Archiv für die Abteilung 'Selbstbespiegelung'

The Happy Eggheads: Vor dem Tor

Sonntag, 5. April 2015 13:24

Vom Eiweiß befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick.

Osterspaziergang_05-04-15_01_(c)_Martina_Sokolowsky

Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt‘s im Revier
Sie nimmt geputzte Eier dafür.

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Mars in oppositio

Samstag, 4. April 2015 23:59

Kay Sokolowsky hat bereits vor längerer Zeit (ca. Herbst ‘89) die Hoffnung aufgegeben, seine Meinung könne mehrheitsfähig werden. Die allgemeine Einverstandenheit mit dem Status quo erscheint ihm seit dem Fall der Mauer wie eine neue, viel mächtigere, weil unsichtbare Wand, an der er sich beim Versuch, sie einzurennen, nichts als Beulen und Kopfweh holen kann (und geholt hat). Was Sokolowsky allerdings nicht davon abhält, immer wieder dagegenzupoltern.

Ähnlich fest auf dem eisernen Thron wie heute saß der Kaputtalismus seit seiner Gründerzeit nicht; und anders als damals ist keine soziale Bewegung in Sicht, die ihm das Plündern und Verwüsten sauer machen könnte. Syriza? Ach je. Podemos? Schön wär‘s. Der Abgang der Marktwirtschaft ist weiter weg als ein (s.iunten) bemannter Flug zum Mars.

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Ich adoptiere einen Aphorismus

Sonntag, 29. März 2015 23:59

Über die „Pflicht“ knarzt der Geheime Rat Goethe in den Maximen und Reflexionen:

Pflicht: Wo man liebt, was man sich selbst befiehlt.
No. 1089 in der Hamburger Ausgabe

Als schöne Pflicht galt mir, so lange ich es liebte, jenen Guten Vorsatz vom 1.iJanuar zu erfüllen, in welchem ich mir befohlen hatte, täglich etwas zu verbloggen.

Vorsätzliches Ende, Trümmerdetail

Vorsätzliches Ende, Trümmerdetail

Inzwischen beansprucht die Einlösung des in ziemlich naiver Unbekümmertheit rausgeplatzten Versprechens einen übergroßen Teil meiner Freizeit. Wie sie den Blogposts seit dem 22. März gewiß anmerkten, habe ich die Partien nicht mehr aus Liebe zum Werkstück, sondern unter Schüben der Wut und Frustration verfaßt. Das sollte kein Autor sich auf Dauer antun; gleich gar nicht einer mit Neigung zu Durchblutungsstörungen. Die Pflicht erlischt, Goethe weitergedacht, am Verdruß. (Et hoc: 81 Tage lang habe ich meinen guten Willen bewiesen; das übertrifft die Prinzipienfestigkeit und Kondition der Hamburger Grünen um immerhin 79 Tage!)

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Kennzeichen D O : Hoffnung

Freitag, 20. März 2015 23:58

Kennzeichen_DO_Religion_09_(c)_Kay_Sokolowsky… und zwar in zwei Richtungen. Erstens: Es kann noch einige Tage dauern, doch in naher Zukunft werde ich endlich ausplaudern, was mich am vergangenen Sonntag nach Dortmund trieb und sogar eine lange Nacht und einen weiteren halben Tag in der Stadt der Stahlbarone Harkort und Piepenstock verbringen ließ. Nehmen Sie das folgende Photo bitte bis dann als weiteren Hinweis auf das, was mir vor allem eine Reise nach Dortmund wert war:

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Kennzeichen D O : Skepsis

Donnerstag, 19. März 2015 23:59

Kennzeichen_DO_Religion_05_(c)_Kay_Sokolowsky

Ein Ziel des alten demokratischen Sozialismus und Liberalismus ist in Dortmund heute erreicht: die Säkularisierung oder, besser, Dechristianisierung des Orts. Wenn die eindrucksvollste Kirche der Stadt, St. Marien, mitsamt ihren berühmten spätmittelalterlichen Altartafeln des Conrad von Soest an einem Montag geschlossen bleibt – dann hat die Inhaberin der Filiale resigniert vor dem Verschwinden christlicher Transzendenz aus dem Weichbild der Stadt.

Die unmittelbare Nachbarin des Baus, die Kirche St. Reinoldi, ist zu großen Teilen eine neuestzeitliche Replik. Noch vor der Reformationszeit hatte der Bau des Originals begonnen, und er ward erst im Barock vollendet. Es genügte eine Nacht, um dieses Denkmal christlichen Bürgersinns zu pulverisieren. Nach seiner Zertrümmerung durch englische und amerikanische Bomben am 6.iOktober 1944 lag es da wie ein Symbol für den niedergeworfenen deutschen Imperialismus und Mordwahn. Er war ein passendes Symbol, dieser Tempel, und gerecht getroffen.

