Autorenarchiv

The Web(b) of Cosmos

Mittwoch, 13. Juli 2022 0:13


Fast sieben Monate lang habe ich auf diese Bilder gewartet, ungeduldig wie ein Kind vor der Bescherung, las jeden Tagesbericht über den Fortschritt der Mission, hatte stets Angst vor einer Panne bei dieser wahrhaft monumentalen technischen Herausforderung, war immer wieder begeistert von der Ingeniosität, Präzision und Geschmeidigkeit, mit der sich alles – buchstäblich – entfaltete. Und dann kam der Tag, und ich wußte: Dies war das Warten tausendfach wert. Dies ist endlich mal wieder ein Grund, auf die Menschheit stolz zu sein, auf ihr Potenzial zu höheren Dingen als dem Führen von Kriegen, der Verwüstung der Biosphäre oder dem Schreiben Offener Briefe. Dies ist ein welthistorischer Moment, der den Namen verdient.

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Abteilung: Gute Nachrichten, Round midnight | Kommentare (7) | Autor:

Von den Schmierlappen

Samstag, 2. Juli 2022 14:55

Offener Brief (Symbolbild)

Ein Autor, der gern austeilt, muß auch einstecken können und sollte sich nicht beklagen, wenn seinen harschen Ansichten barsch widersprochen wird. Natürlich erfahre ich lieber Anerkennung als Ablehnung meiner Texte, und auch mit demnächst 59 Jahren ist meine Eitelkeit groß und sofort angeschrammt, wenn jemand mein Zeugs nicht mag. Am schlimmsten aber trifft mein Ego die Kritik, die zutrifft. Weist ein aufmerksamer Leser, eine kluge Leserin auf einen groben Fehler in der Sache, dem Stil oder der Grammatik hin, beschäftigt mich das tagelang. Und manchmal lerne ich sogar daraus.

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Abteilung: Sokolowsky anderswo, Undichte Denker | Kommentare (18) | Autor:

Leert eure goldenen Becher zu Grund

Mittwoch, 29. Juni 2022 12:55

„Dunkel“, singt Mahlers „Lied von der Erde“, „ist das Leben“. Und wie dunkel zumal jetzt. Hätten nämlich das Schicksal und der Gott, den es nicht gibt, es gut mit ihm gemeint, wäre der einzigartige Dichter, Tonkünstler, Graphiker und Weltbetrachter Ror Wolf heute 90 Jahre alt geworden, und ich ließe es mir nicht nehmen, ihm – in welchem Rahmen auch immer – zu gratulieren.

Wie arg dieser sehr große Mann, dieses Genie, diese Ausnahmeerscheinung der deutschsprachigen Literatur fehlt, wie sehr ich den Meister und Freund vermisse: Darüber schreibe ich im Juliheft von KONKRET ausführlich. Weit schöner und erheblicher freilich ist der Beitrag des Verlags Schöffling & Co. zum Wolf-Jubiläum.

Die unterschiedlichen Folgen der Phantasie öffnet in das Herz und die Seele Ror Wolfs einen Blick, der mich bei der Lektüre immer wieder vor Schmerz und Glück seufzen ließ (auch darüber mehr in KONKRET). Ich hänge mich bestimmt nicht aus dem Fenster, wenn ich feststelle: Dies ist die bedeutendste literarische Entdeckung des Jahres, eine Sensation, eine Fundgrube, ein schieres Wunder an Selbstbeobachtung, Lebenserörterung und Sprachkunst.

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Per sempre addio, Sokolowsky anderswo | Kommentare (1) | Autor:

Zeitenwendreime (3)

Sonntag, 26. Juni 2022 0:52


Auch dies ist Gottes Ebenbild
Auch dies ist sein Geschöpf
Auch dies war mal ein schönes Kind
Auch dies ward warm gestillt

Was da mal war – verweht im Wind
Was einstens war – entzwei
Was federweich war – panzerhart
Was Lächeln war – ein Grind

Hier steht des Guten Widerpart
Hier steht der Weltbetrug
Hier steht gelbblau die letzte Nacht
Hier steht es stramm und starrt

Es gafft uns an die Niedertracht
Es blafft uns an der Tod
Es klafft vor uns die Null, das Nichts
Es rafft uns in die Schlacht

Auch dies ist Gottes Ebenbild.
Ich hoffe, daß er ihr’s vergilt.

