Samstag, 31. Januar 2015 22:33
So frei, so ergreifend bürgernah ist die Ukraine seit der Vertreibung Janukowitschs:
Die Ukraine will die Ausreisebedingungen für wehrpflichtige Männer verschärfen. Grund ist die Flucht zahlreicher Ukrainer vor einer Mobilmachung. (…) Insgesamt könnten in diesem Jahr bis zu 100.000 Ukrainer mobilisiert werden. Poroschenko will dadurch die Truppen in der Ostukraine verstärken. Seitdem flohen viele Einberufene in benachbarte EU-Staaten oder nach Rußland.
Die Begeisterung für die neue, befreite Politik (alles für den Krieg, nichts für die Leidenden) könnte größer nicht sein:
Im nordwestlichen Bezirk Wolhynien sei der Anteil der Wehrdienstverweigerer aus religiösen Gründen von 0,7 auf 17 Prozent der Wehrpflichtigen gestiegen. Es gebe Dörfer im Bezirk Iwano-Frankiwsk, wo die Bewohner gemeinsam zwei Busse gemietet hätten, um die potentiell wehrpflichtigen Männer nach Rußland zu bringen; in einem Ort an der ungarischen Grenze hätten von gut 100 Wehrpflichtigen nur drei überhaupt den Befehl, sich zur Musterung einzufinden, entgegengenommen. (…)
—Wer genug Geld hatte, konnte sich eine Untauglichkeitsbescheinigung kaufen (…) nach dem örtlichen Lohnniveau gestaffelt von 800 US-Dollar im Bezirk Ternopil bis zu gut 3.000 Dollar im reicheren Kiew. Die Reaktion der neuen Machthaber auf diese Zustände ist bezeichnend. Sie wollen die Möglichkeit, sich freizukaufen, gesetzlich regeln (…). Ein dem ukrainischen Parlament vorgelegter Gesetzentwurf sieht vor, die Freikaufsumme mindestens auf den Jahressold eines Berufssoldaten anzuheben.
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Freitag, 30. Januar 2015 15:28
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Kunst im öffentlichen Raum – das ist mehr als Deko oder Taubenkotdepot. Hier wird der perennierende Konflikt zwischen dem Schein und dem Sein manifest. Kunst im öffentlichen Raum provoziert: zum Widerspruch, zur Parteinahme, zur Interaktion.
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Donnerstag, 29. Januar 2015 23:51
Das waren doch mal erfreuliche Schlagzeilen gestern und heute: „Pegida sagt Demo für Montag ab“ („Zeit online“), „Pegida-Bewegung – Bündnis vor der Spaltung“ („FAZ.net“), „Zerlegt Pegida sich selbst?“ („FR-online“), „Pegida schafft sich ab“ („Spiegel online“) und, sehr hübsch: „Untergang der Abendländler“ („taz.de“). Unter der Headline „Hier spinnt das Volk“ hat Kay Sokolowsky für das Februarheft von Konkret aufgeschrieben, was die Pegidazis umtreibt, und warum die Islamfeindschaft für sie nur eine Ausrede ist, um Nichtsodeutsche öffentlich hassen zu können.
—Die Kabalen im „Orga-Team“ der Abendschland-Retter durch seinen Artikel ausgelöst zu haben, würde Sokolowsky nur zu gern behaupten, läßt es aber bleiben, weil er (eigene Auskunft) „zum Lügen heut‘ zu müde“ ist. Nicht gelogen aber ist sein Hinweis auf die inzwischen 5. Episode der Serie „Die Zukunft war gestern“: Diesmal verneigt sich der Autor vor Arthur C. Clarkes eiskalter Mystik in Childhood‘s End (Die letzte Generation).
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Mittwoch, 28. Januar 2015 23:51

