaschen auf, du Fatzke!
KADETT. Ha! Jetzt ist er gans still.
(Es ist auch sonst still.)
KADETT (unverzagt). Da ist er gans baff.
(Man hört, wie Löwenzahnsamen zusammenprallen.)
KADETT (nachdrücklich). Vielleicht will er es gans genau wissen.
(Wassermücken sirren.)
BOOTSMANN. Fertig?
KADETT. Ja … Voll und gans! Voll und gans!
DIE BRUDERSCHAFT (explodiert in Gelächter und Jubelgeschrei). Was hat er
gerade gesagt … Voll und gans? – Im Ernst? Was ein Spaß! – Dieser kleine
Scheißer tut immer so brav! – Und dann haut der so ein Ding raus! –
Gansinebenbei!

Badestelle_06_(c)_Kay_Sokolowsky

(Noch mehr Geschnatter, langsamer Vorhang, Gustav wendet sich ab.)

Das ganze Drama
I – Die Liebenden
II – FKK-Strand

III – Die Bruderschaft
IV – Summer of Love
V – Revue

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Die Freibadsaison ist eröffnet! (2)

Samstag, 13. Juni 2015 22:02

K-Strand

Badestelle_03_(c)_Kay_Sokolowsky

POSER 1. Ich glaub, da spannt einer.
POSER 2. Wo?
POSER 1. Da drüben.
POSER 2. Wo denn?
POSER 1. Nee, nicht da! – Da!
POSER 2. Wo „da“? Ach, da. Ach ja. Ja, seh ihn.
POSER 3. Und jetzt macht der auch noch Photos!
POSER 2. Ja ja, reg dich ab.
POSER 3. Bitte? Der knipst uns, und morgen holen sich auf der ganzen Welt
irgendwelche Notgeile einen auf uns runter!
POSER 2. Oh, komm, bild dir doch nix ein.
POSER 3. Sag mal, hast du was genommen? Der Spanner da filmt uns, und ich
soll mich nicht aufregen?
POSER 2. Genau.
POSER 3. Aber das ist nicht in Ordnung, so was. Das verletzt meine … meine …
POSER 2. Intimsphäre?
POSER 3. Ja! Janee, das nicht … Meine … meine …
POSER 2. Deine informationelle Selbstbestimmung?
POSER 3. Genau! – Meine was?
POSER 2. Das Recht auf deine Daten und wie sie verwendet werden.
POSER 3. Also darf ich dem Spanner ein paar aufs Maul hauen?
POSER 2. Ja. Aber mach die Kamera nicht kaputt.
POSER 3. Klar, ich weiß, Beweismaterial!
POSER 1. Nee, Quatsch, du Brathahn! Für das Teil kriegen wir einen Grünen.

Badestelle_04_(c)_Kay_Sokolowsky
(Geschnatter, schneller Vorhang.)

Das ganze Drama
I – Die Liebenden
II – FKK-Strand
III – Die Bruderscbaft
IV – Summer of Love
V – Revue

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Die Freibadsaison ist eröffnet! (1)

Donnerstag, 11. Juni 2015 23:37

Dem guten Zeichner gewidmet.

Die Liebenden

Badestelle_01_(c)_Kay_Sokolowsky

DAISY. Nun sieh dir das an – alles belegt.
DONALD. Ach, bitte! Da ist noch Platz für eine ganze Fußballmannschaft.
DAISY. Ich bin aber nicht zum Fußballspielen hier. Du hast mir versprochen,
daß es total romantisch und kuschelig und so wird. „Nur du und ich,
die Sonne, der Wind und die Wolken, quak quak quak!“
DONALD. Ich finde, daß Du –
DAISY. Daß ich was? Mich nicht so haben soll? Den Schnabel halten? Grütze
schlucken?
DONALD. Wir können auch nach Hause gehen, wenn dir das lieber ist.
DAISY. Das würde dir so passen! Erst schleifst du mich mich hierher, und
kaum sind wir angekommen, willst du schon wieder abhauen?
Du mußt wohl wieder zu deinem Onkel? Dich zum Deppen machen
und nach irgendwelchen Schätzchen suchen!
DONALD. Schätzen …
DAISY. Was?
DONALD. Du hast „Schätzchen“ gesagt. Aber mein Onkel sucht nach richtigen
Schätzen.
DAISY. Als wüßte ich nicht, was ich sage – Schätzchen, jawohl! Ich kann mir
gut vorstellen, was ihr Filous treibt, wenn ihr unterwegs seid!
DONALD. Bitte, Schatz … Die gucken schon alle …
DAISY. Solln sie doch! Die haben hier eh nix verloren, diese Tagediebe!
Und sag nicht Schatz zu mir!
DONALD. Ja, Schätzchen.

Badestelle_02_(c)_Kay_Sokolowsky

(Geschnatter, schneller Vorhang.)


Das ganze Drama
I – Die Liebenden
II – FKK-Strand
III – Die Bruderschaft
IV – Summer of Love
V – Revue

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Apocalypso Haffau

Montag, 1. Juni 2015 20:00

Halbzeit in Karlsruhe, Spielstand null zu null – es sieht verdient schlecht aus für den Hamburger Sport-Verein. Aber man soll den Abend nicht vor dem Abpfiff loben. Feststeht jedenfalls, daß das Ende der Partie für Menschen mit der Raute im Herzen ein Desaster sein wird. Entweder weil sie, wie ich, ein weiteres Geeier des einst so glorreichen Vereins in der Bundesliga nicht ertragen würden. Oder weil sie, wie Uwe Seeler und andere von keiner Blamage Erschütterbare, es für ein Naturgesetz halten, daß der Haffau den 17ianderen Teams der Liga als Punktelieferant dient.

