Archiv für die Abteilung 'Man schreit deutsh'

Deutsche Leibkultur (1): Soul foot

Montag, 4. Juli 2016 23:38

Aufmacher_Leibkultur_(c)_Netto-Prospekt_EM-2012

Die kyffhäuserhohe Überlegenheit deutschen Wesens über alles, was kein deutsches Wesen, also: Unwesen ist, manifestiert sich nicht nur in Weltkriegen. Sondern auch bei Fußball-Europameisterschaften – wie etwa, extraschön, Michael Rosentritt für den Tagesspiegel
notierte:

(Vielleicht) ist es genau das, was den Deutschen auf dem Weg zum Titel noch gefehlt hat. Ein Niederringen Italiens! […] Sicher, der Sieg im Elfmeterschießen von Bordeaux nach intensiven 120 Minuten wird den Spielern von Joachim Löw in den Knochen stecken. Aber, und das ist das Feine daran, er wird eben auch in den Köpfen stecken. Eben Spuren hinterlassen, in Leib und Seele. Das stärkt, das läßt Spieler ausreifen, das lebt fort. Was soll jetzt noch kommen?

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Abteilung: Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus, Schwammintelligenz | Kommentare (2) | Autor:

Heiteres Ratespiel für die gebildeten Stände (6)

Mittwoch, 20. April 2016 0:36

Gleichsam als Pausenzeichen oder, besser: entr‘acte zwischen dem ersten und dem bald erscheinenden zweiten Teil meiner „Die Satire darf“-Trilogie sehen Sie gleich ein lustiges Photo sowie eine unterhaltsame Frage an meine lieben Leserinnen und Leser (die, meine ich, die besten sind, die einer wie ich sich wünschen kann!).

Welche äußerst deutsche Hauptfigur aus einer der, imho, drei interessantesten Comicserien der 90er-Jahre (die anderen beiden heißen Sandman und Transmetropolitan) stelle ich hier mit dem kleinen Finger meiner linken Hand dar?

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Abteilung: Bored beyond belief, Man schreit deutsh, Unerhört nichtig | Kommentare (6) | Autor:

Die Satire darf … Ehrensache

Montag, 18. April 2016 0:58

Die unge*biept*e Version nur auf Nachfrage, gern gegen Honorar.* – Genießen Sie die schönen Schopenhauer-Zitate! KS
* Leider bereits vergriffen. Admin

Die Mähtresse des Präserdenten

Die Mähtresse des *Biep*

Jetzt, da alles gesagt scheint, was Presse und Mainstream-Publikum zur Staatsakte Böhmermann einfallen könnte, muß auch ich mal etwas sagen. Denn es ist natürlich noch lange nicht alles gesagt, vielmehr ein *biep*gottes, tautologisches Gewürge in Gang gekommen, das zwar gut zu Geistesriesen wie Volker Kauder („Jemand, der sich wie der türkische Staatspräsident persönlich [!] beleidigt fühlt, hat selbstverständlich [!] das Recht, dagegen juristisch vorzugehen“) paßt, aber weder dem Fall noch der Kunst gerecht wird.

Als, sach ich getz ma: maßgeblicher Monograph der beiden Satiriker Michael Moore und Harald Schmidt und zudem als Verfasser satirischer Texte bin ich eventuell geeigneter, das heißt, kundiger denn ein deutscher Richter, um zu der Satire und ihrer Gerichtsbarkeit nicht bloß ein Urteil zu haben. Das wird Platz und Zeit brauchen; deshalb schneide ich den Satansbraten in drei Portionen. Das Kopfstück widmet sich der Ehre und ihrer vermeintlichen Lebenswichtigkeit. —

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Round midnight: Was von Westerwelle bleibt

Montag, 21. März 2016 23:56

Beim Kombüsendienst am Abend höre ich das hier in den Nachrichten des Deutschlandfunks:

… Guido Westerwelle im Alter von 54 Jahren verstorben. Er lebte mit seinem Mann in …

„Mit seinem Mann“ –: Diese Formulierung, unbefangen geäußert in einem gewiß nicht gegenkulturellen Medium, zählt zu den wenigen, den echten Fortschritten der neuesten Zeit.

Zur Entspannung beim Umgang mit Homosexualität (jedenfalls in Westeuropa), hat der schwule Vizekanzler Westerwelle, so gut er es verstand, offenbar etwas beigetragen. Nämlich als Inspiration zu einer unverklemmten Radiomeldung; und dafür darf man sich des Menschen gern erinnern.

Ohne je zu vergessen, wie der Politiker – vielleicht zum Ausgleich, vielleicht um die Philister unter den Klienten zu beruhigen – degoutante Kreativität entfesselte, wo es galt, arme Schlucker zu diffamieren („spätrömische Dekadenz“) oder den Förderern seines Wahlvereins Dank zu erstatten auf Kosten der Allgemeinheit („Hotelsteuer“).

