„Wer Angst hat, der hat schon verloren“ (3)
Freitag, 20. Juli 2012 9:00
Er zählte zu den führenden Karikaturisten der alten BRD. Seine Cartoons waren Tagesgespräch und oft auch Skandal. Doch mit der Wiedervereinigung wurde es still um Satyricos: Sein hintersinniger Humor war in der „Spaßgesellschaft“ der 90er nicht mehr gefragt. Im „Abfall aus der Warenwelt“ feierte der Altmeister vor kurzem ein sensationelles Comeback. Letzte Folge eines Porträts der berühmten „spitzen Feder“.
Sie küßten und sie schlugen ihn
Das Ende der Ära Schmidt bereitete Satyricos großes Kopfzerbrechen. „Nicht nur politisch“, gesteht er, „sondern auch künstlerisch. Ich habe Helmut Kohl nie in den Griff bekommen. Erst viel später wurde mir klar, warum. Wenn ein Mensch wie eine Witzfigur aussieht, dann läßt er sich nicht karikieren. Dasselbe gilt heute für Thilo Sarrazin. Oder Rainer Brüderle. Unter ästhetischem Aspekt unmögliche Typen! Vom Rest nicht zu reden.“
Er führt mich in sein Atelier. Mitte der Achtzigerjahre erwarben die Kreuners ein gemütliches Häuschen im Frankfurter Vorort Nieder-Eschbach. Satyricos‘ Zeichentisch steht vor einem Panoramafenster mit Blick auf einen großen, liebevoll verwilderten Garten. „Die Natur!“ ruft er aus. „Das Grün und die Vögel! Ich möchte das nie mehr missen.“ Unter Kennern hochgeschätzt sind seine Blumenstilleben in Öl und zumal seine Tieraquarelle. Die signiert er allerdings mit bürgerlichem Namen: „Einem Cartoonisten traut ja niemand zu, auch mal ernst werden zu können.“
Abteilung: Die spitze Feder, Selbstbespiegelung | Kommentare (0)