Wie immer die Sache ausgehen wird, einen passenden Film dazu kann manibereits jetzt besichtigen, und zwar auf dem löblichen Weblog „Prinzessinnenreporter“. (Wo die einzigen Hochadligen zu Hause sind, deren Einsatz in der Fischfabrik bzw. als Laternendekoration ich nicht befürworte.) Dero Hoheit Marit Hofmann und ihr Leibphotograph Fritz Tietz haben nämlich einen gleichermaßen formschönen wie würdigen „HSV-Totentanz“ inszeniert; übrigens zu großem Teil vor der Kulisse jener Grabstätte, über die ich am vergangenen Donnerstag gar nicht so unfeine Reime veröffentlichte:

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Einmal das Ende mit Schrecken, bitte

Samstag, 23. Mai 2015 14:06

HSV_forever_(c)_Kay_SokolowskyKay Sokolowsky (51) trägt seit bald vierzig Jahren die Raute im Herzen. Weshalb er trotzdem froh wäre, würde der HSV morgen nachmittag aus der Bundesliga verschwinden, erzählt er heute in der Taz. Weil Sokolowsky ziemlich nostalgisch argumentiert, empfehlen wir den Erwerb der traditionellen Holzausgabe.

Wer das ebenso grimmige wie sentimentale Stück lieber digital nachlesen will, sollte keinesfalls versäumen, unter „taz. zahl ich“ einen ordentlichen Obolus zu entrichten. Schnorrer und Abstauber müssen gewärtigen, von Bruno Labbadia besucht und mit einem individuellen Motivationsprogramm auf Zack gebracht zu werden (Motto: „Isch babbel, bis du bibbäst“). Wiederholungstäter haben unter Aufsicht von René Adler die Uwe-Seeler-Fußskulptur vor der Inkompetenz-Arena mit der Zunge zu reinigen (Slogan: „Leck mich fett“).

Ergänzend zu seinem Epitaph auf den „Haffau“ hat Kay Sokolowsky dem „Abfall“ mehrere Photos überlassen, die er bei einem Ausflug zur ziemlich schaurigen „HSV-Grabstätte“ anfertigte. Die Bilder werden am Samstag nach Spielabpiff am Donnerstag vor dem ersten Relegationsspiel (ich muß mich von dem Schock erst mal erholen) hier mit passenden Inschriften gezeigt werden. – Bis dahin empfiehlt der Blogger seine schön wehmütigen Anekdoten über den Mann, den er, Sokolowsky, auch deshalb forever adorieren wird, weil die Raute im Herzen damals dank seines, Ernst Happels, Genies keine eiternde Narbe, sondern eine Ehrenmarke war.

Das Branding unter der Brust wird Sokolowsky übrigens auch beim Absturz des „Haffau“ in die, kann sein, fünfte Liga nicht loswerden. Daher kommt ein Vereinswechsel für ihn niemals in Frage, nicht mal im Alptraum dieser Saison.

Abteilung: Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo, Unerhört nichtig | Kommentare (1) | Autor:

Prager Frühling (2): Mein Dinner mit Putin

Samstag, 23. Mai 2015 0:15

Dinner_Prag_Putin_01_(c)_Kay_Sokolowsky


„… und dann bin ich also in Prag und setz mich abends auf der Kampa in so einen Touristenbums zum Essen, und dann seh ich, wer da auch schon war – der Dings, der Depardieu, und diese Inzestopfer, der Charles und sein Tampon-Mädel. Und sogar der neue Adolf, der Herr Putin! Irgendwer sonst war da auch schon mal, komm grad nicht auf den Namen. Bin ich natürlich sitzen geblieben. Vielleicht schneien die Herrschaften ja wieder herein? Man weiß es nicht.“

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Abteilung: Der schreckliche Iwan, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo, Stadtstreicherei, Unerhört nichtig | Kommentare (0) | Autor:

Wörter zerstören, wo sie nicht hingehören

Freitag, 8. Mai 2015 12:08

Regelmäßigen Besuchern dieses Weblogs wird es nicht entgangen sein, daß der Blogger sich seit einigen Wochen rar macht. Dafür gibt es allerlei Gründe, aber keine gravierenden oder gar besorgniserregenden. Manchmal hat Kay Sokolowsky einfach keine Lust, sich mit den Wörtern abzugeben, manchmal haben die Wörter keine Lust auf ihn, und manchmal, das heißt, ziemlich oft will er die Wörter einfach für sich behalten. Diese Phasen der Unlust bzw. Privatisierung könnten ein Thema für ein Blogpost sein. Aber dazu müßte Sokolowsky sehr viel Lust aufs Wörterstanzen haben undiaußerdem den Antrieb, etwas zu veröffentlichen, was höchstwahrscheinlich kein Aas interessiert. Sowieso sind, meint Sokolowsky, erheblich zu viele Wörter unterwegs, bloß um unterwegs zu sein. Ein Schwallen und Schwafeln und Schwätzen ist in der Welt, das nicht zuletzt den Wörtern schadet: Ein Verstummen und Schweigen von Zeit zu Zeit täte sowohl ihnen als auch den Lesern recht gut.

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Abteilung: Kaputtalismus, Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (5) | Autor: