Abendschland und wahre Helden

Donnerstag, 29. Januar 2015 23:51

Das waren doch mal erfreuliche Schlagzeilen gestern und heute: „Pegida sagt Demo für Montag ab“ („Zeit online“), „Pegida-Bewegung – Bündnis vor der Spaltung“ („FAZ.net“), „Zerlegt Pegida sich selbst?“ („FR-online“), „Pegida schafft sich ab“ („Spiegel online“) und, sehr hübsch: „Untergang der Abendländler“ („taz.de“). Unter der Headline „Hier spinnt das Volk“ hat Kay Sokolowsky für das Februarheft von Konkret aufgeschrieben, was die Pegidazis umtreibt, und warum die Islamfeindschaft für sie nur eine Ausrede ist, um Nichtsodeutsche öffentlich hassen zu können.

Die Kabalen im „Orga-Team“ der Abendschland-Retter durch seinen Artikel ausgelöst zu haben, würde Sokolowsky nur zu gern behaupten, läßt es aber bleiben, weil er (eigene Auskunft) „zum Lügen heut‘ zu müde“ ist. Nicht gelogen aber ist sein Hinweis auf die inzwischen 5. Episode der Serie „Die Zukunft war gestern“: Diesmal verneigt sich der Autor vor Arthur C. Clarkes eiskalter Mystik in Childhood‘s End (Die letzte Generation).

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Bleibt erschüttert, widersteht: Piwitt zum 80sten

Mittwoch, 28. Januar 2015 23:51

Piwitt_Mond_80_(c)_Kay_Sokolowsky

Wintermond für HPP

Wieviel ich ihm verdanke, als Leser und als Autor … Was er mir beigebracht hat über die nötige Haltung, im Leben sowohl als auf dem Papier … Welchen Trost ich noch seinen bitteren Notizen abgewinne (hat er sie doch in einer Weise verfaßt, die an Lakonie und tänzerischer Gewandtheit schwerlich zu übertreffen ist) … Und weshalb ich mir viel darauf einbilde, ihn duzen zu dürfen …: Das wäre einen ausgreifenden, für dieses Blog leider zu langen Aufsatz wert.

Hermann Peter Piwitt, der heute 80 Jahre alt wird, ist nicht bloß einer der scharfsinnigsten Chronisten der bundesdeutschen Verhältnisse (etwas Erhellenderes über den Crash sämtlicher 68er-Utopien als Piwitts Roman Die Gärten im März von 1979 wird man in der Hochliteratur kaum finden). Piwitt ist vor allem ein echter Dichter, ein wohlgeratener Sohn seiner schönen Mutter Sprache, und, das kommt auch unter echten Poeten selten vor: eingerader Typ.

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Empfehlung des Hauses: Klang, Klug-, Klarheit

Dienstag, 27. Januar 2015 23:35

Wolf_RWW_Nachrichten_aus_der-bewohnten_Welt_(c)_Schöffling_Verlag

(c) Schöffling & Co.

Sollte mich mal einer fragen: „Was haben deine Lieblingsdichter gemeinsam?“ – dann könnte ich wie aus der Pfefferpistole geschossen antworten: Bei allen habe ich den Wunsch, irgendwann genauso schön schreiben zu können wie sie. Den semantischen Geröllhaufen, grammatischen Widerborstigkeiten, stilistischen Fallstricken (Metapher, Metonymie, Masche) ebenso souverän ausweichen zu können. Genauso musikalisch und taktbewußt die Sätze anlegen, ebenso planvoll die Form und den Inhalt in ein fruchtbares Bett legen zu können. Meine drei Heiligen Meister sind (in fremder Sprache) Gustave Flaubert, Vladimir Nabokov und William Shakespeare; die deutscher Zunge heißen Karl Kraus, Arno Schmidt und: Ror Wolf.

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Zwischen Kaffeestunde und Schlummertrunk

Sonntag, 25. Januar 2015 23:12

Der_heilige_Antonius_von_Padua_72_(c)_Wikimedia_commons_Moros

Himmelfahrt mit Schweinchen (W. Busch)

Es gäbe heute, liebe Leserin, lieber Leser, einiges zu glossieren und im „Abfall“ zu sortieren. Etwa die überraschende Vorverlegung des Pegida-Aufmarschs von Montagabend auf Sonntagnachmittag. Die Pegidazis sollten laut ihren Leithammeln so die Möglichkeit erhalten, Herbert Grönemeyer beim morgigen „Bürgerfest für Weltoffenheit“ für umme beobachten zu dürfen. Das haben diese Trottel nun davon, daß sie Roland Kaiser unter den Bann gestellt haben – sie müssen sich noch schlimmere Musik anhören. Dank sei der karmischen Gerechtigkeit!

