Kennzeichen D O : Hoffnung

Freitag, 20. März 2015 23:58

Kennzeichen_DO_Religion_09_(c)_Kay_Sokolowsky… und zwar in zwei Richtungen. Erstens: Es kann noch einige Tage dauern, doch in naher Zukunft werde ich endlich ausplaudern, was mich am vergangenen Sonntag nach Dortmund trieb und sogar eine lange Nacht und einen weiteren halben Tag in der Stadt der Stahlbarone Harkort und Piepenstock verbringen ließ. Nehmen Sie das folgende Photo bitte bis dann als weiteren Hinweis auf das, was mir vor allem eine Reise nach Dortmund wert war:

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Kennzeichen D O : Skepsis

Donnerstag, 19. März 2015 23:59

Kennzeichen_DO_Religion_05_(c)_Kay_Sokolowsky

Ein Ziel des alten demokratischen Sozialismus und Liberalismus ist in Dortmund heute erreicht: die Säkularisierung oder, besser, Dechristianisierung des Orts. Wenn die eindrucksvollste Kirche der Stadt, St. Marien, mitsamt ihren berühmten spätmittelalterlichen Altartafeln des Conrad von Soest an einem Montag geschlossen bleibt – dann hat die Inhaberin der Filiale resigniert vor dem Verschwinden christlicher Transzendenz aus dem Weichbild der Stadt.

Die unmittelbare Nachbarin des Baus, die Kirche St. Reinoldi, ist zu großen Teilen eine neuestzeitliche Replik. Noch vor der Reformationszeit hatte der Bau des Originals begonnen, und er ward erst im Barock vollendet. Es genügte eine Nacht, um dieses Denkmal christlichen Bürgersinns zu pulverisieren. Nach seiner Zertrümmerung durch englische und amerikanische Bomben am 6.iOktober 1944 lag es da wie ein Symbol für den niedergeworfenen deutschen Imperialismus und Mordwahn. Er war ein passendes Symbol, dieser Tempel, und gerecht getroffen.

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Kennzeichen D O : Glaube

Mittwoch, 18. März 2015 23:59

Kennzeichen_DO_Religion_04_(c)_Kay_SokolowskyEigentlich sollte heute an dieser Stelle etwas über das reichhaltige Kulturangebot der Reviermetropole Dortmund stehen. Doch weil soeben der BVB von Juventus mit drei-zu-null im eigenen Stadion „abgekocht“ (Kicker online) wurde, kümmern wir uns jetzt um die Religion der Dortmunder, ihr Höchstes und Schönstes, die Borussia.

Zeichen der Devotion sind in jeder Straße zu besichtigen. Was ihrer verpaarten „Perle“ den harten Jungs mit dem weichen Keks zu sagen „zu schwul“ schiene, das gestehen sie hier, im „Lütge Eck“, seit 1909:

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Kennzeichen D O : Geschichte und Gegenwart

Dienstag, 17. März 2015 23:41

Nenne mir fünf größe Söhne Dortmunds! – „Nur fünf?“ – Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit, fünf müssen genügen. – „Darf ich die sympathischen bevorzugen?“ – Meinetwegen. Du könntest übrigens auch fünfzig von der guten Sorte runterleiern – die reichten noch lange nicht aus. – „Wofür?“ – Wogegen. Gegen die Strahlkraft des Einen. Den Schatten des Giganten. – „Jetzt machen Sie mich aber neugierig!“ – Das war Absicht. Leg, bitte, los.

„In Ordnung. Also. Der vielleicht bedeutendste Dortmunder, der Gründer des nach ihm benannten Verlagshauses: Friedrich Arnold Brockhaus. Dann: Emil Annecke, einer der wahrhaft aufrechten Demokraten bei der Revolution 1848, mußte leider in die USA emigrieren. Drittens: Der Sozialdemokrat Heinrich Hansmann, der den großen Bergarbeiterstreik von 1889 tapfer anführte. Ein leider weithin Vergessener als nächster: der Arbeiterdichter und Proletarierverbündete Erich Grisar. Und zum Schluß ein heimlicher Liebling von mir: der Komödiant Rudolf Platte, ein hinreißender Loser und Schlappschwanz auf der Bühne. Leider auch im Leben: Er paktierte mit den Nazis. Deswegen heimlicher Liebling.“

Nun, das ist gewißlich eine illustre und teils imposante Schar. Doch sie alle verblassen vor dem größten Sohn Dortmunds, verrauchen vor seinem Licht, seinem Namen in Ewigkeit, Amen! Vor IHM, dem

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Kennzeichen D O : Ankunft

Montag, 16. März 2015 23:50

Ich habe es bis gestern selber nicht gewußt, aber es gibt sie tatsächlich. Die Gründe, nach Dortmund zu reisen. Gründe, eben nicht wie sonst beim Halt am Hauptbahnhof den Schädel zwischen die Knie zu klemmen, die Finger zu falten und zu beten, daß die Lok von Pannen verschont bleibe. Sondern – aus dem Zug zu steigen und für mehrere Stunden zu verweilen, dort, in Dortmund. Ja, es gibt sogar einen Grund dafür, in der meistbewohnten Stadt des Ruhrgebiets zu übernachten. Eine ganze Nacht! In Dortmund!

Ich sehe Ihre Köpfe qualmen, fühle Ihre Anspannung, rieche das Adrenalin in Ihrem Schweiß. „Was“, so höre ich Sie keuchen, „was um alles in der Welt hat Kay Sokolowsky, dieser Liebhaber alles Schönen und Sinnenfrohen, in solch einer grauen Ortschaft verloren? Was mag in ihn und mit ihm da hin gefahren sein? Wollte er Nazis, von denen es dort reichlich gibt, beobachten?“ (Nein.) „Ist er neuerdings BVB-Fan?“ (Also bitte!) „Hat er ein seltsames Gelübde abgelegt, um seinem Gott näherzukommen?“ (Schon wärmer, aber lau.)

Nun, teure Leserin, werter Leser, Sie müssen sich gedulden! Die Auflösung dieses nervenzerreißenden Rätsels werde ich um ein paar Tage verschieben. Und ab morgen erst mal die kleinen Gründe für einen Tagesaufenthalt in Dortmund zeigen. Doch einen Hinweis auf die Pointe spendiere ich Ihnen bereits heute – der eine oder die andere wird gleich „Aha!“ rufen. (Bitte nicht petzen! Der ahnungslose Haufe muß halt warten.)

Kennzeichen_DO_Ankunft_(c)_Kay_Sokolowsky

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Borner Tippelleed*

Samstag, 14. März 2015 23:59

——–Oosdorfs Oobendblues
——–ßpeelt för jo op Rad …

Feldmark_Osdorfer_Born_01_(c)_Kay_Sokolowsky

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Man schreit deutsh (16): Traditionspflege

Freitag, 13. März 2015 23:59

5_RM_1938_back_(c)_NobbiPEs fand in Westdeutschland nie eine echte Abrechnung mit den abermillionen Tätern des Dritten Reichs statt; auch in der DDR nicht. In Bonn machten begeisterte Nazis Karriere bis hinauf zu Bundeskanzler und -präsident – gleich zwei höchste Repräsentanten der BRD waren vormals überzeugte Hitlergrüßer und Endsieger.

Die perverse Normalität, in der sich die Deutschen nur wenige Jahre nach ihren Zerstörungsorgien und Blutmessen wieder einrichten durften, wurde so wenig wie möglich durch Fragen nach dem nationalen Charakter gestört. Der durfte bleiben, was er seit 1871 war: eine einmalige Mischung aus Minderwertigkeitsgefühl und Großkotzigkeit, Geiz und Gehorsam, durchgerührt mit viel Schmierentheatersentimentalität und -humor, Muffigkeit plus Putzfimmel.

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Man schreit deutsh (15): Ganz die Alten

Donnerstag, 12. März 2015 23:59

Die europäische Welt hat keine Angst mehr vor den Deutschen, weil wir 1968 aufgebrochen sind, weil wir das Law-and-Order-Denken herausgeblasen haben aus diesem Land, weil wir, eine andere Generation, diese deutsche Gesellschaft gründlich zivilisiert haben.“
Antje Vollmer

Fahne_(c)_Kay_Sokolowsky

Und so schreiben sie, die von grünen Schleim-, Schaum- und Quatschköpfen wie A. Vollmer gründlich Zivilisierten –; so grölen diese Aufgeblasenen, vor denen halb Europa wieder Angst hat –; so pöbeln sie, weil die griechische Regierung sie daran zu erinnern wagt, daß die Deutschen sich seit 70 Jahren davor drücken, einen erpreßten Großkredit zurückzuzahlen –; so geifern und kreischen und spinnen sie, die gründlichsten aller Zivilisierten –; so halten sie eine Tradition aufrecht, um die uns die Welt beneidete, bestünde sie allein aus schizophrenen, bigotten, selbstgerechten, jede genehme Propagandalüge sofort schluckenden und wiederkäuenden Chauvinisten wie diesen Deutschen –; so trottelschlau, so unterirdisch überheblich, so speienswert führen die unverschämten Kinder und Enkel der viehischsten Verbrecher der Geschichte sich nicht etwa in den Online-Foren von Bild.de auf, sondern als Kommentatoren bei Zeit online [alle Kursivierungen sind von mir]:

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