Wintermond für HPP
Wieviel ich ihm verdanke, als Leser und als Autor … Was er mir beigebracht hat über die nötige Haltung, im Leben sowohl als auf dem Papier … Welchen Trost ich noch seinen bitteren Notizen abgewinne (hat er sie doch in einer Weise verfaßt, die an Lakonie und tänzerischer Gewandtheit schwerlich zu übertreffen ist) … Und weshalb ich mir viel darauf einbilde, ihn duzen zu dürfen …: Das wäre einen ausgreifenden, für dieses Blog leider zu langen Aufsatz wert.
—Hermann Peter Piwitt, der heute 80 Jahre alt wird, ist nicht bloß einer der scharfsinnigsten Chronisten der bundesdeutschen Verhältnisse (etwas Erhellenderes über den Crash sämtlicher 68er-Utopien als Piwitts Roman Die Gärten im März von 1979 wird man in der Hochliteratur kaum finden). Piwitt ist vor allem ein echter Dichter, ein wohlgeratener Sohn seiner schönen Mutter Sprache, und, das kommt auch unter echten Poeten selten vor: ein–gerader Typ.
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Dienstag, 27. Januar 2015 23:35

(c) Schöffling & Co.
Sollte mich mal einer fragen: „Was haben deine Lieblingsdichter gemeinsam?“ – dann könnte ich wie aus der Pfefferpistole geschossen antworten: Bei allen habe ich den Wunsch, irgendwann genauso schön schreiben zu können wie sie. Den semantischen Geröllhaufen, grammatischen Widerborstigkeiten, stilistischen Fallstricken (Metapher, Metonymie, Masche) ebenso souverän ausweichen zu können. Genauso musikalisch und taktbewußt die Sätze anlegen, ebenso planvoll die Form und den Inhalt in ein fruchtbares Bett legen zu können. Meine drei Heiligen Meister sind (in fremder Sprache) Gustave Flaubert, Vladimir Nabokov und William Shakespeare; die deutscher Zunge heißen Karl Kraus, Arno Schmidt und: Ror Wolf.
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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Selbstbespiegelung |
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Sonntag, 25. Januar 2015 23:12

Himmelfahrt mit Schweinchen (W. Busch)
Es gäbe heute, liebe Leserin, lieber Leser, einiges zu glossieren und im „Abfall“ zu sortieren. Etwa die überraschende Vorverlegung des Pegida-Aufmarschs von Montagabend auf Sonntagnachmittag. Die Pegidazis sollten laut ihren Leithammeln so die Möglichkeit erhalten, Herbert Grönemeyer beim morgigen „Bürgerfest für Weltoffenheit“ für umme beobachten zu dürfen. Das haben diese Trottel nun davon, daß sie Roland Kaiser unter den Bann gestellt haben – sie müssen sich noch schlimmere Musik anhören. Dank sei der karmischen Gerechtigkeit!
—Ich könnte mir vielleicht auch den einen und den anderen unappetitlichen Gedanken machen über die 37 Millionen Bakterien, die ein einziger Mensch pro Minute in seiner Umgebung verteilt, und weshalb dieser Mensch im Bus stets genau neben mir stehen muß. Aber mein Schnupfen kommt nicht von Keimen, sondern von Viren, und man soll nicht alles aufs Karma schieben. Also widmen wir uns an diesem kalten, feuchten, sternlosen Winterabend etwas anderem und wirklich erfreulichen – der Ausgefuchstheit und Komikkanonfestigkeit der „Abfall“-Leser.
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Abteilung: Bored beyond belief, Litterarische Lustbarkeiten |
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Samstag, 24. Januar 2015 11:10
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REGEL
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Wer nämlich mit h schreibt,
—ist dämlich.
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VARIATIONEN
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Wer täglich mit k schreibt,
—ist eklig.
Wer schrecklich mit g schreibt,
—ist eglig.
Wer fleckig mit v schreibt,
—ist einvach ferrückt.
Abteilung: Bored beyond belief, Kreatiphe Orthogravie, Lieder ohne Werte, Unerhört nichtig |
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Freitag, 23. Januar 2015 16:24
Das Materialistische und das Religiöse stehen sich, hch-chmm, sensibel gegenüber. Je höher, schneller, weiter die Wissenschaft in die Struktur der Schöpfung eindringt, desto weniger Schöpfer findet sie darin. Es gibt kein Aufklären über das Leben, das Universum und die Ziffer 42 ohne Gottlosigkeit. Denn erst der Zweifel zeigt den Denker / die Skepsis ehrt den Menschenfreund. / Wo sitzt er jetzt, der große Lenker? / Hat er seinen Thron geräumt? – Aufklärung kann nicht sein, wo geglaubt wird. Deshalb ist Blasphemie die Vorstufe des „Ausgangs aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Kant).
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