Über den Schmier und die Lappen

Die Infamie jener Figuren, die in einem Offenen Brief mitteilten, „warum wir nicht mehr für KONKRET schreiben“, habe ich zwar da und dort demonstriert, aber vor allem an meinem eigenen Fall. Wie perfid die Behauptung der Briefschreiber und -unterzeichner ist, KONKRET blende jede Kritik an Putins Russland aus, „damit die Linie stimmt“, läßt sich freilich an vielen weiteren Fällen aufzeigen.

Genau dies tut ein Editorial, das auf der KONKRET-Homepage nachzulesen ist. Es nimmt die halben und ganzen Lügen des Offenen Briefs auseinander wie eine Geometrieaufgabe. Dabei zuzulesen ist – trotz aller Unerquicklichkeit des Themas – ein intellektuelles Vergnügen. Etwa hier:

Unter den übrigen [Unterzeichnern] sind einige wenige, deren Boykottentscheidung KONKRET bedauert, zumal es sich bei ihnen um Leute handelt, von denen nicht zu vermuten war, dass ihre Fähigkeit, einen Text auch quellenkritisch zu lesen, sie ausgerechnet in diesem Fall im Stich lassen würde.

Wird diese restlose Abfertigung einer ebenso scham- wie wahrheitsfreien Kampagne den Quadfaslern zur Einsicht und Einkehr verhelfen? Natürlich nicht. Aber das Editorial (und auch Stefan Ripplingers brillante Zerlegung der Putschisten im aktuellen Heft) sollten immerhin dem Publikum einleuchten und es gegen alle weiteren Versuche der Schmierlappen immunisieren, das „Projekt KONKRET“ (Christoph Krämer) zu zerstören.

Es lohnt sich nämlich nicht, Lügnern zuzuhören, die sich beim Lügen keine Mühe geben.

Photo: „Hammer-lever diagram“,
by Wikitiki89 [CC BY-SA 3.0],
via Wikimedia Commons


Montag, 8. August 2022 22:50
Abteilung: Sokolowsky anderswo, Undichte Denker

3 Kommentare

  1. 1

    Sehr schön diese „Fortsetzung“ und wie elegant! Das verlinkte Editorial ein Genuß zu lesen, aristokratisch-intellektuelle Überheblichkeit in Reinkultur:
    Alles erstunken und erlogen, hochgestapelt und: kindisch.
    Fundstück vom standhaft gebliebenen Autor Bernhard Torsch:
    „Das aber macht das Wesen einer freien Presse aus. Sie unterscheidet sich von sektiererischen Eiferer-Veröffentlichungen durch eine gewisse Bandbreite an Meinungen. Das zuzulassen und diese anderen Meinungen wahrzunehmen macht klüger. Jakobinische Reinheit und ideologischer Einheitsbrei machen dümmer“.
    Nun die Gretchenfrage:
    Die Aufzählung der Beiträge und Autoren, die zum Ukraine-Krieg in Konkret veröffentlicht haben ist ja fast schon beängstend. Warum aber hat „man“ es besonders auf Kay Sokolowsky abgesehen?
    Ist es das, was diesen Blog hier von allen anderen unterscheidet, das was schon in des „Sängers Fluch“ nachzulesen ist: „Nun sei bereit, mein Sohn! Denk unsrer tiefsten Lieder, stimm an den vollsten Ton!
    Nimm alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz!“
    Und daß das eben nicht jedem gegeben ist: „ihr habt mein Volk verführet, verlockt ihr nun mein Weib“?
    Und dafür muß der Sänger sterben?
    JEDOCH:
    „Weh dir, verruchter Mörder! du Fluch des Sängertums!
    Umsonst sei all dein Ringen nach Kränzen blut’gen Ruhms!
    Dein Name sei vergessen, in ew’ge Nacht getaucht,
    Sei wie ein letztes Röcheln in leere Luft verhaucht!“

    Der Alte hat’s gerufen, der Himmel hat’s gehört,
    Die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstört;
    Noch eine hohe Säule zeugt von verschwundner Pracht;
    Auch diese, schon geborsten, kann stürzen über Nacht.

    Und rings statt duft’ger Gärten ein ödes Heideland,
    Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand,
    Des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch;
    Versunken und vergessen! das ist des Sängers Fluch!“.

    Ich kann die Ballade von Uhland auswendig, aber wer es ganz nachlesen möchte: https://www.deutschelyrik.de/des-saengers-fluch.370.html.
    LG Josi

    Liebe Josi, DAS lob ich mir – eine „Abfall“-Leserin, die wie der „Abfall“-Admin ein Faible für Uhland hat. Und „Des Sängers Fluch“ auswendig hersagen kann!
    Ob ich es verdient habe, in solche Nähe zu einem so großen Balladensänger gestellt zu werden? Ich glaube nicht. Aber natürlich freut mich Ihr Kompliment! KS

  2. 2

    Auch wenn die Affäre eigentlich keine mehr ist und die Liste einfach nicht länger werden will (aber vielleicht wartet man ja noch auf die Unterschriften von Wertmüller und Frank), sollte man den „Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichnern“ doch das Recht zugestehen, die Mitarbeit an einer Publikation einzustellen, mit deren Aussagen man in keinem Fall einverstanden sein kann. Würde man zum Beispiel in der „Jungen Freiheit“ publizieren, in der geschichtsrevisionistischer Mumpitz zu lesen ist wie der folgende: „Putins Krieg bringt die Geschichte zurück auf die Tagesordnung. (…) Zu viele Berichte über das Wüten der russischen Soldaten verweisen auf Erzählungen, von denen man immer behauptete, dass nur alte Nazis sie gerne erzählen. (…) Vor allem aber hat Putin die Russen zum Tätervolk gemacht“-? Wohl kaum, oder? Wobei ich gerade merke, dass ich mich vertan habe, das stammt gar nicht aus der „Jungen Freiheit“, sondern aus der „Jungle World“ vom 28.4.22. Ts, Sachen gibt’s.

    Jetzt wird’s aber höchste Zeit für Fördergelder von Claudia Roth für die „Jungle World“ – grüner kann das Blatt gar nicht mehr werden. – Danke für dieses Fundstück, es kommt in meine Sammlung pseudolinken Propagandadrecks. Wer hat diese Hommage an Goebbels denn verfaßt? Soll ich raten? KS

  3. 3

    Sie müssen nicht raten, sehr geehrter Herr Sokolowsky. Es handelt sich um einen Herrn Piecha, über dessen Beitrag ich mich etwas ausführlicher unter dem Titel „vom neuen Tätervolk“ausgelassen habe. Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Schweighäuser

    Lieber Thomas Schweighäuser, danke für die Aufklärung! – Ihr Stück über den Hetzer Piecha ist übrigens (mal wieder) ein vorzüglicher Beleg Ihres polemischen Talents. Und deshalb kann ich meinen „Abfall“-Kunden nur (mal wieder) empfehlen, Ihr Weblog zu studieren. KS

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