Aphone Aphorismen (9): Pippilotta Cosplay

Samstag, 20. Mai 2017 1:58

Linie 21, 18.10 Uhr. Nah bei meinem alten Gymnasium besteigt ein Pärchen den Bus, das aus meinem Jahrgang sein könnte. Sie: die kupfernen Haare an den Schläfen zu Kleinemädchenantennen gezwirbelt, Klamotten am schlanken Leib wie für Hippies mit Bausparvertrag, vermutlich von Gudrun Sjödén in Taka-Tuka-Land fabriziert … Also, sie: die Augen geschminkt à la aufgerissen vor Lebenslust/Schalk/Neugier. Diese Frau ist Pippi Langstrumpf mit Mitte 50. trotz steigender Steifheit der Knochen immer noch raumgreifend beim Dauerquatschen und -kichern. Sie hat sogar – das stärkste Mädchen der Welt! – ihr treues Pferd auf dem Arm und trägt es rum, als wär es nicht mehr denn ein halber Dackel.

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Eine Heldin unserer Zeit

Freitag, 19. Mai 2017 0:30

Wenn in kommenden, hoffentlich aufgeklärten Geschichtsbüchern über die wahrhaft großen Menschen, die echten Helden und moralischen Autoritäten, die kompromißlosen Humanisten unserer Zeit geschrieben werden wird, dürften ihr Name und ihre Geschichte prominent erwähnt, ihre unfaßbare Courage und vorbildliche Tapferkeit endlich angemessen gewürdigt werden: Chelsea Manning.

Nach sieben Jahren einer politischen Haft, wie sie außerhalb von Diktaturen und Einparteiennationen eher unüblich ist, nach sieben Jahren Isolation, Demütigung, physischem und psychischem Terror wurde Obamas nobelste und vorletzte Amtshandlung, die „Begnadigung“ Mannings, am 17. Mai endlich exekutiert.

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Covenant & Comments

Mittwoch, 17. Mai 2017 22:54

Durchsage –: Der Blogger bittet mich, Sie darauf hinzuweisen, daß er soeben einen bitteren Verriß des neuesten Ridley-Scott-Krachers „Alien – Covenant“ veröffentlicht hat. Und zwar in Volker Schönenbergers löblichem Filmblog „Die Nacht der lebenden Texte“, wo Kay Sokolowsky mittlerweile fast Stammgast ist.

Die Polemik enthält ziemlich viele, so nennt man das heute, Spoiler sowie Thesen und Metaphern, über die der Autor gern streiten würde. Außerdem gesteht Sokolowsky seine alte Bewunderung für einen Schöpfer, der in neuerer Zeit leider bloß Nachgeburten auf die Welt bringt. Diese ganz schön persönlichen Ansichten enthalten übrigens auch ein Robert-Gernhardt-Zitat ohne Quellenangabe. Der Autor ist gespannt, welcher Leser es als erster aufspürt.

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Der Albigtraum

Montag, 8. Mai 2017 23:32

SPD-Plakat 1918


Nach seiner Demütigung bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein stellte Noch-Miniprä Torsten Albig sich vor die Kameras und quakte:

Wenn ich wüßte, was falsch war, hätte ich es nicht gemacht. Im Moment weiß ich nicht, was schieflief.
[Tagesspiegel.de, 7.5.2017]

Vielleicht sollte Albig sich mal selber zuhören; auch wenn‘s eine Qual ist, Phrasendreschern wie ihm das Ohr zu schenken. Jedenfalls hatte Albig bereits vor zwei Jahren den Wählern mitgeteilt, für wie überflüssig er SPD-Leute in Regierungsverantwortung hält. Damals schwärmte er im Interview mit NDR 1 über die Kanzlerin:

[Er] glaube, daß es schwer sei, gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu gewinnen. „Ich glaube, sie macht das ganz ausgezeichnet – sie ist eine gute Kanzlerin.“

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Die G20-Penner

Samstag, 6. Mai 2017 21:30

Am 7. und 8. Juli dieses Jahres wird in Hamburg der „G20-Gipfel“ hochgestapelt. Weil das Treffen der 20 mächtigsten Hackfressen der Erde auf dem Messegelände dieser Freier- und Handelsstadt stattfinden soll – und leider nicht auf einer jener Schwerölrußschleudern mit Plantschwanne, die am Kreuzfahrerkai festmachen –, muß die City der Cité hermetisch abgeschirmt werden. Die Kosten für den Spaß kann man nur ahnen. Jedenfalls hat die Bundesregierung schon mal 235 Millionen Euro zugesagt. Cansu Özdemir, die Fraktionschefin der Linken in der Hamburger Bürgerschaft, erinnert daran, daß der G20-Summit in Toronto 2010 nach Kehraus und Kassensturz 900 Millionen Euro verschlang.

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Die Zukunft war gestern – Epilog

Sonntag, 30. April 2017 0:01

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Aktuelle Marginalie:
Meister Brunners Schäflein

Wegen der Fülle des Materials, das hier verarbeitet werden soll, aber auch aufgrund einer Frage, deren Lösung mein Schreiben blockierte, habe ich beschlossen, diesen Epilog nicht erst vollständig, sondern als work in progress zu publizieren, bevor das geschätzte Publikum die Geduld komplett mit mir verliert. Eine Publikationsweise, die allerdings recht gut zum Medium, in dem dies publiziert wird, paßt. Ich hoffe, dem Blogpost täglich alle paar Tage je nach Laune einen weiteren Abschnitt hinzufügen zu können.
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I. Legenden

(Indem er von diversen Illuminationen berichtet, gibt der Autor eine hoffentlich nicht zu umständliche Erklärung ab, warum dieser Epilog eines Nachworts so viel Zeit und Raum braucht.)

Was das Bild links oben in diesem Zusammenhang bedeuten soll, ist ohne ein anderes Bild nicht erschöpfend zu erklären.

Oberflächlich dagegen scheint die Sache klar: Sie, diese Milchstraße, dies kosmische Juwel, steht für alles, was Science Fiction (SF) sein sollte. Ein Ausblick in die Unendlichkeit, die Abgründe der Welt. Eine Erkenntnis unserer menschlichen Grenzen, zugleich eine Herausforderung, diese Grenzen zu erweitern. Eine unwiderstehliche Anregung, über den Platz der Menschheit im Universum nachzudenken und über den Sinn dieses Weltalls, mithin unseres Daseins in mindestens so vielen Facetten zu spekulieren, wie die Galaxis Sonnen hat. Und, im besten Fall, vereint sich mit den anderen Aspekten die schiere Schönheit der Ausführung, sei diese Schönheit nun dem Zufall oder der Inspiration geschuldet.

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (15)

Discovery Channel (6): A little bit easier

Donnerstag, 27. April 2017 23:30

We‘re tired of being blamed
for the mistakes that you constantly make
Ndidi O

Screenshot (Ausschnitt): YouTube/Le Live

Ach und ach ja – es gibt viele, es gibt mehr als sieben Milliarden Gründe, an der Menschheit zu verzagen, sich die Welt so trostlos vorzustellen wie Arthur Schopenhauer und gleich ihm alle Hoffnung auf bessere Zustände fahrenzulassen:

Man versetze dies Geschlecht in ein Schlaraffenland, wo Alles von selbst wüchse und die Tauben gebraten herumflögen, auch jeder seine Heiß-Geliebte alsbald fände, und ohne Schwierigkeit erhielte. – Da werden die Menschen zum Theil vor Langerweile sterben, oder sich aufhängen, zum Theil aber einander bekriegen, würgen und morden, und so sich mehr Leiden verursachen, als jetzt die Natur ihnen auflegt. – Also für ein solches Geschlecht paßt kein anderer Schauplatz, kein anderes Daseyn.1

Was aber hält einen am Laufen, weshalb tut man sich jeden Tag aufs neue und zugleich sattsam bekannte eine Wirklichkeit an, die meistens zum Heulen, ja, wie die Machination eines omnipotenten Sadisten erscheint?

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Abteilung: Discovery Channel, Musicalische Ergetzungen | Kommentare (2)

Portrait of the Artist as a Middle-aged Man

Donnerstag, 20. April 2017 1:07


Dies ist, glaube ich, das gelungenste Selbstbildnis, das ich je gezeichnet habe. Und außerdem ein nachdrücklicher Beleg dafür, daß mein Blog wirklich bloß eine Art Notizbuch ist.

Demnächst wird hier wieder was Politisches oder sonstwie Bedeutsames erscheinen, versprochen! Bis dahin danke ich für Ihre Geduld.

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