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Kennzeichen D O : Ankunft

Montag, 16. März 2015 23:50

Ich habe es bis gestern selber nicht gewußt, aber es gibt sie tatsächlich. Die Gründe, nach Dortmund zu reisen. Gründe, eben nicht wie sonst beim Halt am Hauptbahnhof den Schädel zwischen die Knie zu klemmen, die Finger zu falten und zu beten, daß die Lok von Pannen verschont bleibe. Sondern – aus dem Zug zu steigen und für mehrere Stunden zu verweilen, dort, in Dortmund. Ja, es gibt sogar einen Grund dafür, in der meistbewohnten Stadt des Ruhrgebiets zu übernachten. Eine ganze Nacht! In Dortmund!

Ich sehe Ihre Köpfe qualmen, fühle Ihre Anspannung, rieche das Adrenalin in Ihrem Schweiß. „Was“, so höre ich Sie keuchen, „was um alles in der Welt hat Kay Sokolowsky, dieser Liebhaber alles Schönen und Sinnenfrohen, in solch einer grauen Ortschaft verloren? Was mag in ihn und mit ihm da hin gefahren sein? Wollte er Nazis, von denen es dort reichlich gibt, beobachten?“ (Nein.) „Ist er neuerdings BVB-Fan?“ (Also bitte!) „Hat er ein seltsames Gelübde abgelegt, um seinem Gott näherzukommen?“ (Schon wärmer, aber lau.)

Nun, teure Leserin, werter Leser, Sie müssen sich gedulden! Die Auflösung dieses nervenzerreißenden Rätsels werde ich um ein paar Tage verschieben. Und ab morgen erst mal die kleinen Gründe für einen Tagesaufenthalt in Dortmund zeigen. Doch einen Hinweis auf die Pointe spendiere ich Ihnen bereits heute – der eine oder die andere wird gleich „Aha!“ rufen. (Bitte nicht petzen! Der ahnungslose Haufe muß halt warten.)

Kennzeichen_DO_Ankunft_(c)_Kay_Sokolowsky

Hier geht’s weiter im Ruhr-Repott:
* Kennzeichen D O : Geschichte und Gegenwart
* Kennzeichen D O : Glaube
* Kennzeichen D O : Skepsis
* Kennzeichen D O : Hoffnung

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Borner Tippelleed*

Samstag, 14. März 2015 23:59

——–Oosdorfs Oobendblues
——–ßpeelt för jo op Rad …

Feldmark_Osdorfer_Born_01_(c)_Kay_Sokolowsky

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Aus den Memoiren (1): Die Zeichen

Mittwoch, 11. März 2015 23:59

Dichte_Werkstatt_01_(c)_Kay_Sokolowsky

Mit fünf brachte ich mir selbst das Lesen bei. Damit war mein Leben praktisch gelaufen.

***

Meine erste große Liebe war eine Lehrerin. Als Unterpfand meiner Ergebenheit schrieb ich mein erstes Buch, eine mordsspannende Geschichte, nur für sie. Ich illustrierte den Schmöker sogar eigenhändig, allein für mein Fräulein ––! Sie mochte mich, freute sich aufrichtig über die Fibel; ihr Herz, ach, wollte sie mir nicht schenken. Dabei wurde ich bald neun! Ich bilde mir ein, daß ich etwa einen Nachmittag lang todunglücklich war. Später hat sich dergleichen leider länger gezogen.

***

Mein erster richtig bester Freund hieß Niko. Wir gingen gern spazieren, stundenlang, nie weiter weg als hundert Meter von der Familienwohnung, doch das reichte meistens für ein Abenteuer. Blieb es aus, las ich Niko zum Zeitvertreib die Straßenschilder und Hausnummern vor, denn er konnte nicht lesen. Mit dem Reden haperte es bei ihm gleichfalls. (Und wiederum bei mir, damals, mit den Ziffern ab 5. Aus naheliegenden sowie ästhetischen Gründen: Ständig verwechselte ich, ihrer Spiegelung in der je anderen Ziffer wegen, die 6 und die 9, manchmal die 4 und die 7. Und die 8, die sich graphisch selbst reflektiert, war mir unheimlich, weil unergründlich.)

Nikos Schweigsamkeit störte mich nie, ja, sie kam mir ganz recht, denn er konnte gut zuhören. Und verstehen! Für mich Fünfjährigen, der in der fremden Umgebung sonst keinen zum Spielen und Ausweinen hatte, konnte es einen besseren Freund schwerlich geben. Einen treueren ohnedies nicht. Er trug allzeit eine rote Jacke und eine spitze rote Mütze, daher rührte wohl sein Name. Niko war übrigens schwach auf den Beinen, darum trug ich ihn 

Fortsetzung folgt.

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