Ich könnte mir vielleicht auch den einen und den anderen unappetitlichen Gedanken machen über die 37 Millionen Bakterien, die ein einziger Mensch pro Minute in seiner Umgebung verteilt, und weshalb dieser Mensch im Bus stets genau neben mir stehen muß. Aber mein Schnupfen kommt nicht von Keimen, sondern von Viren, und man soll nicht alles aufs Karma schieben. Also widmen wir uns an diesem kalten, feuchten, sternlosen Winterabend etwas anderem und wirklich erfreulichen – der Ausgefuchstheit und Komikkanonfestigkeit der „Abfall“-Leser.

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Kreatiphe Orthogravie (5): Eselsbrocken

Samstag, 24. Januar 2015 11:10

Rechtschreibregel_Symbolbild_(c)_Kay_Sokolowsky

R
EGEL

Wer nämlich mit h schreibt,
ist dämlich.

++

VARIATIONEN

Wer täglich mit k schreibt,
ist eklig.

Wer schrecklich mit g schreibt,
ist eglig.

Wer fleckig mit v schreibt,
ist einvach ferrückt.

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Heiteres Ratespiel für die gebildeten Stände (2)

Freitag, 23. Januar 2015 16:24

Quizlogo_gebildet_(c)_Kay_SokolowskyDas Materialistische und das Religiöse stehen sich, hch-chmm, sensibel gegenüber. Je höher, schneller, weiter die Wissenschaft in die Struktur der Schöpfung eindringt, desto weniger Schöpfer findet sie darin. Es gibt kein Aufklären über das Leben, das Universum und die Ziffer 42 ohne Gottlosigkeit. Denn erst der Zweifel zeigt den Denker / die Skepsis ehrt den Menschenfreund. / Wo sitzt er jetzt, der große Lenker? / Hat er seinen Thron geräumt? – Aufklärung kann nicht sein, wo geglaubt wird. Deshalb ist Blasphemie die Vorstufe des „Ausgangs aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Kant).

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Herr Hamburg und die Hygiene

Donnerstag, 22. Januar 2015 23:35

Heino Jaeger gewidmet

Toilet_sign_Men_at_airport_Hambug_IMG_0003_(c)_Apostoloff

Er ist groß, einsneunzig mindestens, und kräftig gebaut, an der Schwelle zum Fettleib. Über seine Wampe spannt sich ein Sweater mit der Aufschrift „Hamburg“. Da weiß ich gleich, wie der Mann heißt. Wie alt er ist, kann ich jedoch nur raten. Dreißig – vielleicht. Seine Pausbacken, das winzige Basecap und die riesige Brille (plus fünf Dioptrien) lassen ihn aussehen wie einen Deppen aus der sechsten Klasse. Wir stehen ziemlich nah beieinander und warten auf den Bus.

Plötzlich Gummiquietschen und Motorbrüllen: Da hat sich einer von der rechten Spur in eine Lücke auf der linken gedrängelt. Und nun beginnt ein Gespräch, das ich mir gar nicht ausdenken könnte. Eswurde nichts gekürzt oder geschürzt. Hiersitzt jedes Wort wie gemeißelt.

HERR HAMBURG. Das war aber knapp! Idioten!

ICH. Ja, wird gern gerast an dieser Ecke.

HERR HAMBURG. Deshalb fahr ich auch kein Auto. Alles viel zu hektisch. Macht
mich verrückt.

ICH. Im Bus ist es natürlich –

HERR HAMBURG. Versteh die Leute nicht. Was das immer soll! Zum Beispiel
in meiner Firma. Das sind da solche Schweine.

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Trefflich gescherzt (2)

Mittwoch, 21. Januar 2015 23:50

„Unser Nachbar ist doch Müllmann, oder?“
„Ja.“
„Warum sieht dann sein Garten aus wie éin Müllhaufen?“
„Vielleicht bringt er sich Arbeit mit nach Hause.“

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