Ein Mensch – das nehme ich an, weil ich weiterhin generös gegen den Guidomobilmann gestimmt bin –: Ein Mensch kann in seinem Leben maximal einen einwandfrei idealistischen Kampf führen, und er vergißt, ich kenn mich da aus, darüber viele entscheidende Dinge. Das macht den guten Kampf allerdings nicht schlecht.

PS. Vielleicht bin ich auch deshalb so nachsichtig mit Westerwelle, weil einer wie er, neben Wirsinddasvolksvertreter wie Höcke oder Gauland gestellt, die erste Wahl wäre: ein Liberaler nicht zuletzt im Umgang mit dem politischen Gegner. Und ich werde die Ahnung nicht los, daß wir gelernten Guido-Spötter bald schon alle die alte Westerwelle-FDP vermissen werden; und zwar um so schmerzlicher vermissen, je schamferner und gemeiner deren Nachfolgeorganisation AfD sich spreizt.

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Der Gewissensfall

Samstag, 19. März 2016 19:20

Das objektive Ende der Humanität ist nur ein anderer Ausdruck fürs Gleiche.
Es besagt, daß der Einzelne als Einzelner, wie er das Gattungswesen Mensch
repräsentiert, die Autonomie verloren hat,
durch die er die Gattung verwirklichen könnte
Theodor W. Adorno, Minima Moralia [Reflexion Nr. 17]

Women_and_children_among_Syrian_refugees_striking_at_the_platform_of_Budapest_Keleti_railway_station._Refugee_crisis._Budapest,_Hungary,_Central_Europe,_4_September_2015._(3)_(c)_Mstyslav_Chernov

Syrische Flüchtlinge in Budapest, September 2015: „(Das Leiden) gilt in der arabisch-islamischen Kultur … als ein Wert an sich“ (H. M. Broder)

 

Wie erträgt es ein Mensch, so über Mitmenschen zu denken, ganz gleich wie ungleich sie ihm sind an Wohlstand und bestimmt auch Charakter, wie hält ein Mensch es mit sich selbst aus, wenn der Menschheit ganzer Jammer ihm bloß Anlaß für derlei miese Witze ist –

Gibt es für diese Art der Beharrlichkeit eine halbwegs vernünftige Erklärung? Ja. Anders als im hedonistischen Europa, wo Jugendliche, denen der Einlaß in eine Disko verweigert wurde, wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung behandelt werden müssen, gilt in der arabisch-islamischen Kultur das Leiden als ein Wert an sich

– wie kann dieser Verfasser solche Steinherzigkeit, solchen Hochmut, solche Misanthropie mit dem vereinbaren, was ihm als Gewissen verblieben ist? Und wie weit entfernt von der Befähigung zum Mitgefühl, zur Trauer und vor allem Scham muß einer sein, der den Vorwurf, einem Rassisten gleich zu reden, nicht etwa empört zurückweist, sondern damit kokettiert?

Das festzuhalten grenzt in Zeiten der Political Correctness an „kulturellen Rassismus“, macht die Feststellung aber nicht weniger wahr. Märtyrer zu werden, sich zu opfern ist in der arabisch-islamischen Welt als Lebensziel ebenso weitverbreitet wie unter deutschen Jugendlichen der Wunsch, Eventmanager zu werden. Familien von Märtyrern genießen großes Ansehen. Der Stolz auf ihre Kinder – vor allem Söhne, aber auch immer öfter Töchter – läßt weder Trauer noch Scham aufkommen.

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Abteilung: Kaputtalismus, Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus, Zeuge der Geschichte | Kommentare (2) | Autor:

Gaudeamus igittur

Montag, 14. März 2016 0:01

Piramide_in_Amsterdam_Sloterdijk_(c)_Dqfn13

Die ideale Gesellschaftsformation à la Sloterdijk, modelliert in Sloterdijk (Amsterdam)

Ruf hinein in den deutschen Wald, und die Wildsau schallt raus … Selbstredend wußte das neofeudale Mastermind, was passieren würde, als es vor ein paar Wochen in Cicero losbölkte:

Die deutsche Regierung hat sich in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben.

Er wußte um die Folgen, der Herr und Professor Sloterdijk, als er außerdem zackigere Zeiten anmahnte:

Auf die Dauer setzt der territoriale Imperativ sich durch. Es gibt schließlich keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung.