Photo: Screenshot eines Tweets
der EU-Kommissionspräsidentin
U. v. d. Leyen vom 17.6.2022

Abteilung: Kaputtalismus, Lieder ohne Werte, The real pulse of Europe | Kommentare (5) | Autor:

Jubiläumsansprache

Montag, 6. Juni 2022 19:08

Vor genau zehn Jahren startete ich – ohne besondere Erwartungen, aber mit etwas ästhetischem Ehrgeiz – meine Art Internetnotizbuch und war ziemlich stolz auf seinen doppel- bis dreideutigen Titel; bin es übrigens noch heute.

Mir gefiel, als alles anfing, die Vorstellung, Textbrocken und dubiose Gedankenfragmente, die sonst in der Schublade verschwunden wären, in die Wucherwüste des WWW zu pflanzen, wo sie, wie der kluge Stefan Ripplinger mal bemerkte, erst recht vergessen werden. Ich hatte keinen anderen Ehrgeiz als den, Satzgefüge, Skizzen und Spielereien zu veröffentlichen, die einem seriösen Redaktör anzudrehen ich nie den Schneid hätte. An diesem Vorsatz hat sich in zehn Jahren nur wenig geändert, auch wenn ich mich nicht immer daran hielt

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Abteilung: Bored beyond belief, Inside "Abfall", Selbstbespiegelung | Kommentare (14) | Autor:

Zeuge der Geschichte (27)

Freitag, 27. Mai 2022 17:55


Als ich vom Tod des Schauspielers Raymond Allen Liotta las, wollte ich erst fluchen und wüten wie Two-Gun Tommy, doch dann erinnerte ich mich an den weisen Rat von Jimmy dem Gent: „Du verpfeifst nie deine Freunde und hältst immer den Mund.“

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Abteilung: Moving Movies, Zeuge der Geschichte | Kommentare (3) | Autor:

Zeitenwendreime (2)

Dienstag, 17. Mai 2022 19:57



Blau und gelb sind meine Farben,
denn sie zeigen mein Bemühn
um die Freiheit, um den Frieden,
um das Klima, um die Welt,
um die Kinder, um die Umma,
was uns halt zusammenhält.
Blau und gelb mit meinen Tränen
zu verrühren – ach, wie grün!

***

Kein Sechser im Lotto, sondern ein Zehner
ist unser Glücksfall, die Frau Annalena.

War ein Weltkrieg jemals schöner
als mit unsrer Annalena?

Wie dereinst beim Nazarener
ist Wottes Gort mit Annalena.

Was ist bitteschön obszöner –
Appeasement oder Annalena?

Es sagt dieser Tage manch Schizophrener:
„Meine bessere Hälfte heißt Annalena.“

Die einen löffeln Kaviar, die andern futtern Döner,
doch ich, ich hab zum Fressen gern meine Annalena.

***

Den Russkies gilt ein Menschenleben nix,
zumal das eigene ist Russkies scheißegal.
Wir folgen also bloß der Russkieschen Moral
mit unsern Panzern. Grüße, Ihr Ralf Fücks.

***

Der Ukraine haben wir’s geschworen
und halten uns loyal daran:
Wenn ihr verliert, sind wir verloren,
drum kämpft schön bis zum letzten Mann.

Photo: „Love-bombing“,
by The Noun Project,
[CC BY 1.0],
via Wikimedia Commons

Abteilung: Der schreckliche Iwan, Lieder ohne Werte, Man schreit deutsh | Kommentare (1) | Autor:

Zeitenwendreime

Dienstag, 3. Mai 2022 16:15


Man erkennt den Killeraffen
am Friedenschaffen ohne Waffen.

***

Sei kein Lumpenpazifist!
Sei kein feiger Versteher des Russ’!
Wer nicht schießen will, hat einen Schuß!
(Gez. Lobo, Erzmoralist)

***

Herr Putin frißt zum Frühstück Kinder.
Mittags gibt’s Wolfsmilch und Satansbraten.
Blutwurst mit Senfgas und Apfelgranaten
serviert man am Abend dem Schinder.

***

Kein Mehl und kein Öl mehr, nicht duschen, nachts frieren –
so werden wir Rußland garantiert ruinieren.

Photos:
„German soldiers with Belgian orphans“,
by Underwood & Underwood [Public domain],
via Wikimedia Commons

Spare Seife aber wie“,
by Lucian Bernhard [Public domain],
via Wikimedia Commons

Abteilung: Der schreckliche Iwan, Lieder ohne Werte, Man schreit deutsh | Kommentare (5) | Autor: