Nullenquartett (2): Michael Jürgs
Freitag, 21. Oktober 2022 23:46
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Darf man das – einen Verstorbenen als Musterbeispiel für Journullismus hin- bzw. bloßstellen? Und ihn so auf die Nachwelt bringen: als reaktionären Petitbourgeois, dessen Haß auf die Plebs bloß durch sein Schmocktum übertroffen wird? Man darf nicht nur, man muß. Ehe jemand auf die Schnapsidee verfällt, den zu Lebzeiten schier unausweichlichen Schmalspurschwätzer Michael Jürgs als Vorbild für den schreibenden Nachwuchs zu reanimieren, will ich hier seine Plattfußspuren konservieren. Und beispielhaft an ihm demonstrieren, wie wenig Charakter sowie Talent nötig, nein, wie Opportunismus und schlechter Stil strikt erforderlich sind, um ein Liebling unserer Qual.medien zu werden.
—Der nachfolgende Verriß erschien erstmals in LITERATUR KONKRET 2009, und ich habe für die Neuauflage fast nichts korrigieren müssen.
K. S.
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Der enthemmte Biedermann
Michael Jürgs: Seichtgebiete. Warum wir hemmungslos verblöden. München 2009.
Wer mal Chefredakteur des Stern war und anschließend über Romy Schneider, Axel Springer und Alzheimer Bücher verfaßte, die keinen anderen Zweck erfüllten, als ihren Autor in all die Schwafel-Shows zu befördern, in denen über Romy, Axy und Alzy geschwatzt wird, als gäb’s keinen Morgen nach so viel Umnachtung, der sollte besser den Mund halten, wenn’s um Verblödung geht, denn er steckt bis zum Hals im Fettnapf, aus dem er frißt.
Abteilung: Director's Cut, Qualitätsjournalismus, Unerhört nichtig | Kommentare (2)