Es sind mehrere logische Verrenkungen nötig, um diese Sätze anders zu verstehen denn als Plädoyer für einen Nationalismus à la Wilhelm Eins mit Anteilen von Zwo. Was das Superhirn in alter Übung hinter Blendbegriffen („territorialer Imperativ“), Misanthropie („Selbstzerstörung“) und Zynismus („Überrollung“) verbirgt, hat Armin Nassehi sehr studierenswert zunächst in der Welt und kürzlich für die Zeit aufgeschrieben. Eine echte Überraschung kann des langjährigen TV-Nachtdenkers Beschwörung einer irgendwie gottgegebenen, das heißt, wenn schon, von unserem Gott gegebenen Identität der Deutschen, die desintegriert werde unter der rollenden Lawine der Fremden, nicht sein (ich bitte um Entschuldigung für die gewundene Syntax und die Metapher, aber schlechte Manieren färben schon bei flüchtigem Umgang ab).

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Abteilung: Man schreit deutsh, Undichte Denker | Kommentare (4) | Autor:

Anständige Menschen

Sonntag, 6. März 2016 1:20

Emmakreuz_(c)_Kay_Sokolowsky

Vorschlag für ein zeitgemäßes Emma-Logo (zu verschenken)

Jeder hat die Bewunderer, die er verdient:

Auf die Frage, warum er den Islam alsi„Aggressionsreligion“ bezeichne, erklärt ein NPD-Autor [vor dem Bundesverfassungsgericht; K. S.], auch Alice Schwarzer habe doch vor der Islamisierung der Gesellschaft gewarnt.
Spiegel online, 4.3.16

Sie hat noch weiteres getan, was in den Mördergruben, die gewisse Autoren statt Herzen haben, gut aufgehoben sein dürftei–: Leni Riefenstahl, beispielsweise, zum Opfer* umdeklariert oder, betreffs der Zustände zu Silvester zwischen Kölner Dom und Bahnhof, dies daherspekuliert:

Doch der Terror kam (noch) nicht aus der Kalaschnikow oder von Sprengstoffgürteln, er kam aus Feuerwerkspistolen und von Feuerwerkskrachern. Und von den grabschenden Händen der Männer. Die Jungs üben noch. (…)
Hat der deutsche Staat also punktuell sein Gewaltmonopol schon verloren und gibt es längst rechtsfreie Räume, auch mitten in Deutschland? (…)
Wenn wir sie [die männlichen Flüchtlinge; K.S.] nun bei uns aufnehmen, haben auch sie das Recht darauf, eine Chance zu bekommen: die Chance, anständige Menschen zu werden.
Aliceschwarzer.de, 5.1.16 [Kursivierung von K. S.]

Und was tun anständige Menschen so? Darüber weiß jemand mehr als punktuell bescheid, der bei der NPD zweifellos auch einen guten Ruf hat, ein staatlicher Gewaltmonopolist namens Heinrich Himmler:

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Abteilung: Die spitze Feder, Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus | Kommentare (3) | Autor:

So ein Dummerjan

Mittwoch, 4. November 2015 22:37

Glockebuxach_(c)_Memmingen

Was dieses Photo an dieser Stelle bedeuten soll, erfährt nur, wer diesen Blogpost liest

Den Denkapparat J. Fleischhauers zu analysieren, ist viel zu simpel, als daß es mich reizen könnte. Zudem läßt der Qualitätsjournalist Jan F. sich allein darüber definieren, was er bestimmt nicht ist (z. B. tiefgründig, philanthrop, witzig, begabt). Da hat sogar Akif Pirinççi mehr zu bieten, und über den mag ich erst recht nicht schreiben.

Ich fasse mich also kurz und überlasse es weitgehend Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, sich ein Urteil über die intellektuelle Integrität sowie Sauberkeit eines Burschen zu bilden, der zunächst, Ende Februar, anläßlich des griechischen Widerstands gegen die deutsche Austeritätsdiktatur, folgendes in seinen „Schwarzen Kanal“ plumpsen ließ:

Das Meinungsklima meint es derzeit nicht besonders gut mit uns Deutschen. Kein Tag, an dem die Kanzlerin nicht irgendwo in eine Nazi-Uniform gesteckt wird und man wieder Hakenkreuze hervorkramt. Da nützt es auch nichts, daß wir brav ein Hilfspaket nach dem anderen schnüren. (…)
Es fehlt nicht mehr viel, und sie verbrennen deutsche Flaggen. Aber halt, auch das tun sie ja bereits. (…) Aber so ist es, wenn man aus Sicht anderer als zu erfolgreich, zu selbstbewußt, zu stark gilt. Wir sind jetzt die Amerikaner Europas. (…)
Wahrscheinlich müssen wir uns einfach daran gewöhnen, daß wir in manchen Ländern Europa (sic!) für einige Zeit nicht mehr sehr beliebt sind.

Gestern dann schwamm, gleichsam als Baumaterial für die Einmaurer der EU, dies obenauf:

Weiterekeln

Abteilung: Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus, Undichte Denker | Kommentare (3) | Autor: